11.03.2020 | Antikörper in der Onkologie | Fokus | Ausgabe 3/2020
Implikationen der Immuntherapien für die Palliativversorgung
- Zeitschrift:
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Forum
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Ausgabe 3/2020
- Autor:
- Dr. Christina Große-Thie
Zusammenfassung
Der Einsatz von Immun-Checkpoint-Inhibitoren ermöglicht für immer mehr Tumorentitäten eine immunvermittelte, tumorgerichtete Therapie jenseits der klassischen onkologischen Therapieverfahren. Aufgrund des immunvermittelten Wirkmechanismus beträgt die Zeit bis zum Ansprechen auf die Therapie mitunter Wochen bis Monate, sodass sich gerade in der palliativmedizinischen Betreuung die Frage stellt: Wie lange wollen oder müssen wir therapieren? Hier gewinnt die klinische Einschätzung der Patienten eine größere Bedeutung. Es gilt, durch enge Zusammenarbeit von onkologisch tätigen Ärzten und Palliativmedizinern diejenigen Patienten zu identifizieren, die von einer Fortführung der Therapie profitieren könnten. Auf der anderen Seite sollten Krankheitsverarbeitung und die Auseinandersetzung mit Tod und Sterben der Patienten begleitet werden. Durch ein gänzlich verändertes Nebenwirkungsspektrum ist auch der palliativmedizinisch tätige Arzt mit neuen Symptomkomplexen konfrontiert. Nicht immer gelingt dabei eine eindeutige Differenzierung zwischen krankheitsbedingter Symptomatik und potenziell behandelbaren Nebenwirkungen der Therapie. Auch wenn in randomisierten Studien die Lebensqualität unter Immuntherapien besser war als unter der Standardtherapie, müssen wir uns die kritische Frage stellen, wie eine Therapiefortführung bis zum Lebensende die palliative Betreuung beeinflusst. Nicht zuletzt gilt es auch, ökonomische und ethische Aspekte der teuren Immuntherapeutika kritisch zu diskutieren.