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2021 | Buch

Angiofibel

Interventionelle angiographische Diagnostik und Therapie

herausgegeben von: Prof. Dr. Boris Radeleff

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Angiofibel 2.0 - mit Online-Cases

Ein detailliertes, vollständig überarbeitetes und erweitertes Arbeitsbuch: unverzichtbar für alle angiographischen Eingriffe, nicht nur für Interventionelle Radiologen, sondern auch fachübergreifend für Gefäßchirurgen, sowie Gastroenterologen.

Neue Online-Features in der 2. Auflage:

eBook Inside: Downloadcode im Innenteil des Buches für das eBook auf www.springer.com enthalten (kostenlose Registrierung erforderlich)Videos per App: Laden Sie die SpringerNature MoreMedia herunter - Abbildungen im Buch per App mit Handy oder Tablet scannen, um Videos zu streamen

Praktische Handlungsanweisungen und Bildbeispiele sowie Hinweise zur Vermeidung und Management von Komplikationen runden das als Arbeitswerkzeug in der täglichen Routine gedachte Werk ab.

Neue und erweiterte Kapitel:

Notfall Gefäßembolisation: Interkostal-, Lumbalarterie und A. epigastrica inf.

Embolisation gynäkologischer Tumor-Blutungen

Embolisation von pulmonalen AV-Fisteln (PAVM)

Onkologische Embolisation

Transvaskuläre Therapie der Lebermetastasen

cTACE bei CRM-Mets

DEB-TACE bei CRM-Mets

Isolierte Chemosaturation (Delcath)

Transarterielle Therapie bei CCC

Transarterielle Therapie bei neuroendokrinen Karzinommetastasen (MNET)

Diagnostik, Klassifikation und Therapie von Gefäßanomalien

Embolisation benigner Lebertumore (z.B. FNH)

Milzembolisation

Prostataembolisation

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einführung in die Angiografietechnik

Frontmatter
1. Aufklärung
Zusammenfassung
Dieses Kapitel schafft einen Überblick über die rechtlichen Grundlagen der Aufklärung, das Aufklärungsgespräch inklusive Dokumentation und der damit verbundenen rechtswirksamen Patienteneinwilligung vor interventionell-radiologischen Eingriffen. Das Kapitel beinhaltet eine Darstellung der durch das Gesetz und die Rechtsprechung geschaffenen Anforderungen an die wirksame Aufklärung des Patienten. Hierbei wird auch auf die durch das Patientenrechtegesetz eingefügten Paragraphen des Bürgerlichen Gesetzbuchs verwiesen. Es werden die wichtigsten Fragen – wer klärt auf, wer muss aufgeklärt werden, wann ist der richtige Aufklärungszeitpunkt, wie, worüber und wie weit muss aufgeklärt werden – ausführlich beleuchtet und beantwortet.
Michael Eiers, Jörg Heberer
2. Punktions- und Hämostasetechnik
Zusammenfassung
Das vorliegende Kapitel referiert das Prinzip der zur Angiografie angewendeten arteriellen (transfemoral, transbrachial und transradial) und venösen (transjugulär) Punktionstechniken. Dargestellt sind Maßnahmen zur Analgesie, eventuelle Komplikationen und deren Management, Hämostasetechniken sowie Besonderheiten beim Einsatz eines Mikropunktions-Sets und der Intervention bei pädiatrischen Patienten.
Boris Radeleff, Mark O. Wielpütz
3. Angiografie-ABC
Zusammenfassung
Dieses Kapitel bündelt die allgemeinen Grundlagen der Angiografie hinsichtlich Materialvorbereitung und -kontrolle und stellt den Einsatz der gängigen Drähte, Selektivkatheter und Schleusen sowie deren Handhabung dar. In Abhängigkeit von Einsatzzweck und Zielgefäß eignen sich jeweils unterschiedliche Katheter für unterschiedliche Angiografien, weshalb auch Hinweise zur optimalen Katheter- und Schleusenauswahl Eingang fanden. Der Passus Prävention und Management von periinterventionellen Komplikationen referiert infrage kommende Gefahren: verdrehte und abgeknickte Katheter, Komplikationen im Bereich der Aortenbifurkation, Gefäßdissektionen und Gefäßrupturen nach perkutaner transluminaler Angioplastie, die Überstentung eines wichtigen Gefäßabgangs sowie den Stentverlust.
Boris Radeleff, Mark O. Wielpütz
4. Embolisation: Materialien und Technik
Zusammenfassung
Ziel einer Embolisation ist der Verschluss eines Blutgefäßes durch Blutflusssenkung und Thromboseinduktion. Dafür stehen verschiedene Materialien zur Verfügung: Metallspiralen, Gewebekleber (flüssiges Embolisationsmaterial) oder Partikel (partikuläres Embolisationsmaterial) oder auch durch eine Kombination verschiedener Materialien. Die Wahl des Embolisationsmaterials richtet sich nach: Blutungslokalisation, Blutungsausmaß, Gerinnungsfunktion und Gefäßart und Gefäßterritorium sowie Kollateralperfusion. Es werden Indikationen und Kontraindikationen, verschiedene Materialien und deren Einsatzbereiche vorgestellt. Daneben gibt das Kapitel Auskunft über typische Komplikationen (Katheterverklebung, Coil-Fehlplatzierung) und deren Management. Zur Durchführung von Embolisation, Lyse oder Thrombektomie kann fast jeder angiografische Standardkatheter verwendet werden; peripher gelegene, kleine Zielgefäße erfordern jedoch den Einsatz von Mikrokathetern. Für diese sind jedoch Erfahrungen mit verschiedenen Führungskathetern und -drähten genauso wichtig wie eine adäquate Kathetertechnik. Im Unterkapitel „Mikrokatheter: Tipps und Tricks“ finden sich eine umfangreiche tabellarische Zusammenfassung der Embolisationsmaterialien diverser Hersteller.
Joachim Kettenbach, Miriam Klauß, Matthias Schilling
5. Prozedurales Komplikationsmanagement
Zusammenfassung
Das Kapitel fasst das standardisierte Vorgehen bei erkannten Komplikationen in der Intervention anhand einer Checkliste zusammen. Es werden interne (Fallanalyse, Zuständigkeiten, Maßnahmen) von externen Abläufen (Information von Kollegen, Überweisern, Patienten und Angehörigen) unterschieden. Alle Maßnahmen sind dokumentationspflichtig. In Abhängigkeit von der Schwere des Vorfalls folgt die interne Aufarbeitung der Komplikation diesen Schritten: Eintrag im Komplikationsbuch, Teambesprechung nach erkannter Komplikation und geklärtem weiteren Verlauf, Beschreibung der Komplikation nach der CIRSE-Klassifikation und Verfassen eines offiziellen Komplikationsberichts.
Boris Radeleff
6. Kontrastmittel
Zusammenfassung
Für alle Kontrastmittel (KM) gelten in Abhängigkeit von Untersuchungstechnik und -region unterschiedliche Injektionsparameter. Jodhaltige KM sind röntgenpositiv und lassen sich in wasserlösliche und ölige KM, sowie Kontrastmittelsuspensionen einteilen. In Abhängigkeit von der chemischen Verbindung werden die wasserlöslichen KM in ionische und nichtionische unterschieden. Für MRT-Untersuchungen kommen gadoliniumhaltige KM zum Einsatz. Kohlenstoffdioxid ist ein röntgennegatives KM, dessen Vorteil in der Anwendungsmöglichkeit bei Kontraindikationen gegen jodhaltige KM, wie Niereninsuffizienz, Hyperthyreose oder schweren Kontrastmittelunverträglichkeiten besteht. Ultraschall-KM steigern die Echogenität des Blutes und verbessern damit das Signal-zu-Rausch-Verhältnis.
Michael Eiers, Boris Radeleff
7. Anästhesiologisches Management
Zusammenfassung
Das Spektrum radiologischer Interventionen erweitert sich kontinuierlich durch Eingriffe, die neben einer hohen technischen Schwierigkeit auch eine erhöhte Belastung für den Patienten mit sich bringen. Dies fordert zunehmend eine anästhesiologische Betreuung des Patienten. Während bei wenig schmerzhaften Eingriffen, wie diagnostischen Angiografien oder Lysetherapien, häufig eine Anxiolyse in Kombination mit einer Lokalanästhesie ausreicht, erfordern andere Interventionen, wie Radiofrequenzablationen oder TIPSS (transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Stentshunt)-Anlage, eine tiefere Analgosedierung oder gar Allgemeinanästhesie. Diese Maßnahmen dienen dem Ziel, Diagnostik oder therapeutische Interventionen unter geringstmöglicher Beeinträchtigung der Funktionen von Herz, Kreislauf, Lunge, Bewusstsein und der Befindlichkeit des Patienten durchführen zu können. Gleichzeitig sollen mit ihrer Hilfe bestmögliche Arbeitsbedingungen für den Radiologen geschaffen werden.
Rebecca von Haken, Brigitta Lönard, Markus Weigand
8. Peri- und postinterventionelle medikamentöse Therapie
Zusammenfassung
Komplexe radiologische Interventionen und relevante Komorbiditäten der jeweiligen Patienten machen nicht selten eine anästhesiologische Mitbetreuung notwendig. Eine tiefe Analgosedierung oder gar die Durchführung einer Allgemeinanästhesie erfordern obligat die Präsenz eines Anästhesisten. Bei Patienten mit ASA-Status III sind die Überwachung der Vitalfunktionen und eine differenzierte medikamentöse Begleittherapie an einen in diesen Bereichen kompetenten Arzt zu übergeben. Daneben ergibt sich bei diesem Patientenkollektiv postinterventionell häufig die Notwendigkeit einer engmaschigen Kontrolle im Intensiv- bzw. Überwachungsbereich. Das Kapitel geht auf die in der Praxis relevanten Therapiebereiche und regelhaft eingesetzten Substanzen ein. Die individuelle Therapie, insbesondere Applikationsart und -weg (per os, intravenöse, intraarteriell, lokoregional, systemisch, kontinuierlich, intermittierend) erfolgt in enger Absprache mit dem interventionellen Radiologen bzw. dem jeweiligen Fachkollegen. Gemäß Leitlinien sind entsprechende Notfallmedikamente zu bevorraten und griffbereit zu halten.
Christian Bopp, Daniel Gnutzmann, Rebecca von Haken
9. Periinterventionelles Management
Zusammenfassung
Jede interventionelle Maßnahme erfordert die Einbettung in eine Struktur aus periinterventionellen Maßnahmen und Kontrollen, die in konkrete Handlungen münden. In diesem Kapitel werden die prä-, peri- und postinterventionell zu beachtenden Maßnahmen behandelt, insbesondere wird eingegangen auf die präinterventionelle Gerinnungsoptimierung und den Umgang mit vorbestehender Antikoagulationstherapie, mit vorbestehenden unerwünschten Kontrastmittelreaktionen und Kontrastmittelnephrotoxizität. Es werden verschiedene periinterventionell auftretende Problematiken, wie beispielsweise die akute unerwünschte Kontrastmittelreaktion, und der Umgang damit behandelt. Weiterhin wird hinsichtlich des postinterventionellen Prozederes im Allgemeinen auf die Wichtigkeit der Übergabe relevanter Informationen an den übernehmenden Arzt eingegangen, insbesondere im Blick auf eine nötige Antikoagulation nach PTA bzw. Stentanlage.
Nadine Bellemann, Nikolas Kortes, Boris Radeleff, Daniel Schneider, Migle Sumkauskaite

Vaskuläre Eingriffe

Frontmatter
10. Arterielle Interventionen
Zusammenfassung
Dieses Kapitel bündelt die diagnostische Aortografie mit den großen Aorteninterventionen, nämlich EVAR und TEVAR. In den Unterkapiteln zu Auxiliareingriffen werden die Technik der Embolisation einer Endoleckage nach Applikation einer Aortenprothese, bzw. die Rekanalisation der Nierenarterien nach Prothesenüberdeckung vorgestellt. In den Unterkapiteln zu Aorteneingriffen findet der Leser Techniken zur Fenestrierung eines Aortendissekats bei True-Lumen-Kollaps sowie die Vorstellung des Einsatzes ballonexpandierender Stents bei massiv verkalkter Aortenstenose. Häufigere Eingriffe werden wieder in den Unterkapiteln supraaortale Stents bez. der Karotisstenose, sowie der Abgänge des Truncus brachiochphalicus und der A. subclavia behandelt.
Boris Radeleff, Goetz M. Richter, Stefan Rohde, Frithjof Soeder, Kaare Tesdal, Marc-André Weber
11. Venöse Interventionen
Zusammenfassung
Ziel einer selektiven Venenblutentnahme ist die direkte Hormonbestimmung im venösen Blut (beispielsweise des Parathormons bei V. a. Hyper- oder Hypoparathyreodismus) zur Detektion hormonell aktiver Tumore, z. B. kleiner hormonproduzierender Nebennierentumoren. Das Kapitel referiert Indikationen und Kontraindikationen, Methodik (venöse Blutentnahme an Hals- und Nebennierenvenen sowie die Durchführung einer Stimulationsarteriografie), peri- und postinterventionelle medikamentöse Therapie, klinische Ergebnisse sowie gängige Komplikationen und deren Management.
Die Stentimplantation in die V. cava superior (VCS) erfolgt in domo zur endovaskulären Therapie der oberen Einflussstauung aufgrund maligner (90 %) oder benigner (10 %) Stenosen oder Verschlüsse. Je nach klinischer Symptomatik besteht eine Notfallindikation. Anhand der Planungsangiografie und des präinterventionellen CT wird ein geeigneter Stent ausgewählt. Um einer Stentmigration vorzubeugen, muss der Stentdurchmesser ≥20 % größer sein als der Durchmesser der VCS im nichtstenosierten Abschnitt. Grundsätzlich sollten selbstexpandierende Stents verwendet werden. In der Literatur wird der technische Erfolg der Stentimplantation in die VCS mit 100 % angegeben, der klinische Erfolg mit 87–90 %. Durch die Stentimplantation wird eine rasche Symptombesserung erzielt, die schneller eintritt als nach alleiniger Radio- oder Chemotherapie.
Dieses Kapitel behandelt die Indikationsstellung und den Einsatz eines Vena-cava-Filters in der V. cava inferior (VCI) im Management von Lungenembolie bzw. Beckenvenen- oder tiefer Beinvenenthrombose. Die Therapieentscheidung (konservative Therapie, intravenöse systemische Lyse, V.-cava-Schirm, Katheterlyse oder Operation) richtet sich nach der hämodynamischen Stabilität und dem Rechtsherzstatus des Patienten. Man unterscheidet technisch zwischen permanenten und temporären Vena-cava-Filtern. Studien wiesen auf eine Korrelation zwischen einem späten postthrombotischen Syndrom und der Verwendung von Vena-cava-Filtern hin. Wir setzen deshalb permanente VCI-Filter nur noch temporär/fakultativ ein unter geeignetem Antikoagulationsregime.
Beinvenenthrombosen können unbehandelt zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. Die medikamentöse Antikoagulation als Standardtherapie verhindert ein Fortschreiten der Thrombose und eine lebensbedrohliche Lungenembolie. Spätfolgen mit hoher Morbidität, wie das postthrombotische Syndrom (PTS), können so aber nicht verhindert werden. Die systemische Thrombolyse ist wegen der hohen Rate an Blutungskomplikationen nicht mehr indiziert, eine chirurgische Thrombektomie zunehmend durch endovaskuläre Verfahren ersetzt. Kathetergestützte Verfahren sind in Ergänzung zur Antikoagulation gut geeignet, rasch eine Revaskularisation ausgedehnter Thrombosen herzustellen. Die Kombination von Lyse und Thrombektomie als pharmakomechanisches Vorgehen reduziert die Thrombolytikumdosis und ermöglicht einen einzeitigen Eingriff. Residuäre Stenosen oder venöse Obstruktionen werden mittels Ballondilatation und Stentimplantation behandelt. Langfristig kann so der Schweregrad eines PTS nach iliofemoraler Thrombose deutlich verringert werden.
Hämodialysefisteln werden in Europa werden bevorzugt als primäre Shunts arteriovenöse Brescia-Cimino-Fisteln unter Verwendung der A. radialis und Unterarmvenen angelegt. Auch bei erneuter Shuntanlage werden im Allgemeinen autologe Venen im proximalen Unterarmbereich und der Ellenbogenregion bevorzugt. Die Aufgabenfelder der interventionellen Radiologie beziehen sich hier vor allem die Revision komplizierter d. h. stenosierter oder okkludierter Shunts und die Flussaugmentation neu angelegter, sich schlecht entwickelnder Shuntanlagen. Der nachfolgende Abschnitt erörtert Indikationen und Kontraindikationen sowie Technik der transbrachialen und transfemoralen Angiografie als auch der Shuntdirektdarstellung zu Diagnostik und Revision von Shuntstenosen und Shuntverschlüssen.
Joachim Kettenbach, Boris Radeleff, Stefan Siebert, Ulrike Stampfl, Dierk Vorwerk

Embolisationen

Frontmatter
12. Notfallembolisation
Zusammenfassung
Instabile Beckenfrakturen führen bei 5–20 % der Patienten zu einer pelvinen Massenblutung. Die Mortalität beträgt aufgrund des Blutverlusts sowie schockbedingter Folgeerkrankungen und Multiorganversagen 18–40 %. Ursächlich kommen zwei Blutungsquellen in Frage: venöse Blutungen aus den intrapelvinen Venenplexus an Os sacrum, Rektum oder Harnblase sowie aus spongiösen Frakturflächen und arterielle Blutungen zumeist aus Ästen der A. iliaca interna (AII). Die Beckengefäßembolisation gewinnt zur Blutungskontrolle zunehmend an Bedeutung. Sie dient der Initiierung und Unterstützung der Hämostase. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten: die proximale Embolisationsposition (Katheterlage zur Embolisation im Hauptstamm der AII bei multiplen Blutungen aus Internaästen) führt zu einer raschen Reduktion des Blutflusses und Blutungsstopp in allen abhängigen Gefäßen. Die distale, superselektive Embolisationsposition (z. B. Coilembolisation eines blutenden Asts der AII in Frontdoor-backdoor-Technik) führt hingegen zu einem Blutungsstopp nur in einem Gefäß.
Karsten Krüger, Boris Radeleff, Ulrike Stampfl
13. Elektive Embolisationen
Zusammenfassung
Dieser Abschnitt behandelt Indikationsstellung, Technik und Ergebnisse der Embolisation von pulmonalen arteriovenösen Malformationen (PAVM). Man unterscheidet die einfachen (80–90 %) von den komplexen (10–20 %) PAVMs. Die einfachen PAVM-Formen verfügen jeweils über eine einzige Feederarterie und drainierende Vene. Die komplexen Formen werden aus zwei oder mehreren zuführenden Arterien gespeist und weisen eine bis zwei drainierende Venen auf. PAVMs sind bevorzugt in den Lungenunterlappen lokalisiert, und zeigen bei bis zu 50 % der Patienten ein multiples und bei bis zu 20 % der Patienten ein bilaterales Verteilungsmuster. Gängige Indikationen zur Embolisation bzw. Reembolisation von PAVMs sind: asysmptomatische PAVMs zur Prävention von Komplikationen, symptomatische PAVMs und computertomografischer Nachweis persistierender PAVMs ein Jahr nach Embolisation.
Ralph Kickuth, Boris Radeleff
14. Onkologische Embolisation
Zusammenfassung
Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist weltweit betrachtet das fünfthäufigste Malignom bei steigender Inzidenz. In mehr als 80 % der Fälle ist es die Folge einer Leberzirrhose und inzwischen die Haupttodesursache bei Patienten mit dieser Erkrankung in Europa. Im Gegensatz zum HCC verfügt das umgebende nichttumoröse Lebergewebe zusätzlich über die portalvenöse Blutzufuhr. Aufgrund dessen können bei der transarteriellen Chemoembolisation (TACE) tumorversorgende arterielle Gefäße selektiv verschlossen werden, ohne einen Infarkt des umgebenden, gesunden, auch über die Pfortader perfundierten Lebergewebes zu induzieren. Ein weiterer wichtiger Vorteil der TACE gegenüber der systemischen Chemotherapie ist die Tatsache, dass die Positionierung des Mikrokatheters unmittelbar vor die tumorversorgenden Gefäße, eine deutlich höhere Zytostatikakonzentration in der Leber im Vergleich zur systemischen Applikation ermöglicht. Dadurch wird das gesunde Leberparenchym geschont und die systemische Toxizität deutlich reduziert.
Peter Huppert, Nikolas Kortes, Clemens Kratochwil, Boris Radeleff, Anne Schmitz, Ulrike Stampfl
15. Organembolisation
Zusammenfassung
Das Spektrum der interventionellen Radiologie umfasst auch die Behandlung von Gefäßanomalien, einer seltenen Erkrankung mit klinischer Vielfalt und großem therapeutischen Behandlungsspektrum. Korrekte Diagnose und symptomgerechte Behandlung des Patienten setzen Grundkenntnisse in der Klassifikation, Diagnostik und Therapie von Gefäßanomalien voraus, die in diesem Kapitel zusammengetragen werden. Die aktuelle ISSVA-Klassifikation teilt Gefäßanomalien in Gefäßtumore und Gefäßmalformationen ein. Gefäßtumore sind, in der Regel, eine Erkrankung von Säuglingen und Kleinkindern. Ihr Hauptvertreter ist das Hämangiom, das kongenital erworben wird oder infantil entstehen kann. Therapie der ersten Wahl bei den infantilen Hämangiomen ist Propanolol. Aufgrund hoher Spontanremissionsraten ist eine interventionelle Therapie selten notwendig. Gefäßmalformationen sind komplex, wachsen mit zunehmendem Alter des Patienten und werden anhand ihrer Zusammensetzung und Flusscharakteristik unterschieden. Man differenziert venöse, lymphatische und arteriovenöse sowie kombinierte Gefäßmalformationen. Symptomatische Patienten müssen umfassend bedarfsgerecht behandelt werden.
Stefan Pfleiderer, Boris Radeleff, Maliha Sadick, Migle Sumkauskaite

Diagnostik und Interventionen an Organen des Abdomens

Frontmatter
16. Leberinterventionen
Zusammenfassung
Inhalt des Kapitels sind die Indikation und Durchführung einer transjugulären Leberbiopsie zur Gewinnung von Lebergewebe bei eingeschränkter Gerinnungsfunktion. Der transjuguläre Zugangsweg erleichtert aufgrund der Gefäßanatomie das Einführen der Nadel in die Lebervene im Vergleich zum transfemoralen Zugang. Die portalvenöse Hypertonie ist eine mögliche Begleiterscheinung der Leberzirrhose. Eine direkte Quantifizierung ist nur durch die Punktion und Druckmessung in der Pfortader möglich. Allerdings ist die perkutane Punktion deutlich invasiver als eine indirekte Druckmessung und vor allem bei Gerinnungsstörungen mit einem erhöhten Risiko intraperitonealer Blutungen verbunden. Die Druckmessung mittels Okklusionsballon korreliert dabei etwas besser mit dem reellen Pfortaderdruck als die Messung mit Katheter-Wedge-Technik.
Stefan Siebert
17. Pfortaderinterventionen
Zusammenfassung
Eine direkte Pfortaderdarstellung ist möglich mittels Direktpunktion unter Computertomografie-, Ultraschall- oder Durchleuchtungskontrolle. Eine indirekte Portografie erfolgt über eine Mesenterikografie. Die Indikation zur Pfortaderlyse erfolgt interdisziplinär bei symptomatischen Patienten (Einzelfallentscheidung). Typische Symptome sind schwere Bauchschmerzen, die bis zu einem akuten Abdomen reichen können. Bei einem akuten Verschluss aller Etagen (intrahepatische Pfortader bis inkl. Mesenterialvenen) ohne Nachweis einer bereits eingetretenen, kavernösen Transformation stellen wir die Indikation aggressiver. Besteht in der Schnittbildgebung bereits der Verdacht auf eine venöse Kongestion des Darms, ziehen wir eine chirurgische Exploration einer erwogenen Pfortaderlyse vor.
Daniel Gnutzmann, Boris Radeleff, Migle Sumkauskaite
18. Diagnostik und Interventionen an Lebergefäßen und Pfortader nach Lebertransplantation
Zusammenfassung
Dieses Kapitel behandelt die interdisziplinäre Indikationsstellung, die Techniken (Ballondilatation oder Applikation eines Stents oder Stentgrafts in eine Stenose oder einen Verschluss der Leberarterie, Lebervene oder Pfortader nach Lebertransplantation) und die Ergebnisse der diagnostischen und therapeutischen Eingriffe nach Lebertransplantation.
Boris Radeleff
19. Transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Stentshunt
Zusammenfassung
Der TIPSS (transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Stentshunt, synonym TIPS) ist eine minimal-invasiv geschaffene Kurzschlussverbindung zwischen Pfortader und Lebervene und dient der partiellen Dekompression, vor allem bei Symptomen der portalen Hypertension in Folge einer Leberzirrhose. Die Abkürzung TIPSS beschreibt die dauerhafte Offenhaltung des Parenchymtrakts durch die Leber mittels des Einsatzes von Endoprothesen, früher mittels Ballon- oder selbstexpandierenden Metallstents, heute meist unter Einsatz von selbstexpandierenden Stentgrafts. Die gemeinsame Indikationsstellung für einen TIPSS trifft in domo ein interdisziplinäres Leberboard besetzt mit Gastroenterologen/Hepatologen, Chirurgen und Radiologen.
Boris Radeleff
20. Gallengangsinterventionen
Zusammenfassung
Die PTCD (perkutane transhepatische Cholangiodrainage) kommt in erster Linie als Therapie des Verschlussikterus zum Einsatz, zumeist als Palliativtherapie bei maligner Grunderkrankung. Hierbei wird die Galleflüssigkeit perkutan über Drainagen abgeleitet, auch eine Stentimplantation als Dauerschienung ist möglich. Eine weitere Einsatzmöglichkeit ist die Therapie postoperativer Galleleckagen, dann oft in Kombination mit einer CT-gesteuerten Biliomdrainage. Zur Interventionsplanung sollte eine aktuelle Schnittbildgebung vorliegen. Die Komplikationsrate der PTCD-Anlage beträgt 5–10 %, u. a. durch Pneumothorax und Hämobilie.
Ulrike Stampfl
21. Niereninterventionen
Zusammenfassung
Die diagnostische Angiografie zur Darstellung der Nierenarterien (Anatomie, Varianten und Pathologien) ist heute aufgrund der Invasivität der Katheterangiografie weitestgehend durch die Schnittbildgebung (Ultraschall/Farbduplex, CT- und MR-Angiografie) ersetzt worden. Das heißt die Katheterangiografie bei der Nierenarterie erfolgt heute in Interventionsbereitschaft für eine PTA einschließlich Stentapplikation bei z. B. ostialen Nierenarterienstenosen. Nimmt man einen residuellen Stenosegrad von <30 % nach PTA als Maßstab für den technischen Erfolg, so werden initiale Erfolgsraten für die Stentapplikation um 98 % gegenüber der Ballonangioplastie mit 77 % angegeben. Die langfristigen Restenoseraten nach Stentapplikation liegen zwischen 0 und 39 % je nach Nachbeobachtungszeitraum, nach alleiniger Ballon-PTA zwischen 9 und 55 %.
Boris Radeleff, Mark O. Wielpütz

Operative und bildgesteuerte Eingriffe

Frontmatter
22. Portanlage
Zusammenfassung
Dieses Kapitel behandelt Indikationsstellung, Implantation und Pflege von Portkathetersystemen (PKS). PKS bestehen aus zwei Bauteilen, nämlich dem Portreservoir (einer Injektionskammer aus Metall, Plastik oder Keramik, die durch eine permeable Silikonmembran perkutan punktiert werden kann und in eine Tasche unter der Haut implantiert wird) und dem eigentlichen Portkatheter (einem Schlauch aus Silikon oder Polyurethan), der die injizierten Substanzen aus dem Portreservoir ins zentralvenöse Blutsystem einleitet. Verglichen mit über einen langen Zeitraum belassenen, konventionellen, nach außen ableitenden venösen Verweilkathetern und auch PICC-Lines weisen PKS (meist in Schlüsselbeingrube, zunehmend auch am Unterarm oder Oberarm, selten in anderen Positionen wie z. B. leistennah) deutlich weniger Komplikationen, Infektionen und Thrombosen auf.
Gerd Nöldge, Boris Radeleff
23. PICC-Line-Anlage
Zusammenfassung
Dieses Kapitel behandelt Indikationsstellung, Implantation und Pflege von PICC(„peripherally inserted central catheter“)-Lines. PICC-Lines kommen insbesondere bei Patienten mit der Notwendigkeit einer längerfristigen intravenösen Medikamentengabe (z. B. Chemotherapie oder Antibiotikagabe) oder Ernährung zum Einsatz und bieten im Vergleich zu ständigen venösen Punktionen einen überlegenen Patientenkomfort (jederzeit schnell nutzbarer und sicherer zentralvenöser Zugang ohne das Risiko von Paravasaten) und entlasten damit das körpereigene Venensystem. Im klinischen Einsatz dienen PICC-Lines meist Tumorpatienten (z. B. hämatologische Erkrankungen) für eine dann oft ambulant durchgeführte Chemotherapie. Ferner können über sie auch medikamentöse Behandlungen jeder Art, besonders die Infusion gefäßtoxischer und hyperosmolarer Substanzen, wie auch die routinemäßigen Blutentnahmen erfolgen.
Daniel Gnutzmann, Nikolas Kortes, Boris Radeleff
24. Lymphinterventionen
Zusammenfassung
Bei der Lymphografie können über eine Lymphgefäßpunktion am Fußrücken die Lymphbahnen am Bein, die inguinalen und iliakalen Lymphbahnen sowie die retroperitonealen Lymphbahnen und der Ductus thoracicus dargestellt werden.
Boris Radeleff, Ulrike Stampfl
25. CT-Interventionen
Zusammenfassung
Eine Kombination aus externer Ableitung und antibiotischer Therapie stellt heute das Standardverfahren für Abszesse mit einem Durchmesser >3 cm dar, lediglich bei Abszessen <3 cm kann der Versuch einer alleinigen Antibiotikatherapie indiziert sein. Die CT-gesteuerte Drainageanlage ist bei schwierig zu erreichenden Zielläsionen direkt unterhalb des Zwerchfells, retropankreatisch oder tief im kleinen Becken anderen Verfahren (MRT, Ultraschall oder Durchleuchtung) hinsichtlich der Planung des Zugangswegs, der Kontrolle der Nadel- und Katheterlage, der schnellen Durchführbarkeit, sowie der relativ leicht zu erlernenden Technik überlegen. Sie bietet eine hohe Ortsauflösung, ist nicht empfindlich gegenüber störenden Gasüberlagerungen und bietet eine genaue Tiefendarstellung mit der Möglichkeit zur Umgehung vitaler Strukturen. Bei sachgerechter Durchführung ist das Verfahren sicher, effizient und komplikationsarm, es kann die Länge der Hospitalisation der Patienten verkürzen, chirurgische Operationen vermeiden und birgt insgesamt wenige Kontraindikationen.
Nadine Bellemann, Daniel Gnutzmann, Nikolas Kortes, Boris Radeleff, Daniel Schneider
26. Fremdkörperextraktion
Zusammenfassung
Dieses Kapitel behandelt Indikationsstellung und Durchführung einer Fremdkörperextraktion. Dabei handelt es sich meist um iatrogen ins Gefäßsystem eingebrachte Fremdkörper, am häufigsten im venösen Stromgebiet: Vv. cava superior (VCS) und inferior (VCI), Vv. subclavia und jugularis, im rechten Vorhof und Ventrikel, seltener in Truncus pulmonalis und Pulmonalarterien.
Boris Radeleff
27. Interventionen bei zystischer Echinokokkose
Zusammenfassung
Echinokokkosen sind Parasitosen, die durch Bandwurmlarven (Cestoden) hervorgerufen werden. Echinococcus granulosus (Hundebandwurm) ist der Erreger der zystischen Echinokokkose. Die Übertragung der Infektion erfolgt zwischen Nutzvieh, überwiegend Schafen, und Hunden. Der Mensch fungiert als Zwischenwirt. E.-granulosus-Zysten sind im aktiven Stadium mit klarer Flüssigkeit gefüllt. Die Degeneration der Echinokokkenzysten stellt sich bildgebend entweder als Ablösung der Endo- von der Perizyste oder als Konsolidierung des Zysteninhalts dar. Komplizierte Zysten werden chirurgisch behandelt. Für die medikamentöse Behandlung der zystischen Echinokokkose stehen ausschließlich Benzimidazole zur Verfügung. Die perkutanen Therapieverfahren sind: Sterilisierung der Zysten und Evakuierung der Endozyste durch eine Large-bore-Katheterintervention.
Waldemar Hosch

Informationen für MTRA

Frontmatter
28. Fachwissen MTRA
Zusammenfassung
Angesichts der zunehmenden Komplexität der Eingriffe der interventionellen Radiologie und deren immer breiter werdenden Spektrums wächst auch der Anspruch an die in diesen Abteilungen tätigen MTRAs immer stärker und das Aufgabenfeld gestaltet sich umfangreicher. Die Angiofibel ist zuvorderst ein praxisorientiertes Lehrbuch für radiologische Interventionalisten, die aber ihre Stärken nur im Team mit gut ausgebildeten und informierten Angiografie-MTRAs entfalten können.
Claudia Dietze, Natalie Tessendorf

Serviceteil

Frontmatter
29. Auflösung MC-Fragen
Zusammenfassung
► Kap. 1
Boris Radeleff
30. Herstellerverzeichnis
Zusammenfassung
Tab. Herstellerverzeichnis
Boris Radeleff
Backmatter
Metadaten
Titel
Angiofibel
herausgegeben von
Prof. Dr. Boris Radeleff
Copyright-Jahr
2021
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-56243-7
Print ISBN
978-3-662-56242-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-56243-7

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