Penicillinallergie: Oft lebenslang falsche Diagnose

Auszug

Der Trend zur Anwendung sogenannter Reserve-Antibiotika sei ungebrochen, erklärte Ludger Klimek, Wiesbaden. Ein Grund dafür sind häufig vermeintliche Penicillinallergien. Doch nur etwa 1 % der Menschen, die von einer Penicillin-Überempfindlichkeit berichten, haben tatsächlich eine Allergie. Dennoch hinterfragen viele Ärzte diese oft auch im Allergiepass fixierte Angabe nicht und verzichten vorsichtshalber auf hochwirksame und gut verträgliche Betalaktam-Antibiotika (BLA). Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie empfiehlt deshalb für jede Altersstufe die allergologische Abklärung aller BLA-Allergie-Verdachtsfälle, im Idealfall innerhalb eines Jahres nach der Reaktion, und ggf. eine Streichung im Allergiepass ("Delabeling"). Bei Verdacht auf eine Typ-I-Allergie auf BLA werden neben gezielten Fragen zur Anamnese zunächst die spezifischen Serum-IgE-Antikörper bestimmt. Sind diese unauffällig, schließt sich der Prick-Test an, bei negativem Befund die Intrakutantestung. Wurde auch hier kein positives Ergebnis gesehen, kann im stationären Setting unter ärztliche beaufsichtigter Nachbeobachtung ein Provokationstest durchgeführt werden. Bleibt eine allergische Reaktion aus, könne man davon ausgehen, dass keine Überempfindlichkeit gegen Penicillin vorliegt.

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