Erschienen in:
22.04.2020 | Schwerpunkt: Sport und Bewegung in der Psychotherapie - Übersichten
Antidepressive Effekte von Sportinterventionen
Übersicht zu potenziellen Wirkmechanismen
verfasst von:
Prof. Dr. Stephan Heinzel
Erschienen in:
Die Psychotherapie
|
Ausgabe 3/2020
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Aufgrund unzureichender Versorgung und nichtzufriedenstellender Wirksamkeit der Standardbehandlungen ist bei depressiven Störungen die Erforschung zusätzlicher niedrigschwelliger therapeutischer Optionen notwendig. Metaanalysen weisen einen antidepressiven Effekt von Sportinterventionen nach. Für die Entwicklung möglichst effektiver Behandlungsprogramme ist jedoch das Verständnis der Wirkmechanismen wichtig.
Fragestellung
Die vorliegende Übersichtsarbeit gibt einen Überblick zum aktuellen Stand der Forschung zu vermuteten biologischen und psychologischen Wirkmechanismen von Sport bei depressiven Störungen.
Material und Methode
Auf Basis der aktuellen Literatur werden die momentan am besten untersuchten antidepressiven Wirkmechanismen von Sport beschrieben und diskutiert. Es werden klinische Studien mit von depressiven Störungen Betroffenen, Studien mit gesunden Personen und Studien am Tiermodell vorgestellt.
Ergebnisse
Folgende vermutlich antidepressive Wirkmechanismen werden beschrieben: Neuroplastizität, neuroendokrinologische Prozesse, antiinflammatorische Prozesse, Anpassung an oxidativen Stress sowie Auswirkungen auf Selbstwirksamkeitserwartung und Selbstwert. Vergleichende Studien z. B. zwischen unterschiedlichen Sportarten oder -intensitäten sind bisher kaum vorhanden.
Schlussfolgerung
Anhand von Ergebnissen aus der Grundlagenforschung lassen sich einige Mechanismen sportlicher Betätigung ableiten, bei denen eine Beteiligung an antidepressiven Effekten plausibel ist. Da die Forschungslage zu klinischen Studien mit Patient*innen-Stichproben jedoch in vielen Bereichen noch unzureichend ist, besteht weiterhin ein erheblicher Forschungsbedarf.