Erschienen in:
31.01.2023 | Arterielle Hypertonie | Schwerpunkt: Update Nephrologie
Blutdruckzielwerte bei eingeschränkter Nierenfunktion
Was ist der optimale Blutdruck zur Progressionshemmung und Risikoreduktion?
verfasst von:
Prof. Dr. med. Markus van der Giet
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 3/2023
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Zusammenfassung
Ein gut kontrollierter Blutdruck ist ein wesentlicher Faktor zur Progressionshemmung einer Niereninsuffizienz und auch zur Kontrolle der kardiovaskulären Mortalität und Morbidität. Seit Jahrzehnten sucht man intensiv nach den optimalen Blutdruckzielwerten, um die Progression der Niereninsuffizienz möglichst auf ein physiologisches Niveau zu senken. In den letzten Jahrzehnten sind sehr unterschiedliche Zielblutdruckwerte definiert worden, die auch im klinischen Alltag immer wieder mehr zur Verwirrung beitragen, als Klarheit zu schaffen. In der vorliegenden Arbeit werden die relevanten Leitlinien betrachtet; es wird analysiert, auf welcher Basis die zum Teil sehr unterschiedlichen Leitlinien entstanden sind. Alle Leitlinien sind sich einig, dass eine Blutdruckeinstellung mit einem Ziel von unter 140 mm Hg systolisch bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion erreicht werden sollte. Die europäischen Leitlinien empfehlen, ein Ziel von 130 bis 140 mm Hg systolisch anzustreben. Die amerikanischen Leitlinien gehen noch einen Schritt weiter und geben ein systolisches Blutdruckziel von unter 130 mm Hg aus. Die Organisation Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) zeigt sich noch deutlich ambitionierter. Sie empfiehlt ein Blutdruckziel von unter 120 mm Hg, wobei im Gegensatz zu den europäischen und amerikanischen Leitlinien der in Leitlinien geforderte Evidenzgrad als sehr schwach angesehen wird und zudem der Zielwert erreicht werden soll, wenn eine automatisierte, standardisierte Blutdruckmessung erfolgt, die im praktischen Alltag kaum verfügbar und vielleicht auch nicht umsetzbar ist. In der vorliegenden Übersicht werden die Argumente für die Blutdrucksenkung mit unterschiedlichen Zielen diskutiert und die Evidenz dargelegt. Sicherlich sollte hinsichtlich der Blutdruckziele auch betrachtet werden, ob eine Albuminurie vorliegt oder nicht.