Erschienen in:
01.01.2007 | Übersichten
Antidepressiva und Suizidalität
Nutzen-Risiko-Abschätzung
verfasst von:
Prof. Dr. U. Hegerl
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 1/2007
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Zusammenfassung
Bei Kindern und Jugendlichen haben Reanalysen plazebokontrollierter Studien Hinweise auf ein erhöhtes Risiko suizidaler Gedanken und suizidaler sowie feindseliger Handlungen nach Behandlung mit SSRI oder anderen neueren Antidepressiva gefunden. Auch wenn es zu keinem Suizid kam, so gewinnen diese Befunde an Gewicht, da mit Ausnahme von Fluoxetin die Evidenzlage bezüglich der antidepressiven Wirksamkeit in dieser Altersgruppe schwach oder fehlend ist. Bei Erwachsenen gibt es keinen Grund, an der suizidpräventiven Wirkung der Antidepressiva zu zweifeln. Ein ausgeprägter suizidinduzierender Effekt der SSRI oder anderer neuerer Antidepressiva kann weitgehend ausgeschlossen werden. Andererseits kann bei vulnerablen Patienten gerade zu Beginn einer Medikation mit Antidepressiva das Suizidrisiko ansteigen. Es gibt keine Belege, dass dieses Risiko für SSRI höher als für andere Antidepressiva oder nichtpharmakologische Behandlungen ist. Die Überdosierungssicherheit ist ein starkes Argument bei ambulanten Patienten mit unklarer Suizidalität, neuere Antidepressiva den trizyklischen Antidepressiva vorzuziehen.