Einleitung
Chronifizierungsgründe
Neurobiologische Schmerzedukation (PNE)
Biomedizinische Edukation | Neurobiologische Edukation | |
---|---|---|
Hauptpunkte | Erklärung des OP-Prozederes | Physiologie des ZNS und PNS |
Herangehensweise | Biomedizinische/biomechanische Herangehensweise | Biopsychosoziale Herangehensweise |
Evidenz | Geringe Evidenz [14] | Erste evidenzbasierte Ergebnisse weisen einen guten Effekt auf |
Schmerzspezifizierung | Geringe Schmerzspezifizierung [13] Erklärung von (andauerndem) Schmerz immer als Zeichen einer Gewebeschädigung [16] | |
Postulierter Effekt der präoperativen Edukation | Möglicherweise kann sich das präoperative Angst- und Stresslevel der Patienten steigern, was sich negativ auf das postoperative Outcome auswirkt [14] | Reduktion des präoperativen Angst- und Stresslevels |
Inhaltspunkte der PNE |
---|
1. Bestärkung der Entscheidung zu einer Operation |
2. Anatomie und Physiologie des Nervensystems |
3. Das Nervensystem und der Rücken |
4. Das Nervensystem im Kontext einer OP |
5. Schmerzregulierung im zentralen Nervensystem |
6. Genesung nach der Operation |
Methode
Suchbegriffe | Funktion | Treffer |
---|---|---|
Chronic pain | MeSH Terms | 14.774 |
Low back pain | MeSH Terms | 21.965 |
Pain neuroscience education | MeSH Terms | 248 |
Preoperative pain neuroscience education | MeSH Terms | 12 |
Pain | Title/Abstract | 631.164 |
Disability | Title/Abstract | 158.684 |
Kinesiophobia | Title/Abstract | 873 |
Catastrophizing | Title/Abstract | 3197 |
Central sensitization | Title/Abstract | 2876 |
Central sensitization | MeSH Terms | 634 |
Schritte der systematischen Literaturrecherche
Einschlusskriterien
Ergebnisse
Artikel, Erscheinungsjahr | Studiendesign, Evidenzlevel | Probanden | 1. Messkriterien, 1a. primäre Messkriterien, 1b. sekundäre Messkriterien | Messinstrumente | Ergebnisse | Schlussfolgerung |
---|---|---|---|---|---|---|
2. Messzeitpunkte | ||||||
3. Intervention | ||||||
Núñez-Cortés et al. (2019) [25] | Doppelt verblindete RCT, 1B | Pat. vor einer CTS-OP IG: n = 16, CG: n = 15 | 1. Schmerz Funktion der oberen Extremität (OE) Katastrophisieren Kinesiophobie Angst‑/Depression | VAS QuickDASH („short form of the Disabilities of Arm, Shoulder and Hand Questionnaire“) PCS Tampa Scale of Kinesiophobia(TSK)-11 HADS | Schmerz: – Kein sig. Gruppenunterschied zu jedem Zeitpunkt – Sig. Unterschied für beide Gruppen für Baseline – 4./12. W. postop. Funktion der OE: – Kein sig. Gruppenunterschied zu jedem Zeitpunkt – Sig. Unterschied für beide Gruppen für Baseline – 4./12. W. postop. Katastrophisieren: – Keine sig. Gruppenunterschiede zu den Zeitpunkten 4. und 12. W. postop. – Sig. Gruppenunterschied präop. Kinesiophobie – Kein sig. Gruppenunterschied zu den Zeitpunkten 4. + 12. W. postop. – Sig. Gruppenunterschied zum Zeitpunkt präop. | Beide Interventionen haben einen sig. Einfluss auf den postoperativen Schmerz und die Funktion der OE, aber nicht auf die psychometrischen Variablen Katastrophisierung und Kinesiophobie |
2. – Präop. (keine genauere Angabe) – Baseline – 4. Woche postop. – 12. Woche postop. | ||||||
3. Präoperative auditiv-visuelle 1:1-Edukation + Anleitung von postoperativen Übungen. Keine exakte Angabe zum genauen Zeitpunkt der Edukation IG: 30 min PNE: neurophysiologische und biopsychosoziale Aspekte von Schmerz, periphere und zentrale Sensibilisierung + 7. Tag postop. Übungsanleitung + schriftliche Heimübungen CG: 30 min Standardedukationseinheit: Infos zu medizinischen, anatomischen und pathologischen Aspekten des CTS + 7. Tag postop. Übungsanleitung + schriftliche Heimübungen | ||||||
Lee et al. (2018) [10] | RCT, 1B | 82 Patienten mit bevorstehender Wirbelsäulen-OP Interventionsgruppe (IG): n = 42 Kontrollgruppe (KG): n = 40 | 1a. Angst, Schmerz | State-Trait Anxiety Inventory (STAI) – „20-items state construct items“ „Visual analog scale of pain“ (VAS) Patientenmonitor (HP M1205A; Philips Medical Systems, MA) Saliva (2470 Wizard2 Automatic Gamma Counter; PerkinElmer, Fremont, CA) | Tag vor OP: keine sig. Gruppenunterschiede für Angst, Schmerz, physische Indikatoren 30 min vor OP: sig. reduzierte Angst und Schmerz in IG, keine sig. Gruppenunterschiede bzgl. der physischen Indikatoren Tag nach OP: sig. reduzierte Angst und Schmerz in IG, keine sig. Gruppenunterschiede bzgl. der physischen Indikatoren, aber reduzierter Puls und RR in IG Vgl. der Messzeitpkt.: IG: Angst: 1 > 2 > 3 Schmerz: 2 > 1 > 3 KG: Angst: 2 > 1 > 3 Schmerz: 2 > 1 = 3 | Präoperative intensive Edukation reduziert die Angst prä- und postoperativ sowie den Schmerz postoperativ |
1b. Physische Indikatoren: Puls, Atemfrequenz, Blutdruck, Kortisollevel | ||||||
2. 1. M.: Tag vor OP, 2. M.: 30 min vor OP, 3. M.: Tag nach OP | ||||||
3. Edukative Intervention präop. IG: 5‑ bis 10-minütige verbale Standardinformationen zum Operationsprozedere, Beantwortung der Patientenfragen. Zusätzliche 20-seitige Informationsbroschüre über den genauen OP-Ablauf + erklärende Bilder und Videos KG: 5- bis 10-minütige verbale Standardinformationen zum Operationsprozedere, Beantwortung der Patientenfragen | ||||||
Lluch et al. (2018) [11] | RCT, 2‑armig, „parallel group, assessor-blinded“, 1B | Pat. mit Knieschmerzen aufgrund einer Osteoarthritis >3 Monate, vor einer TEP-OP IG: n = 22 CG: n = 22 | 1a. CPM (objektiver Biomarker von CS) | NRS WOMAC CSI PCS TSK-11 CPM durch QST: – PPT – TS 1. PPT: – „analog Fisher algometer (Force Dial model FDK 40), rate of 1 kg/cm2/s“ – Je 3 Messungen mit einer Pause von 30 s – 3 cm medial des medialen Patellarands – 3 cm lateral des lateralen Patellarands – Ipsilateral: 5 cm distal des lateralen Epicondylus humeri (auf M. extensor carpi radialis longus) 2. TS: – 10 konsekutiv ansteigende Impulse an jeder PPT-Teststelle (2kg/s - 4 - 6 - 8 - 10 - 12 - 14 - 16 - 18 - 20kg/s) 5 min Pause 3. CPM: Kombination aus TS und einem „conditioning stimulus“ (schmerzhafte Reize am kontralateralen Arm durch aufgeblasene Manschette). Die Manschette wurde mit 20 mm Hg/s aufgeblasen, bis ein erster Schmerz auftrat, und dies für 30 s gehalten. Schmerz wurde dann erhoben. Nach 30 s wurde der Druck der Manschette so verändert, dass der Schmerz mit 3/10 angegeben wurde. Dann wurde TS wiederholt | Schmerz und Funktion verbesserte sich sig. für alle Messzeitpunkte ohne Gruppenunterschiede CPM: – Messlokalisationen: sig. geringer am lat. Knie und Epikondylus im Vgl. zum med. Knie – Interaktion zwischen Gruppe und Zeit: einzige sig. Veränderung für die IG zwischen Baseline und 3 Monate postop. – Keine sig. Veränderungen für CG TS: – Keine Unterschiede bzgl. der Lokalisation und zwischen den Gruppen – Für beide Gruppen keine Unterschiede zwischen den Messzeitpunkten PPT: – Sig. Unterschiede bzgl. Lokalisation: lat. Knie > med. Knie, lat. Knie > Epikondylus – Keine sig. Unterschiede zwischen den Gruppen – Sig. Zeitunterschiede in beiden Gruppen: sig. höhere PPT zu jedem Zeitpunkt im Vgl. zu Baseline CSI: – Sig. Zeitunterschiede in beiden Gruppen ohne Gruppenunterschiede für die Messzeitpunkte: a) 3 M. postop. – Baseline, b) 3 M. postop. – direkt nach Edukation, c) 3 M. postop. – direkt präop. WOMAC: – Zeitliche Reduktion des Scores in beiden Gruppen für: a) 3 M. postop. – Baseline, b) 3 M. postop. – direkt nach Edukation, c) 3 M. postop. – direkt präop. PCS: – Interaktion zwischen Gruppe und Zeit: – IG: sig. Reduktion aller Messzeitpunkte im Vgl. zu Baseline – CG: sig. Reduktion für direkt präop. – Baseline und direkt präop. – direkt nach Edukation, kein sig. Unterschied für Baseline – 3 M. postop. – Sig. Gruppenunterschiede zu den Zeitpunkten: direkt nach Edukation und 3 M. postop. (IG sig. besser) | Durch eine präoperative PNE + Kniemobilisation konnte im Vgl. zu einer präoperativen biomedizinischen Edukation + Kniemobilisation eine sig. Verbesserung in den Parametern Katastrophisierung und Kinesiophobie sowie CPM erreicht werden Keine sig. Gruppenunterschiede liegen für die Parameter Schmerz, Funktion, zentrale Sensibilisierung, temporale Summation und PPT vor Sig. Zeitunterschiede in beiden Gruppen für die Parameter Schmerz, Funktion, zentrale Sensibilisierung und PPT |
1b. PPT TS Schmerz Funktion Zentrale Sensibilisierung Katastrophisierung Kinesiophobie | ||||||
2. – 1. Baseline (2 M. präop.) – 2. Sofort nach 4 präop. Einheiten (1 M. präop.) – 3. 1 Monat Follow-up (direkt präop.) – 4. 3 Monate postop. | ||||||
3. IG: PNE gefolgt von „knee joint mobilization“, Buch „Schmerzen verstehen“ CG: biomedizinische Edukation gefolgt von „knee joint mobilization“ (Probanden sind verblindet hinsichtlich der Art der Edukation) 4 edukative Einheiten präop., je 1×/W. in Woche 8, 7, 6, 5 vor OP 1. Einheit: 50–60 min 2.–4. Einheit: 20–30 min Edukation: verbal und visuell mit PC, schriftlich („Your nerves are having knee replacement“; Louw 2012) Inhalte: PNE: Physiologie des Nervensystems, akuter vs. chronischer Schmerz, wie wird Schmerz chronisch, CS, Rekonzeptualisierung von postoperativem Schmerz nach TEP Biomedizinisch: Anatomie und Biomechanik des Knies, Ätiologie, Symptome, Behandlungen, OP-Prozedere Mobilisation mit Bewegung nach Mulligan (3 × 10 Wdh.) | ||||||
TSK-11: – Keine sig. Unterschiede für CG – Sig. Zeitunterschiede für IG: a) Baseline – direkt nach Edukation, b) Baseline – direkt präop., c) Baseline – 3 M. postop., d) 3 M. postop. – direkt nach Edukation – Sig. Gruppenunterschiede zu den Zeitpunkten: a) direkt nach Edukation, b) direkt präop., c) 3 M. postop. | ||||||
Louw et al. (2014) [13] | Multicenter-RCT, 1B | 65 Pat. mit lumbaler Radikulopathie vor OP IG: n = 31 KG: n = 34 | 1a. – Rücken‑/Beinschmerz – Funktion | NPRS ODI Fragebogen bzgl. der Erfahrungen des Pat. mit OP und präoperativer Edukation Eigene Angaben des Pat. zu Häufigkeit von postoperativen, medizinischen Untersuchungen und ärztlichen u./o. therapeutischen Therapien | Rücken‑/Beinschmerz: zu keinem der Messzeitpkt. sig. Unterschied zwischen den Gruppen. Beide Gruppen hatten sig. weniger Schmerz von Baseline zu 1 Monat postop. Funktion: zu keinem der Messzeitpkt. sig. Unterschied zwischen den Gruppen In 3/5 Pkt. zeigte sich die IG sig. zufriedener mit OP und präoperativer Edukation Die postoperativen Kosten durch die Inanspruchnahme medizinischer/therapeutischer, postoperativer Leistungen war bei der EG sig. geringer (45 %) (v. a. Röntgen und physikalische Therapie in KG sig. höher) | Keine sig. Gruppenunterschiede für Schmerz und Funktion. Beide Gruppen erreichten eine sig. Schmerzreduktion und Funktionsverbesserung Sig. postoperative Verhaltensveränderungen sowie eine starke Reduktion der eigenen Inanspruchnahme von Leistungen im Gesundheitswesen konnten bei Patienten erzielt werden, welche präoperativ eine neurobiologische Edukation bekamen |
1b. – Gedanken des Pat. bzgl. OP – Inanspruchnahme von postoperativen Leistungen im Gesundheitswesen | ||||||
2. – Baseline (vor Edukation) – 1 Monat postop. – 3 Monate postop. – 6 Monate postop. – 12 Monate postop. | ||||||
3. IG: biomedizinische OP-Vorbereitung + PNE (30 min verbale Edukation im 1:1-Kontakt + Pat. erhält eine Informationsbroschüre mit den Inhalten der PNE, welche mind. 1 × vor und 1 × nach der OP gelesen werden soll) KG: biomedizinische OP-Vorbereitung | ||||||
Louw et al. (2016) [16] | RCT, 1B | 50 Patienten mit 1‑Jahres-Follow-up nach Dekompressions-OP Davon waren n = 22 in der IG und n = 28 in der CG | 1a. Postoperative Inanspruchnahme von Leistungen im Gesundheitswesen | Utilization of Healthcare Questionnaire NPRS ODI: „A change of 5 points (10 %) is reported to be the MDC (minimal detectable change) for LBP populations“ Fragebogen bzgl. individueller Gedanken und Erfahrungen mit der OP und präoperativen Edukation | Keine weitere „healthcare utilization“: 10 IG, 6 KG Weitere LWS-OP im Zeitraum zwischen 1 Jahr und 3 Jahre postop.: 1 IG, 3 KG Ausgaben für Medikamente: 37 % geringer in IG (nicht sig.) Kosten für Arzt/Therapeut im Zeitraum von der OP bis 3 Jahre postop.: KG sig. höher für Hausarzt, physikalische Therapie, Massage Zum Zeitpunkt 3 Jahre postop. keine Unterschiede der Kosten in allen Bereichen LWS- und Beinschmerz, Funktion: keine sig. Gruppenunterschiede zum Zeitpunkt 3 Jahre postop. Zufriedenheit: Gruppenunterschiede: EG war sig. zufriedener für die Punkte: „ich fühlte mich umfassend vorbereitet“, „ich fühlte mich gut vorbereitet“, „meine Erwartungen wurden erfüllt“. Im zeitlichen Vgl. keine sig. Unterschiede in EG und KG | Trotz nicht-sig. Unterschiede bzgl. Rücken- und Beinschmerz sowie subjektiv empfundener Einschränkung (Funktion) im 3‑Jahres-Follow-up hat die IG sig. seltener Leistungen im Gesundheitswesen in Anspruch genommen im Zeitraum bis 3 Jahre postop. sowie sich seltener aufgrund von Schmerzen erneut operieren lassen |
1b. Rücken- und Beinschmerz, Funktion, OP-Zufriedenheit | ||||||
2. 3 Jahre postop. | ||||||
3. IG: präoperative verbale edukative Standardvorbereitung + PNE mittels eines 1:1-Gesprächs KG: präoperative verbale edukative Standardvorbereitung | ||||||
Rhodes et al. (2015) [26] | Prospektive, randomisierte Studie, 1B | 65 Jugendliche mit adoleszenter idiopathischer Skoliose und ihre Eltern IG: n = 26 KG: n = 39 | 1a. Angst der Patienten | State-Trait Anxiety Inventory Child (STAI-C) State-Trait Anxiety Inventory (STAI) Aufenthaltsdauer in Tagen Medikamente in mg/g/kg Fragebogen des KH bzgl. Zufriedenheit von Pat. + Eltern | Angst der Patienten: – 2 W. präop.: IG = KG – Direkt präop.: IG = KG – 2 T. postop.: IG sig. höher KG – Entlassung: IG sig. höher KG Zu allen Zeitpkt. zeigten beide Gruppen sig. höhere „state anxiety“ als „trait anxiety“ Angst der Eltern: keine sig. Unterschiede zw. den Gruppen und im zeitl. Verlauf In beiden Gruppen reduzierten sich die State-anxiety-Werte im zeitl. Verlauf, die Trait-anxiety-Werte blieben stabil Aufenthaltsdauer und Medikamenteneinnahme: keine sig. Gruppenunterschiede Zufriedenheit: Pat.: IG > KG (sig.) Eltern: IG > KG (nicht sig.) | Eine intensive präoperative Edukation das OP-Prozedere betreffend sowie ein präoperatives Kennenlernen relevanter postoperativer Aufenthaltsbereiche des Krankenhauses hat keinen Effekt auf die Angst der Jugendlichen und deren Eltern, auf die Aufenthaltsdauer und die Einnahme der Medikamente. Eine Entwicklung einer präoperativen entängstigenden Edukation für Patienten und Eltern ist wichtig, um die postoperative Angst zu reduzieren |
1b. – Angst der Eltern – Länge des KH-Aufenthalts – Schmerzmedikamente – Zufriedenheit der Patienten und ihrer Eltern | ||||||
2. – 2 Wochen präop. – Direkt präop. – 2 Tage postop. – Tag der Entlassung | ||||||
3. IG: – Präoperatives Gespräch über Risiken, „benefit“ und Alternativen der geplanten OP – 30-min-Führung durch KH (präoperativer Bereich, Intensivstation, Folgestation, Familienzimmer, Therapieräume) – Genaue Beschreibung des OP-Prozederes KG: – Präoperatives Gespräch über Risiken, „benefit“ und Alternativen der geplanten OP | ||||||
Louw et al. (2015) [15] | Fall-Kontroll-Studie, 3B | 30-jährige Patientin mit Rücken- und Beinschmerz li. > re., akut seit ca. 3 Monaten | 1. – Angst-Vermeidungs-Verhalten – Schmerzkatastrophisierungsgedanken – Funktion – Rücken- und Beinschmerz – Kenntnisse über die Neurophysiologie des Schmerzes – Rumpfflexion – Nervengleitfähigkeit – Schmerzschwelle – Hirnaktivitäten | FABQ PCS ODI VAS NPQ Fragebogen bzgl. der Gedanken und Erwartungen die OP betreffend FBA (1×) SLR (2×) (Inklinometer) PPT (MW aus 3 Messungen) – Dominante Hand – Li. neben Proc. spinosus von L3 – Li. Kniekehle fMRI-Scanner | FABQ, NPQ: kein Effekt PCS: 10 Pkt. reduziert ODI: 10 % reduziert Positivere Gedanken und Erwartungen die OP betreffend FBA: 8 cm weiter SLR: 7° höher PPT: reduziert fMRI: 1. Deaktivierung des periaquäduktalen Graus 2. Deaktivierung des Cerebellums 3. gesteigerte Aktivität des Motorkortex | Die sofort sichtbaren positiven Veränderungen im fMRI sowie die Veränderungen der psychometrischen Erhebungen und funktionellen Testungen weisen darauf hin, dass eine präoperative PNE einen Effekt auf kortikaler Ebene hat bei Patienten vor einer Operation der lumbalen Wirbelsäule |
2. – Vor der präoperativen PNE – Nach der präoperativen PNE | ||||||
3. Präoperative PNE 1:1-Setting 30 min | ||||||
Louw et al. (2020) [19] | „Case series“, 4 | 12 Patienten mit Schulterschmerz und eingeschränkter Schulterbeweglichkeit, vor einer Schulter-OP | 1. – Schmerz – Schmerzkatastrophisierung – Bewegungsangst – Eigene Gedanken zur Schulter-OP – Zentrale Sensibilisierung – Aktive ROM in Flexion der betroffenen Schulter – Sensitivität des Nervensystems:a) Deltoidansatz (betroffene Schulter) b) Deltoidansatz (nichtbetroffene Schulter) c) Posteriore Kniegelenksfalte der betroffenen Seite | NPRS PCS TSK 6 Fragen zu eigenen Gedanken bzgl. der anstehenden OP („10-point Likert scale“) CSI Goniometer PPT (angegeben werden sollte der Moment, in dem der Druck übergeht zu Schmerz) „Mean“ von 3 aufeinanderfolgenden Messungen (→ 15 % Veränderung = signifikant) | Schmerz: kein sig. Unterschied (p = 0,125) Schmerzkatastrophisierung: Reduktion von 1,5 Pkt., nicht statistisch sig., unterhalb des MDC Kinesiophobie: sig. Reduktion von 4 Pkt. (p = 0,013), aber ohne klinische Relevanz, da der MDC bei 5,6 Punkten liegt (33,3 % der Pat. erreichten eine Veränderung > MDC) Gedanken der Pat.: positive, aber nicht-sig. Veränderungen aller Gedanken Aktive Flex.: statistisch sig. Vergrößerung der ROM (p = 0,013), aber ohne klinische Relevanz, da Veränderung unterhalb des MDC CSI: keine Angaben Sensitivität des Nervensystems: Betroffene Schulter: sig. und klinisch relevante Verbesserung. Nichtbetroffene Schulter: nicht-sig. Verbesserung. Knie: nicht-sig. Verbesserung | PNE hat keinen sig. Einfluss auf Schmerz und Katastrophisierung. PNE hat einen sig. Einfluss auf Bewegungsangst und die aktive Beweglichkeit der Schulter, aber ohne klinische Relevanz PNE reduziert sig. die Sensitivität des Nervensystems im Bereich der betroffenen Schulter |
2. Direkt vor und direkt nach der PNE | ||||||
3. 1:1-PNE 30 min, adaptiert für Pat. vor einer Schulter-OP, in Anlehnung an PNE-Programme für Pat. vor einer LWS- oder Knie-OP + schriftliches Material. Keine exakte Angabe zum genauen Zeitpunkt der Edukation | ||||||
Louw et al. (2015) [14] | Fallbeschreibungen, 4 | 10 Patienten (7 w, 3 m) | 1. – Rücken- und Beinschmerz – Funktion – Angst-Vermeidung: a) körperliche Aktivität, b) Arbeit/Job – Katastrophisieren (den Schmerz und die Verletzung betreffend) – Kenntnisse über die Neurophysiologie des Schmerzes – Rumpfflexion – Nervengleit- und -spannungsfähigkeit | NPRS ODI FABQ – „Physical activity“ (FABQ-PA) – „Work“ (FABQ-W) PCS NPQ FBA „Passive straight leg raise“ ([P]SLR) – Inklinometer | Rückenschmerz: – Direkt nach Edukation: 6/10 höherer Schmerz, 1/10 MDC – 1 Monat postop.: 8/10 geringerer Schmerz (6/10 MDC) – 3 + 6 Monate postop.: 9/10 NRS ≤2 Beinschmerz: – Direkt nach Edukation: 7/10 hatten höheren Schmerz – 1, 3, 6 Monate postop.: Die meisten hatten keinen Schmerz FABQ-PA: – Direkt nach Edukation: Reduktion – 1, 3, 6 Monate postop.: Reduktion des Scores um 50 % FABQ-W: – Direkt nach Edukation: Score um 25 % geringer PCS: – Direkt nach Edukation: 10/10 hatten geringere Katastrophisierungsgedanken (5/10 MDC) – 1, 3, 6 Monate postop.: 8/10 im Bereich des MDC NPQ: – Zu jedem Messzeitpkt. bei 10/10 Pat. 10 % besser ODI: – Direkt nach Edukation: 7/10 MDC – 6 Monate postop.: 6/10 20 % geringer FBA: – Direkt nach Edukation: 6/10 Pat. im Bereich des MDC oder mehr SLR: – Direkt nach Edukation: 6/10 Pat. im Bereich des MDC oder besser | Eine neurobiologische Edukation hat einen direkten Einfluss auf den Patienten. Deutliche Unterschiede konnten bzgl. der Katastrophisierungsgedanken, der Rumpfflexion, der Nervengleitfähigkeit sowie der eigenen Gedanken des Pat. die bevorstehende OP betreffend festgestellt werden. Die Studie zeigt keinen direkten positiven Effekt auf die empfundene Schmerzstärke, wobei diese Veränderungen außerhalb des MDC liegen und deshalb infrage gestellt werden müssen. Allgemein ist die Aussagekraft der Studie aufgrund des geringen Evidenzlevels als gering einzustufen |
2. – Baseline (vor Edukation) – Direkt nach der Edukation – 1 Monat postop. – 3 Monate postop. – 6 Monate postop. | ||||||
3. Neurobiologische Edukation 30 min im 1:1-Kontakt präop. + Buch („Your nerves are having back surgery“) |
CPM | „Conditioned pain modulation“ |
CSI | „Central sensitization inventory“ |
CTS | Karpaltunnelsyndrom |
DASH | Disability of Arm, Shoulder and Hand Questionnaire |
FABQ | Fear Avoidance Belief Questionnaire |
FBA | Finger-Boden-Abstand |
HADS | Hospital Anxiety and Disability Questionnaire |
IG | Interventionsgruppe |
KG | Kontrollgruppe |
LBP | „Low back pain“ |
MDC | „Minimal detectable change“ |
NPQ | Neurophysiology of Pain Questionnaire |
NPRS | „Numeric pain rating scale“ |
NRS | „Numeric rating scale“ |
ODI | Oswestry Disability Index |
OE | Obere Extremität |
PCS | „Pain catastrophizing scale“ |
PNE | „Pain neuroscience education“ |
PPT | „Pain pressure threshold“ |
QST | Quantitative sensorische Testung |
SLR | „Straight leg raise“ |
STAI | State-Trait Anxiety Inventory |
TEP | Totalendoprothese |
TS | Temporale Summation |
TSK | Tampa Scale of Kinesiophobia |
VAS | Visuelle Analogskala |
WOMAC | Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index |
Diskussion
Mögliche neurobiologische Mechanismen der positiven Effekte von PNE
Fazit für die Praxis
-
„Pain neuroscience education“ (PNE) in einem präoperativen Setting kann Kinesiophobie, Angst und Katastrophisieren reduzieren. Der Effekt einer präoperativen PNE kann weniger an den Variablen Schmerz und Funktion bewertet werden, sondern eher durch psychometrische Assessments wie z. B. TSK und PCS.Die Inhalte von PNE basieren auf der Neurobiologie und Ätiologie von Schmerzen sowie von zu Schmerz beitragenden Risikofaktoren.
-
PNE hat einen systematischen Aufbau und kann einfach in die tägliche Praxis integriert werden.