Hintergrund
Für die parenterale antithrombotische Behandlung von Patienten mit heparininduzierter Thrombozytopenie Typ II (HIT II) steht der direkte Thrombininhibitor Argatroban zur Verfügung.
Methodik
Erfahrungen hierzu wurden auf einem Workshop anhand von Fallbeispielen und einer Expertenumfrage ausgetauscht. Ziel war es, die Indikationen und Anwendungsmodalitäten von Argatroban in der Gefäßchirurgie zu definieren.
Ergebnisse
Die im Workshop empfohlene körpergewichtsbezogene therapeutische Dosierung beträgt 0,5–2 μg/kg/min i.v. Die Therapie kann mittels aPTT überwacht werden, wobei eine 1,5- bis 3-fache Verlängerung der aPTT angestrebt wird. Eine Dosisreduktion ist bei einer eingeschränkten Leberfunktion erforderlich. Soll erst intraoperativ antikoaguliert werden, so ist die Gabe eines Bolus unmittelbar vor Abklemmen der Gefäße (z. B. Abklemmen der A. carotis oder der Aorta) möglich (Bolus von 5–15 mg, je nach Körpergewicht; Präferenz 10 mg). Die Therapie kann dann mit einer Infusion von 0,5 bis 2 µg/kg/min fortgesetzt werden, wobei die Tagesdosis zu beachten ist. (Für einen 70-kg-Patienten sind dies etwa 50 bis 200 mg).
Schlussfolgerungen
Bei der Anwendung von Argatroban bestehen Unsicherheiten. Die hier präsentierten Dosierungsvorschläge haben eine erhebliche Breite, abhängig von der kardialen Situation des Patienten, seiner Leberfunktion und davon, ob der Patient einer Intensivtherapie bedarf. Die Dosierungsvorschläge sollten nun weiter überprüft werden. Die Forschungskommission der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie schlägt deshalb vor, HIT-II-Patienten in Zukunft in einem Register zu erfassen. Bei der seltenen Inzidenz der Erkrankung sind alle chirurgischen Intensivstationen aufgerufen, sich daran zu beteiligen.