Erschienen in:
16.06.2016 | Pankreatitis | Schwerpunkt
Angeborene Anomalien und Malformationen der Gallenwege
Relevante Gesichtspunkte im Erwachsenenalter
verfasst von:
Prof. Dr. J. Rädle
Erschienen in:
Die Gastroenterologie
|
Ausgabe 4/2016
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Zusammenfassung
Angeborene Anomalien und Malformationen können die intra- und/oder extrahepatischen Gallenwege betreffen und weisen
je nach Art eine unterschiedliche Symptomatik und klinische Bedeutung auf. Reine Anomalien der Gallenwege sind häufig und
meist asymptomatisch, können aber bei hepatobiliären Operationen zu relevanten Komplikationen führen. Schwere
Malformationen, wie eine komplette oder partielle Atresie, sind selten und führen beim zunächst unauffälligen
Neugeborenen zu einem verlängerten und progredienten Ikterus, der eine chirurgische Rekonstruktion der Gallenwege oder
gar eine Lebertransplantation erforderlich macht. Die fibrozystischen Erkrankungen der Leber werden durch Anlagestörungen
der Duktalplatte ausgelöst und zeichnen sich durch zystische Erweiterungen der intrahepatischen Gallengänge sowie eine
fokale Leberfibrose aus. Zu dieser heterogenen Gruppe gehören die autosomal-rezessive bzw. autosomal-dominante
polyzystische Nierenerkrankung, die progressiv destruktive Cholangitis, die kongenitale hepatische Fibrose, das
Caroli-Syndrom sowie biliäre (von-Meyenburg-Komplexe) und mesenchymale Hamartome. Choledochuszysten werden oft im
Kindes-, aber in 20 % der Fälle auch erst im Erwachsenenalter diagnostiziert und nach der Todani-Klassifikation in 5 Typen eingeteilt. Sie treten häufig in Asien und besonders oft in Japan auf. Eine ungewöhnlich lange gemeinsame Mündung von Ductus hepatocholedochus und wirsungianus wird als wichtige Ursache angenommen. Bei Erwachsenen stehen die Symptome einer Cholelithiasis, Pankreatitis und biliären Zirrhose sowie das hohe Risiko für Cholangiokarzinome im Vordergrund. Daher sollte immer eine frühzeitige und vollständige Resektion der Zysten mit lebenslanger Überwachung erfolgen.