Medikamente-freisetzende Ballons bei PAVK – was gesichert ist

Stenosen peripherer Arterien können unter anderem mit Medikamente-freisetzenden Ballons (DEB) behandelt werden. Ihr Vorteil sind lokal hohe Wirkstoffspiegel bei geringer systemischer Belastung. Potenzielle Risiken konnten experimentell ausgeschlossen werden. Wenn bei arteriellen Gefäßstenosen mit Medikamente-freisetzenden Ballons (DEB – drug-eluting balloons) behandelt wird, ist dies die Verbindung einer mechanischen mit einer lokalen Arzneimitteltherapie. Die freigesetzten Zytostatika sollen die Restenose verhindern, welche durch die Gefäßwandverletzung während der Angioplastie entsteht. Im Unterschied zu Medikamente-freisetzenden Stents (DES), aus denen der Wirkstoff langsam freigesetzt wird, je nach System innerhalb von Tagen bis Monaten, erfolgt dies aus den mit Paclitaxel beschichteten DEB sofort: Die Partikel des schwer löslichen Arzneistoffs auf der Ballonoberfläche werden in die Gefäßwand gedrückt, verweilen dort und lösen sich langsam auf. In Koronarien von Schweinen sei eine Halbwertszeit von zwei Monaten gemessen worden, berichtete Prof. Dr. Ulrich Speck von der Charité Berlin beim 99. Deutschen Röntgenkongress in Leipzig. Auch nach sechs Monaten war lokal noch Wirkstoff zu finden. Mit zunehmender Inflationszeit des Ballons erhöhe sich die applizierte Dosis, so Speck, der als Pionier der interventionellen Behandlung mit DEB gilt. Die Wirkung setzt gleich zu Beginn ein, wenn das Gefäß auf die Verletzung reagiert. Auf diese Weise wird der Narbenbildungsprozess gestoppt. Potenzielle Risiken experimentell ausgeschlossen „Dieser Gewinn, den wir am Anfang erzielen, wird über die Zeit aufrechterhalten“, erklärte Speck. Allerdings gebe es eine ganze Reihe von Faktoren, die die Wirksamkeit und Verträglichkeit der DEB beeinflussten: die Art und Weise der Beschichtung, die Struktur und Oberfläche des Ballons, die Arzneistoffdosis und der Zusatzstoff sowie die Struktur des Wirkstoffs – das Paclitaxel muss in kristalliner Form aufgebracht werden, in amorpher Galenik wirkt es kaum. Speck und seine Mitarbeiter haben potenzielle Risiken von DEB untersucht, so zum Beispiel das Risiko einer systemischen Myelosuppression durch das Zytostatikum. Doch zu systemischen Wirkungen reiche die auf den Ballons vorhandene Paclitaxel-Dosis kaum aus. Speck: „Sie können 5 Ballons verwenden, ohne auch nur in den Bereich einer systemischen Wirkung zu kommen.“ Auch Mikroembolien durch die Arzneistoffpartikel seien nicht zu befürchten: Die Partikel können angesichts des sehr viel größeren Plaque-Materials, das während der Intervention abgeschwemmt wird, vernachlässigt werden. Und auch die befürchtete Bildung lokaler Aneurysmen aufgrund der Gefäßschädigung hat sich tierexperimentell nicht bestätigt. Klinische Wirksamkeit ist noch verbesserungswürdig Die klinische Wirksamkeit der DEB gilt an den Koronarien sowie an der Arteria femoralis (SFA) inzwischen als gesichert. Trotz der technologischen Optimierungen in den vergangenen Jahren seien die klinischen Ergebnisse allerdings nicht deutlich besser geworden, bedauerte Speck. Die TLR (Target Lesion Revascularisation)-Raten liegen in Studien ein Jahr nach der Intervention bei 2-15%. Das sei noch verbesserungswürdig. Wünschenswert, so der Experte, sei weiterhin eine Vereinfachung der Anwendung von DEB. Prof. Dr. Arno Brücker von der Universitätsklinik des Saarlandes in Homburg wies darauf hin, dass schwere Kalzifikationen mit einer vergleichsweise schlechteren Prognose einher gingen. Bei diesen Patienten gelange nur unzureichend Wirkstoff in die Gefäßwand. Der Stellenwert von DEB bei diesen Patienten wie auch bei Patienten mit langen Läsionen sowie mit Rezidiv- und In-Stent-Stenosen sei noch nicht gut untersucht, so Brücker. Er empfahl, bei solchen Patienten die DEB-Intervention mit anderen Techniken zu kombinieren, etwa der Lithoplastie, Atherektomie oder mit Schneideballons (cutting balloon). basierend auf: 99. Deutscher Röntgenkongress – Highlight 306: Drug-eluting Techniken bei der pAVK: ein neuer Standard?, Leipzig, 11.05.2018 Mehr vom Deutschen Röntgenkongress 2018 21.05.2018 | Periphere arterielle Verschlusskrankheit | Kongressbericht | Online-Artikel Kontrastangehobene MR-Angiographie mit vielen Vorteilen 22.05.2018 | Deutscher Röntgenkongress 2018 | Kongressbericht | Online-Artikel Zukunft der Radiologie: „Einfach härter zu arbeiten, ist keine Lösung!“ 23.05.2018 | Deutscher Röntgenkongress 2018 | Kongressbericht | Online-Artikel Knorpeldefekte erkennen, bevor sie klinisch Probleme machen 23.05.2018 | Gynäkologische Radiologie | Kongressbericht | Online-Artikel Kontrastmittel-Mammographie: Die neue MRT? 23.05.2018 | Angiologische Interventionen | Kongressbericht | Online-Artikel Medikamente-freisetzende Ballons bei PAVK – was gesichert ist 24.05.2018 | Deutscher Röntgenkongress 2018 | Kongressbericht | Online-Artikel SMAR3T zur raschen Diagnose bei Polytrauma-Patienten Alle Kongressberichte vom Deutschen Röntgenkongress der letzten Jahre, finden Sie in unserem Dossier: Deutscher Röntgenkongress

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