11.01.2024 | Antibiotika | Leitthema
Stellenwert lokaler Antibiotika für die Prophylaxe und Therapie frakturassoziierter Infektionen
verfasst von:
Michael Hülskamp, Dr., Josef Stolberg-Stolberg, Priv.-Doz. Dr., Michael Raschke, Univ.-Prof. Dr., Priv.-Doz. Dr. Steffen Rosslenbroich
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 2/2024
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Zusammenfassung
Hintergrund
Frakturassoziierte Infektionen (FRI) stellen eine schwerwiegende Komplikation, die zu hoher Morbidität und hohen Kosten für das Gesundheitssystem führt, dar. Eine effektive Prophylaxe und Therapie von FRI ist von großem Interesse.
Ziel der Arbeit
Ziel dieser Arbeit ist es, die verfügbare Evidenz bezüglich der Anwendung lokaler Antibiotika zu Prophylaxe und Therapie von FRI zusammenzufassen.
Material und Methoden
Es erfolgten eine ausführliche Literaturrecherche und ihre narrative Synthese. Deren Darstellung wird durch die Vorstellung eines anschaulichen Fallberichts ergänzt.
Ergebnisse
Seit 2018 besteht eine robuste Konsensus-Definition der FRI. In Deutschland stellt sich ein heterogenes Bild der Verwendung lokaler Antibiotika in der Prophylaxe und Therapie von FRI dar. Es existiert kein Konsensus zur lokalen Antibiotikatherapie bei FRI. Die Literatur zeigt einen Vorteil der additiven lokalen Antibiotikatherapie bei offenen Frakturen. Bei geschlossenen Frakturen besteht eine Tendenz zu einem Vorteil v. a. in Risikosituationen (prolongiert anliegender Fixateur externe, höhergradiger geschlossener Weichteilschaden, Kompartmentsyndrom). Gemäß analogen Daten aus der Endoprothetik könnte die additive lokale Antibiotikatherapie auch bei geschlossenen Weichteilverhältnissen vorteilhaft sein. Die Literatur reicht nicht aus, um eine Empfehlung für einen spezifischen Wirkstoff oder eine Applikationsform abzugeben. Lokale und systemische Nebenwirkungen werden diskutiert, aber ihre Inzidenz ist gering.
Diskussion
Insgesamt ist die additive lokale Antibiotikatherapie bei offenen Frakturen und bei geschlossenen Frakturen in Risikokonstellationen zu empfehlen. Die lokalen und systemischen Nebenwirkungen sowie eine Resistenzentwicklung gilt es, im Einzelfall abzuwägen.