18.06.2024 | Antibiotika | Leitthema
Mikrobiologische Herausforderungen bei der Versorgung von Kriegsverletzungen
verfasst von:
Dan Bieler, Erwin Kollig, Wolfgang Weber, Lisa Hackenberg, Florian Pavlu, Axel Franke, Benedikt Friemert, Gerhard Achatz
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 7/2024
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Zusammenfassung
Die Behandlung von Kriegsverletzungen stellt in der modernen Wiederherstellungschirurgie eine ständige und wiederkehrende Herausforderung dar. Früher waren Tumorresektionen und septisch bedingte Resektionen hauptverantwortlich für langstreckige knöcherne Defekte in Deutschland. In den letzten Jahren zeigt sich ein zunehmend anderes Bild, v. a. bedingt durch die medizinische Unterstützung der Ukraine. Aspekte der Militärchirurgie gewinnen auch in zivilen Krankenhäusern an Bedeutung, insbesondere bei der Behandlung von Schuss- und Explosionsverletzungen. Aktuell werden in Deutschland Kriegsverletzungen postprimär versorgt, da die Verteilung der Patienten über das Kleeblattprinzip Wochen bis Monate nach Eintritt der Primärverletzung erfolgt. Neben den komplexen Knochen- und Weichteildefekten der Extremitäten nach solchen Verletzungen, die oft Nerven- und Gefäßstrukturen betreffen, wird die Rekonstruktion durch ein zunehmend multiresistentes Keimspektrum erschwert. Mikrobiologische Begriffsdefinitionen wie Kontamination, Kolonisation, kritische Kolonisation sowie lokale und systemische Infektion sind im klinischen Alltag von Bedeutung, um eine zielführende Behandlung einzuleiten, insbesondere bei der Antibiotikatherapie. Wundabstriche zur Bestimmung des Keimspektrums und die optimale Resistenztestung sind wichtig für die Auswahl der geeigneten Antibiotika. Das Konzept der Antibiotic Stewardship (ABS) ist in vielen Kliniken etabliert, um die Qualität der antibiotischen Therapie zu verbessern und Resistenzbildungen zu minimieren. Die Auswahl der Rekonstruktionsmethode richtet sich nach dem Patientenzustand, der klinischen Gesamtkonstellation und der zu erwartenden Funktion nach Abschluss der Behandlung. Die Therapie von Verletzungen durch Gewalt und Terror erfordert klare Konzepte und einen interdisziplinären Ansatz, insbesondere im Hinblick auf mikrobiologische Herausforderungen und zunehmende Resistenzlagen.