Erschienen in:
20.12.2016 | Angiografie | Kasuistiken
Prolongierte reversible Blindheit über 5 Tage nach diagnostischer Koronarangiographie
verfasst von:
PD Dr. H. Wedekind, M. Özgün
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 6/2017
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Zusammenfassung
Wir berichten über einen 49-jährigen Patienten, der zur Durchführung einer Koronarangiographie bei pathologischer Ergometrie aufgenommen wurde.
Die Koronarangiographie erbrachte den Nachweis einer operationspflichtigen schweren koronaren 3‑Gefäß-Erkrankung. Zwei Stunden nach der Untersuchung meldete sich der Patient mit einem progredienten Visusverlust; nach 3 Stunden zeigte der Patient eine komplette Blindheit.
Unter dem Verdacht auf ein posteriores reversibles Enzephalopathiesyndrom (PRES) erfolgte eine intensivmedizinische Überwachung. Die zerebrale Bildgebung zeigte trotz zusätzlicher neurologischer Auffälligkeiten, wie fokal epileptischer Anfälle initial und im Verlauf, keinen für das PRES typischen morphologischen Befund.
Nach 5 Tagen kompletter Blindheit besserte sich die Sehkraft des Patienten langsam wieder und er erlangte nach 6 Tagen einen uneingeschränkten Visus beidseits. Die aortokoronare Bypassoperation konnte im Anschluss daran komplikationslos durchgeführt werden.
Kontrastmittelinduzierte kortikale Blindheit ist eine seltene Komplikation bei der Gabe von Kontrastmitteln. Ein für diese Komplikation häufiges bildmorphologisches Korrelat im posterioren Hirnparenchym konnte in unserem Fall selbst bei prolongierter Dauer und zusätzlicher funktioneller Beeinträchtigung mit komplexer Epilepsie nicht dokumentiert werden.