Olanzapin sorgt für etwas mehr Gewicht bei Anorexie

Eigentlich wollten Forscher mit einer Olanzapin-Therapie bei Anorexie-Patienten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die psychischen Symptome lindern und das Gewicht steigern. Funktioniert hat nur die Gewichtszunahme. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Seit der Einführung antidopaminerger Neuroleptika vor über 60 Jahren haben Ärzte immer wieder versucht, damit auch Anorexie-Patienten zu behandeln. Versuche mit Chlorpromazin weckten zunächst große Hoffnungen, aufgrund der Nebenwirkungen sei dieser Ansatz aber bald nicht weiter verfolgt worden, berichten Psychiater um Dr. Evelyn Attia von der Columbia University in New York. Auch mit neueren Antipsychotika hätten Ärzte immer wieder kleinere Studien aufgelegt, allerdings mit recht widersprüchlichen Ergebnissen. Bei minderjährigen Patienten lieferten Familien-basierte Interventionen und Psychotherapien meist bessere Resultate, sodass es hier bisher keine Empfehlungen zur Therapie mit Antipsychotika gebe. Etwas anders ist die Situation bei Erwachsenen mit Anorexie, hier würden psychologisch-psychotherapeutische Interventionen deutlich schlechter wirken als bei Kindern und Jugendlichen, weshalb Ärzte weiter nach medikamentösen Alternativen suchten, schreiben die Psychiater. Als vielversprechend gilt vor allem Olanzapin, weil es neben den psychischen Effekten auch zu einer Gewichtszunahme führt, die in diesem Falle eine günstige Nebenwirkung darstellt. Allerdings hätten auch hier Studien mit häufig nicht mehr als zwei Dutzend Patienten recht uneinheitliche Ergebnisse geliefert. In einer deutlich größeren Studie mit 152 Anorexiekranken konnte die Ärzte um Attia nun eine spürbare Gewichtszunahme unter Olanzapin nachweisen. Allerdings gingen die Zwangsvorstellungen damit nicht stärker zurück als unter Placebo. Drei Pfund pro Monat zugenommen Geeignete Patienten mussten einen BMI zwischen 14 und 18,5 aufweisen und durften keine weiteren gravierenden psychischen Störungen haben. Eine Begleitbehandlung mit anderen psychotropen Medikamenten sowie Psychotherapien waren jedoch erlaubt. 75 der Patienten bekamen Olanzapin, die übrigen 77 Placebo. Das Antipsychotikum wurde innerhalb von vier Wochen von 2,5 mg auf 10 mg täglich hochtitriert – also auf eine Dosis, wie sie üblicherweise auch Psychosepatienten erhalten. Zu Beginn waren die Teilnehmer im Mittel 29 Jahre alt und hatten einen BMI knapp unter 17, die Anorexie-Diagnose bestand im Schnitt schon seit zehn Jahren. Knapp 40% nahmen weitere Psychopharmaka wie Antidepressiva, Sedativa oder Hypnotika, fast alle Teilnehmer waren Frauen. Nach 16 Wochen stellten die Forscher unter Olanzapin einen signifikant größeren Gewichtszuwachs fest als unter Placebo. Mit dem Antipsychotikum stieg der BMI um 0,26 Punkte pro Monat, mit Placebo um 0,09 Punkte. Das lässt sich in eine durchschnittliche Gewichtszunahme von etwa 1,5 kg Kilogramm pro Monat unter dem Medikament und 0,5 Kilogramm unter Placebo übersetzen. Mit Olanzapin nahmen die Patienten also rund ein Kilogramm mehr pro Monat zu. Beim primären psychologischen Endpunkt, der Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale (YBOCS), gab es hingegen keine signifikanten Unterschiede: Mit Olanzapin sank der Wert ausgehend von im Mittel etwas über 16 Punkten um 0,80 Punkte, mit Placebo ging er um 0,76 Punkte zurück. Schlechte Adhärenz Der Zustand der Patienten unter Olanzapin hatte sich nach dem Ärzteurteil etwas häufiger verbessert als unter Placebo, allerdings war auch diese Differenz nicht signifikant, ebenso wenig wie die Unterschiede bei anderen Instrumenten. So gab es nach der Eating Disorders Examination (EDE) insgesamt keine belastbaren Unterschiede, der Wert für eine verzerrte Körperwahrnehmung hatte sich unter Olanzapin im Vergleich zu Placebo sogar noch etwas verschlechtert. Immerhin zeigten sich unter Olanzapin einige positive somatische Effekte: Die Patienten konnten sich damit besser konzentrieren, schliefen besser und hatten seltener Kopfschmerzen, auch fühlten sie sich weniger nervös. Ungünstige Effekte auf Glukose-, Lipid-, und Leberwerte wurden hingegen nicht beobachtet. Allerdings hatte zum Studienende fast die Hälfte der Patienten die Medikation abgesetzt, und zwar in beiden Gruppen. Dies weckt Zweifel, ob bei einer längeren Studiendauer überhaupt noch viele Patienten adhärent gewesen wären. Das größte Manko dieser bislang angeblich größten Medikamentenstudie bei Anorexie dürfte daher wohl die kurze Dauer von nur drei Monaten sein. Das Wichtigste in Kürze Frage: Kann Olanzapin bei Erwachsenen mit Anorexie das Gewicht steigern und Zwangsvorstellungen lindern? Antwort: In einer Studie mit 152 Patienten wurde unter Olanzapin lediglich eine moderate Gewichtszunahme beobachtet, jedoch keine Besserung der psychischen Symptome. Bedeutung: Der Nutzen von Antipsychotika bei Anorexie bleibt fraglich. Einschränkung: Kurze Studiendauer, wenige Patienten.

Springer Medizin

Olanzapin sorgt für etwas mehr Gewicht bei Anorexie

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