Erschienen in:
23.08.2022 | Angst | Schwerpunkt: Nonverbale Aspekte in Psychotherapie-Prozessen - Übersichten
Interpersonelle Prozesse während des Imagery Rescripting
Zusammenhang zwischen physiologischer Synchronie und emotionaler Verarbeitung
verfasst von:
Dr. Jessica Uhl, Julia Reuter, Eshkol Rafaeli, Wolfgang Lutz
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 1/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Imagery Rescripting (IR), eine emotionsfokussierte Technik zur Bearbeitung dysfunktionaler Grundüberzeugungen, ist zunehmend Gegenstand der Psychotherapieforschung. Die zugrunde liegenden Mechanismen der Technik sind jedoch nach wie vor unklar. Ergebnisse aktueller Studien zu physiologischer Synchronie legen nahe, dass Prozesse wie Co-Regulation eine bedeutende Rolle spielen könnten. So wurden insbesondere lineare Zusammenhänge zwischen physiologischer Synchronie und unterschiedlichen Prozessvariablen während des IR untersucht. Es ist dennoch fraglich, ob ein linearer Zusammenhang immer das beste Ergebnis liefert.
Fragestellung
Ziel dieser Studie ist es zu untersuchen, ob ein linearer oder quadratischer Zusammenhang zwischen physiologischer Synchronie in der therapeutischen Dyade und der emotionalen Verarbeitung von Klient*innen während des IR besteht.
Material und Methoden
Die Ergebnisse basieren auf 128 Therapiesitzungen mit 1926 zweiminütigen Segmenten aus einer imaginationsbasierten Prüfungsangstbehandlung mit 50 Klient*innen, im Umfang von 6 Sitzungen. Es handelt sich um eine studentische Stichprobe (88 % weiblich, Durchschnittsalter 24 Jahre). Die Gruppe der Therapeut*innen setzte sich aus Psychotherapeut*innen in Ausbildung und Masterstudierenden der Psychologie zusammen. Die elektrodermale Aktivität von Klient*innen und Therapeut*innen wurde kontinuierlich gemessen, und die emotionale Verarbeitung wurde von externen Ratern anhand der Experiencing Scale bewertet.
Ergebnisse
Mithilfe von ordinaler Regressionsmodellierung konnte nachgewiesen werden, dass ein moderates Maß an physiologischer Synchronie mit einer höheren emotionalen Verarbeitung verbunden ist (linearer Term: b = 7,85, SE = 2,39, p < 0,01; quadratischer Term: b = −16,80, SE = 4,92, p < 0,001).
Diskussion
Die Ergebnisse liefern erste Belege dafür, dass die physiologische Synchronie zwischen Klient*innen und Therapeut*innen ein wichtiger Indikator für die Tiefe der emotionalen Verarbeitung von Klient*innen während IR sein könnte.