Erschienen in:
11.05.2016 | Notfallmedizin | Leitthema
Brennpunkt Notaufnahme
verfasst von:
R. Lange, S. Popp, Prof. Dr. F. Erbguth
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 6/2016
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Zusammenfassung
Die Zahl der in deutschen Notaufnahmen behandelten Patienten ist in den letzten Jahren auf ca. 20 Mio. Patienten angestiegen. Diese Steigerung betrifft auch die dort behandelten neurologischen Symptome und Erkrankungen, die bei etwa 20 % der Notaufnahmepatienten vorliegen. Neben dringlich zu behandelnden Patienten mit Schlaganfällen oder entzündlichen oder degenerativen Erkrankungen des Zentralnervensystems und Erkrankungen des peripheren Nervensystems suchen auch zunehmend Patienten mit unspezifischen Beschwerden und Symptomen oder elektiv zu behandelnden Erkrankungen die Notaufnahmen auf – nicht zuletzt, weil eine zeitnahe Terminvereinbarung beim neurologischen Facharzt nicht gelingt. Daher ist eine neurologische Expertise und Präsenz in den Notaufnahmen auf dem Niveau des „Facharztstandards“ unabdingbar für eine fachgerechte Versorgung, die auch heutigen juristischen Anforderungen entspricht. Die Zuständigkeit eines „Notfallgeneralisten“, wie er in einigen europäischen Ländern eingeführt wurde, wäre in der deutschen Versorgungsrealität ein Rückschritt an neurologischer Fachkompetenz in den Notaufnahmen. Das Fach Neurologie muss sich zusammen mit den anderen Notfalldisziplinen für eine Verbesserung der Finanzierung des Betriebes von Notaufnahmen einsetzen und den dort tätigen Neurologen eine inhaltliche kurrikuläre Weiter- und Fortbildung in notfallrelevanten Aspekten der Neurologie vermitteln. Die ihr inhaltlich zustehende Verantwortung für die Notfälle ihres Fachs muss die Neurologie gesundheitspolitisch, organisatorisch und personell festigen und ausbauen.