Erschienen in:
01.03.2015 | Originalien
Angebote zur Früherkennung von Psychosen und bipolaren Störungen in Deutschland
Bestandsaufnahme
verfasst von:
K. Leopold, A. Nikolaides, M. Bauer, A. Bechdolf, C.U. Correll, F. Jessen, G. Juckel, A. Karow, M. Lambert, J. Klosterkötter, S. Ruhrmann, S. Pfeiffer, Prof. Dr. A. Pfennig, M.Sc.
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 3/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Verbesserung des Wahrnehmens und Erkennens schwerer psychiatrischer Erkrankungen und die Etablierung von niedrigschwelligen sowie kurzfristig verfügbaren Angeboten für die Diagnostik und Therapie sind Grundvoraussetzungen der Umsetzung einer Früherkennung und Frühintervention.
Material und Methoden
Für die Bestandsaufnahme wurden im September und Oktober 2012 separat Fragebogen zu Früherkennungsangeboten bei Psychosen und bipolaren Störungen per Post an psychiatrische Kliniken in Deutschland versendet. Zusätzlich erfolgten telefonische und internetgebundene Nachrecherchen sowie der Abgleich der Angaben aus den 2 Befragungen und mit Netzwerkverzeichnissen von publizierten und laufenden Studien aus dem Bereich der Früherkennung.
Ergebnisse
Der Rücklauf der postalischen Befragung zu Psychosen und bipolaren Störungen betrug 21 % (51 von 246) bzw. 36 % (91 von 255). Drei Viertel der Einrichtungen, die sich beteiligten, bekundeten mindestens das Interesse zur Schaffung eines Früherkennungsangebots ihrer Einrichtung für Psychosen, die Hälfte eines für bipolare Störungen. Insgesamt wurden 26 Einrichtungen identifiziert, in denen bereits Angebote zur Früherkennung von Psychosen unterhalten wurden, 18 boten solche zur Früherkennung von bipolaren Störungen. Von diesen Angeboten sind 16 niedrigschwellige Früherkennungszentren mit direktem, kurzfristig verfügbarem Zugang für Ersterkrankte sowie Personen aus Risikogruppen und separater spezifischer Öffentlichkeitsarbeit. Fünf dieser Früherkennungszentren verfügten über eine leicht auffindbare eigene Homepage, bei zusätzlichen 15 Kliniken waren die Webseiten der Früherkennungsangebote Bestandteil der Klinik-Homepage.
Schlussfolgerung
Trotz großen Interesses und der Chancen der Früherkennung schwerer psychischer Erkrankungen gibt es in Deutschland aktuell kein flächendeckendes Angebot. Öffentlichkeits- und Informationsarbeit wird (noch) nicht ausreichend geleistet, um die Betroffenen und ihr Umfeld zu erreichen. Zudem fehlen gemeinsame Standards; fächerübergreifende Modelle finden sich nur vereinzelt. Um diese Defizite zu beheben, bedarf es u. a. der Gewinnung potenzieller Kostenträger bzw. Sponsoren für eine ausreichende Finanzierung solcher Angebote.