Erschienen in:
11.05.2016 | Demenz | Leitthema
Nichtinvasive Stimulationsverfahren in der Neurologie
Transkranielle Gleichstromstimulation zur kognitiven Funktionsverbesserung
verfasst von:
D. Antonenko, Prof. Dr. A. Flöel
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 8/2016
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Zusammenfassung
Transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) ist mittlerweile ein gängiges Verfahren in den Neurowissenschaften, mit dem sich kognitive Funktionen modulieren lassen. Aktuelle Studien legen nahe, dass über die Modulation neuronaler Aktivität und Konnektivität eine Verbesserung der behavioralen Leistung erzielt werden kann. Demnach stellt die tDCS auch im klinischen Kontext ein vielversprechendes Verfahren zur Restitution beeinträchtigter Funktionen des Gedächtnisses infolge der Alzheimer-Krankheit oder der Aphasie nach einem Schlaganfall dar. Jedoch gibt es bisher nur wenige Befunde aus randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studien. Die Ergebnisse der tDCS-induzierten Leistungsverbesserung bei Patienten mit (Prä-)Demenz deuten darauf hin, dass eine mit einem Gedächtnistraining kombinierte Stimulation zu Verbesserungen führen könnte. Die frühe Intervention bereits im Stadium der leichten kognitiven Beeinträchtigung könnte dabei entscheidend sein, bedarf aber weiterer Studien. Bei Patienten mit schlaganfallbedingter Aphasie zeigten sich unterschiedliche Erfolge links- oder rechtshemisphärischer tDCS je nach Polarität und Schwere der Symptomatik. Patienten mit leichter Aphasie könnten hierbei besonders von der Stimulation der sprachdominanten Hirnhälfte profitieren, während bei schwerer Aphasie ein Ausweichen auf rechtshemisphärische homologe Areale Erfolg versprechend ist. Auch hier könnte die Applikation der tDCS bereits im subakuten Stadium besonders vielversprechend sein. Insgesamt eröffnet die tDCS also die Möglichkeit der Funktionsrestitution bei neurologischen Patienten. Ob die Stimulation in der Praxis eingesetzt werden kann, um weiteren Funktionsverlust bei neurodegenerativen Prozessen zu verhindern, und ob die in experimentellen Studien gezeigten Verbesserungen auch langfristig die Alltagsaktivitäten verbessern, muss in künftigen Studien geklärt werden.