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Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde 7/2019

23.04.2019 | EKG | Handlungsempfehlungen

Handlungsempfehlung nach der S2k-Leitlinie „Pulmonalarterielle Hypertonie (PAH) im Kindes- und Jugendalter“

verfasst von: Prof. Dr. Tilman Humpl

Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde | Ausgabe 7/2019

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Auszug

Pulmonale Hypertonie ist ein Oberbegriff für erhöhten Blutdruck und oftmals auch Widerstand in den Pulmonalarterien. Symptome können vielfältig sein: Atemnot und Kurzatmigkeit mit oder ohne Belastung, Müdigkeit, Schwindelgefühl, Synkope, Zyanose mit oder ohne Belastung, Brustschmerzen, Blässe, Herzklopfen, Reizbarkeit u. a. Ebenso unterschiedlich ist die Ätiologie. Die aktuelle Klassifikation aus dem Jahr 2018 [1, 2] sieht für Erwachsene und Kinder 5 Gruppen vor (Tab. 1). Bevor Medikamente zur gezielten Therapie eingesetzt werden, müssen andere Ursachen einer Druckerhöhung im Lungenkreislauf ausgeschlossen werden (Abb. 1). Dies sollte spezialisierten Zentren vorbehalten sein. Nach Durchführung differenzierter Untersuchungen ist letztlich die Diagnose einer idiopathischen pulmonalarteriellen Hypertonie (IPAH) möglich. In den vergangenen 25 Jahren haben sich die Behandlungsmöglichkeiten deutlich erweitert. Neben unterstützenden Therapiemaßnahmen wie Diuretika, Sauerstofflangzeittherapie und Antikoagulation war zunächst nur i.v. zu verabreichendes Prostazyklin verfügbar, in der heutigen Zeit werden auch orale Medikamente verschiedener Substanzklassen (Monotherapie oder in Kombination) eingesetzt. International ist das Konzept der Risikostratifikation als Grundlage für das therapeutische Vorgehen etabliert worden (Abb. 2; Tab. 2). Dies hat insgesamt zu erfolgreicheren Therapieergebnissen geführt. Mit Beginn der Geschlechtstreife wird für weibliche Betroffene eine sichere Kontrazeption empfohlen.
Tab. 1
Klassifikation der pulmonalen Hypertonie. (Quelle: Simonneau [2])
1 Pulmonalarterielle Hypertonie (PAH)
1.1 Idiopathische PAH (IPAH)
1.2 Hereditäre PAH (HPAH)
1.3 Medikamenten- oder toxininduziert
1.4 PAH assoziiert mit
1.4.1 Bindegewebserkrankungen
1.4.2 HIV-Infektion
1.4.3 Portaler Hypertonie
1.4.4 Angeborenen Herzfehlern
1.4.5 Schistosomiasis
1.5 PAH-Langzeitansprechen auf Kalziumkanalblocker
1.6 PAH mit klaren Anzeichen für venöse/kapilläre Beteiligung (pulmonale venookklusive Erkrankung [PVOD] und/oder pulmonale kapilläre Hämangiomatose [PCH])
1.7 Persistierende pulmonale Hypertonie des Neugeborenen (PPHN)
2 Pulmonale Hypertonie als Folge einer Linksherzerkrankung
2.1 Pulmonale Hypertonie aufgrund von Herzinsuffizienz mit erhaltener linksventrikulärer Ejektionsfraktion
2.2 Pulmonale Hypertonie aufgrund von Herzinsuffizienz mit verminderter linksventrikulärer Ejektionsfraktion
2.3 Klappenerkrankung
2.4 Kongenitale/erworbene Konditionen, die zu postkapillärer pulmonaler Hypertonie führen
3 Pulmonale Hypertonie infolge von Lungenerkrankungen und/oder Hypoxie
3.1 Obstruktive Lungenerkrankung
3.2 Restriktive Lungenerkrankung
3.3 Andere Lungenerkrankungen mit gemischt restriktivem/obstruktivem Muster
3.4 Hypoxie ohne Lungenerkrankung
3.5 Entwicklungsbedingte Lungenerkrankungen
4 Pulmonale Hypertonie infolge einer Blockierung der Pulmonalarterien
4.1 Chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH)
4.2 Andere Blockierungen
5 Pulmonale Hypertonie mit unklaren und/oder multifaktoriellen Mechanismen
5.1 Hämatologische Erkrankungen
5.2 Systemische Erkrankungen und metabolische Störungen
5.3 Andere
5.4 Komplexe angeborene Herzfehler
HIV „human immunodeficiency virus“
Tab. 2
Risikostratifikation. (Quelle: Rosenzweig et al. [1])
Niedriges Risiko
Risikofaktoren
Höheres Risiko
Nein
Klinisches Rechtsherzversagen
Ja
Nein
Symptomprogression
Ja
>350 m
Sechsminutengehtest (>6 Jahre)
<350 m
Normal
Wachstum
Gedeihstörung
I/II
WHO FC
III/IV
Minimal erhöht
Serum-BNP/NT-proBNP
Deutlich erhöht, steigend
Echokardiographie
RA/RV vergrößert
Verkleinerter LV
Erhöhte RV/LV Ratio
Verringerter TAPSE
Niederer RV FAC
Perikarderguss
– Systemischer „cardiac index“ >3 l⋅min⋅m2
– Systemvenöse Sättigung >65 %
– Vasoreagibilität
Hämodynamik
– Systemischer „cardiac index“ <2,5  l⋅min⋅m2
– mRAP >10 mm Hg
– PVRI >20 WU⋅m2
– Systemvenöse Sättigung <60 %
– PACI <0,85 ml⋅mm Hg⋅m2
BNP „brain natriuretic peptide“, LV linker Ventrikel, m Meter, mRAP „mean right arterial pressure“, NT-proBNP „N-terminal prohormone of brain natriuretic peptide“, PACI „pulmonary arterial compliance index“, PVRI „pulmonary vascular resistance index“, RA rechter Vorhof, RV FAC „right ventricular fractional area change“, RV rechter Ventrikel, TAPSE „tricuspid annular plane systolic excursion“, WHO FC World Health Organization Functional Class
Literatur
3.
Zurück zum Zitat Mebus S, Apitz C, Diller G‑P, Hoeper MM, Miera O, Gorenflo M (2015) Leitlinie Pädiatrische Kardiologie: Pulmonalarterielle Hypertonie (PAH) im Kindes- und Jugendalter (AWMF-Register Nr. 023/038) Mebus S, Apitz C, Diller G‑P, Hoeper MM, Miera O, Gorenflo M (2015) Leitlinie Pädiatrische Kardiologie: Pulmonalarterielle Hypertonie (PAH) im Kindes- und Jugendalter (AWMF-Register Nr. 023/038)
4.
Zurück zum Zitat Berger RMF, Beghetti B, Humpl T, Raskob GE, Ivy DD, Jing Z‑C, Bonnet D, Schulze-Neick I, Barst RJ (2012) Clinical features of paediatric pulmonary hypertension: a registry study. Lancet 379:537–546CrossRef Berger RMF, Beghetti B, Humpl T, Raskob GE, Ivy DD, Jing Z‑C, Bonnet D, Schulze-Neick I, Barst RJ (2012) Clinical features of paediatric pulmonary hypertension: a registry study. Lancet 379:537–546CrossRef
5.
Zurück zum Zitat Humpl T, Berger RMF, Austin ED, Fasnacht Boillat MS, Bonnet D, Ivy DD, Zuk M, Beghetti M, Schulze-Neick I (2017) Treatment initiation in paediatric pulmonary hypertension: insights from a multinational registry. Cardiol Young 27:1123–1132CrossRef Humpl T, Berger RMF, Austin ED, Fasnacht Boillat MS, Bonnet D, Ivy DD, Zuk M, Beghetti M, Schulze-Neick I (2017) Treatment initiation in paediatric pulmonary hypertension: insights from a multinational registry. Cardiol Young 27:1123–1132CrossRef
Metadaten
Titel
Handlungsempfehlung nach der S2k-Leitlinie „Pulmonalarterielle Hypertonie (PAH) im Kindes- und Jugendalter“
verfasst von
Prof. Dr. Tilman Humpl
Publikationsdatum
23.04.2019
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Monatsschrift Kinderheilkunde / Ausgabe 7/2019
Print ISSN: 0026-9298
Elektronische ISSN: 1433-0474
DOI
https://doi.org/10.1007/s00112-019-0695-3

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