Erschienen in:
16.12.2019 | Apoplex | Übersichten
Akute Karotis
Teil 1 – Akuter Verschluss
verfasst von:
E. S Debus, Prof. Dr. R. T. Grundmann
Erschienen in:
Gefässchirurgie
|
Ausgabe 2/2020
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Zusammenfassung
Ziel
In der vorliegenden Übersicht soll zur evidenzbasierten Versorgung des akuten Karotisverschlusses anhand der aktuellen Leitlinien und einer Literaturrecherche Stellung genommen werden.
Material und Methoden
Literaturrecherche in PubMed für die Jahre 2010 bis 2019 unter den Schlüsselwörtern „carotid occlusion [Title]“.
Ergebnisse
Die Datenlage hinsichtlich der Häufigkeit eines akuten Karotisverschlusses und seines Risikos für einen akuten ischämischen Schlaganfall ist unsicher. In einer retrospektiven Analyse von 316 Patienten mit symptomfreier Karotisstenose war das Schlaganfallrisiko bei Karotisverschluss sehr gering. Nur 1 Patient (0,32 %) entwickelte einen ipsilateralen Schlaganfall und nur 3 Patienten (0,9 %) entwickelten einen ipsilateralen Schlaganfall im Follow-up. Die Mehrzahl dieser Patienten kann mit Thrombozytenaggregationshemmern behandelt werden. Bei akutem Karotisverschluss und Schlaganfall sollen die Patienten bei fehlenden Kontraindikationen im 6‑Stunden-Zeitfenster systemisch mit rtPA behandelt werden, in definierten Fällen als Bridging-Therapie vor mechanischer Thrombektomie. Speziell Tandemverschlüsse (intrakranielle Verschlüsse der A. carotis interna und erstes Segment der A. cerebri media sowie zusätzliche Verschlüsse der extrakraniellen Karotis) stellen mittlerweile eine Domäne der endovaskulären Intervention dar. Tatsächlich kommen hierfür aber weniger als 10 % aller Patienten mit akutem Verschluss der großen intrakraniellen Gefäße infrage. Berichte über eine notfallmäßige chirurgische Karotisrevaskularisation bei frischem isoliertem extrakraniellem Karotisverschluss und akutem ischämischem Insult sind eine Seltenheit. Die Indikation zum offenen chirurgischen Vorgehen bei Verschlüssen der extrakraniellen A. carotis interna wurde speziell dann favorisiert, wenn die Verschlüsse durch große kardiale Emboli verursacht waren.
Schlussfolgerungen
Die Mehrzahl der akuten Karotisverschlüsse verläuft symptomfrei und bedarf keiner spezifischen Therapie. Bei Karotisverschluss und akutem Schlaganfall ist die intravenöse Thrombolyse im 6‑Stunden-Fenster die Standardtherapie, wenn möglich ergänzt durch eine mechanische endovaskuläre Thrombektomie.