Erschienen in:
19.05.2020 | Arteriosklerose | Leitthema
Vaskuläre Lipidbiologie – Eine Übersicht
verfasst von:
Dr. rer. nat. T. Eierhoff, L. Karamperidis, A. Oberhuber
Erschienen in:
Gefässchirurgie
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Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Lipide stellen eine extrem heterogene Gruppe von Molekülen dar, die in vielfältiger Weise vaskuläre Prozesse regulieren. Ausgehend von zentralen Vorstufenlipiden wie Arachidonsäure und mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren, entstehen enzymatisch, ebenso wie nicht enzymatisch, vasoaktive Lipide wie z. B. Prostaglandine oder oxidierte Lipidspezies wie Oxysterole. Entscheidend für die Wahrnehmung und Reaktion von Lipiden auf zellulärer Ebene sind vor allem sog. G‑Protein-gekoppelte Rezeptoren. Diese lösen nach Bindung des Lipids intrazelluläre Signalkaskaden aus, die schließlich zu einer Reaktion des vaskulären Gewebes führen wie z. B. eine veränderte, endotheliale Permeabilität, die Aktivierung von Koagulations- und Inflammationsprozessen oder eine Veränderung des vaskulären Tonus. Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Lipidspezies stellt die Aufklärung von Lipidfunktionen eine große Herausforderung dar. Deshalb werden die Funktionen vieler Lipide, insbesondere jenseits kardiovaskulärer Systeme, bislang kaum verstanden. Methodische Fortschritte der letzten Jahrzehnte wie die Imaging Massenspektrometrie, Weiterentwicklungen von Lipidomik und Genomik sowie erste Ansätze in der In-vivo-Bildgebung von Lipiden tragen vermehrt zur Identifizierung neuer Lipidspezies und zunehmend auch zu einem besseren Verständnis vaskulärer Lipidfunktion bei. Von diesen Fortschritten profitiert nicht nur die vaskuläre Grundlagenforschung. Inzwischen werden auch in der Diagnostik und Therapie neue Lipide oder Lipidfunktionen als prognostische Biomarker oder therapeutische Ziele diskutiert, unter anderem zur Intervention inflammatorischer Reaktionen infolge gefäßchirurgischer Eingriffe.