Erschienen in:
30.01.2018 | Agoraphobie | Leitthema
Angsterkrankungen: Welche Psychotherapie für wen?
verfasst von:
Prof. Dr. A. Ströhle, Prof. Dr. T. Fydrich
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 3/2018
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Zusammenfassung
Nach dem Bundesgesundheitssurvey erfüllen etwa 15 % der Bevölkerung in Deutschland innerhalb eines Jahres mindestens einmal die Kriterien für das Vorliegen (irgend-)einer Angststörung. Dabei sind Frauen etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Zu den in der Studie des Robert Koch-Instituts systematisch untersuchten Störungen gehören die Panikstörung, Agoraphobie, generalisierte Angststörung, soziale Angststörungen und spezifische Phobien. Sowohl für Betroffene mit Angsterkrankungen als auch für Behandler ist daher die Frage „Angsterkrankungen: Welche Psychotherapie für wen?“ von großer klinischer, aber auch gesundheitspolitischer Bedeutung. Die aktuelle verfügbare wissenschaftliche Literatur wird unter den folgenden drei Fragestellungen bearbeitet: 1. Welches sind besonders geeignete Formen der Psychotherapie? 2. Welche Behandlung ist für welche Person mit welcher Diagnose diejenige, die den besten Erfolg verspricht (differenzielle Indikationsstellung)? 3. Wie kann bei Nonresponse bzw. Vermeidung der angebotenen Behandlung vorgegangen werden? Zusammenfassend werden für den klinischen Alltag die evidenzbasierten Empfehlungen der S3-Leitlinien herangezogen und die Eckpunkte der Empfehlungen dargestellt. Dabei wird deutlich, dass für die meisten Angststörungen zunächst eine kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung zu empfehlen ist. Bei nicht eintretender Wirkung oder wenn das Versorgungsangebot nicht oder nicht schnell genug verfügbar ist, können auch psychodynamische Behandlungen oder eine medikamentöse Behandlung empfohlen werden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können keine evidenzbasierten Empfehlungen für das Vorgehen bei Therapieresistenz oder Nonresponse gegeben werden; allerdings gibt es einige Strategien, über die klinischer Konsens feststellbar ist.