Johannes Weber, Regensburg Klinische Untersuchung des Impingement-Syndroms Bei der klinischen Untersuchung eines Impingement-Syndroms des Sprunggelenks reicht das Spektrum auftretender Befunde von unspezifischen Symptomen wie Bewegungs- und Belastungsschmerzen sowie unspezifischer Gelenkschwellung bis hin zu chronischen Beschwerden, welche auch in Ruhe vorliegen können, und eingeschränkter Beweglichkeit des Sprunggelenks mit Verminderung der Plantarflexion und/oder Dorsalextension mit verfrühtem weichem (im Fall von Weichteil-Impingement) oder knöchernem (im Fall von knöchernem Impingement) Anschlag. Sowohl das anteriore als auch das posteriore Impingement-Syndrom können dabei einzeln als auch in Kombination miteinander und anderen Sprunggelenkpathologien auftreten. Verschiedene Manöver oder Testungen können dabei die klinische Diagnosewahrscheinlichkeit eines Impingement-Syndroms erhöhen, sie stellen jedoch keinen Ersatz zu bildgebenden Verfahren dar. Sprunggelenktraumata können je nach stattgehabter Lokalität zu beispielsweise Synovialhypertrophie, überschießender Narbengewebsproduktion sowie Kalzifizierungen und osteophytären Anbauten in verschiedenen Sprunggelenksanteilen führen. Anteriores Impingement-Syndrom im Sprunggelenk Im anterioren Sprunggelenk können Beschwerden anteromedial, anterozentral und/oder anterolateral auftreten, wobei die Beschwerden im anterolateralen Aspekt und bei forcierter Dorsalflexion am häufigsten zu detektieren sind. Im angloamerikanischen Sprachgebrauch werden die Bezeichnungen „footballer’s ankle“ sowie „athlete’s ankle“ häufig synonym dem anterioren Impingement gebraucht. Aus klinischer Sicht sind sowohl Auffälligkeiten in der Palpation (narbige Veränderungen, Osteophyten) und in der Bewegungsprüfung beschrieben (Open Access: Lavery, Kyle P., et al. Ankle impingement. J Orthop Surg Research 11.1 (2016): 97.https://josr-online.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13018-016-0430-x Laut Liu et al. [Liu SH, Nuccion SL, Finerman G (1997) Diagnosis of anterolateral ankle impingement. Comparison between magnetic resonance imaging and clinical examination. Am J Sports Med May-June (1997); 25 (3): 389–93] ist das Vorliegen eines anterolateralen Impingement-Syndroms wahrscheinlich, wenn 5 der 6 folgen Kriterien vorliegen: persistierende anterolaterale Schmerzen nach stattgehabtem Sprunggelenktrauma, Schwellung im anterolateralen Soft-Spot, rezidivierender Gelenkerguss nach Aktivität, anterolaterale Schmerzen bei Hyperdorsiflexion und Eversion, anterolaterale Schmerzen in Kniebeugeposition, keine Hyperlaxizität der Sprunggelenkbänder. Forced-Dorsiflection-Test (Molloy-Test, anteriorer Impingement-Test) Beschreibung Durch Kompression des anterolateralen Soft-Spots kommt es zur Provokation einer narbigen Einklemmung im oberen Sprunggelenk, was im Fall von vorliegenden Weichteilvernarbungen zu einem Einklemmungsphänomen und zu vermehrten Schmerzen bei Bewegung führt. Untersuchungstechnik Am hängenden Sprunggelenk wird zunächst der laterale Soft-Spot im Bereich der lateralen Kapsel aufgesucht. Während mit der Handfläche die Ferse fest umschlossen wird, wird mit dem Daumenendglied Druck auf die laterale Gelenkkapsel ausgeübt. Die zweite Hand des Untersuchers bewegt den Mittelfuß in Dorsalextension. Der Test gilt als positiv, wenn es zur Imitation der dem Patienten bekannten Schmerzen kommt. Der Molloy-Test wird einer Sensitivität von 94,8% und einer Spezifität von 88% angegeben. Abb. 1 Anteriorer Impingement-Test (anterolateral) AGA × Erweiterungen des Molloy-Tests Durch Druck auf den anterozentralen als auch anteromedialen Sprunggelenkbereich können auch weichteilige anteromediale als auch anterolaterale Pathologien detektiert werden Auch kann der Test durch In- und Eversionsbewegungen in Hyperextension ergänzt werden. Single-Leg Squat Test Beschreibung Durch die Ausübung einer einbeinigen, freistehenden Kniebeuge kommt es zur forcierten Dorsiflexion im Sprunggelenk, der Druck auf den anterioren Gelenkspalt wird durch das Körpergewicht des Patienten verstärkt. Im Rahmen der Dorsiflexion kann es zur Einklemmung von Weichteilen kommen, was Schmerzen provoziert. Im Fall eines knöchernen Impingements fällt im Seitenvergleich eine verminderte Beugefähigkeit des Beins infolge des verfrühten, knöchernen Anschlags auf, was ebenfalls Schmerzen verursachen kann. Untersuchungstechnik Der Patient wird zum barfüßigem Einbeinstand aufgefordert, wobei zur Verbesserung des Gleichgewichts die Arme ausgelagert werden können. Anschließend wird er oder sie aufgefordert, eine einseitige Kniebeuge auszuüben. Der Test gilt als positiv, wenn ein Schmerz im anterioren Gelenkkompartiment ausgelöst werden kann bzw. wenn im Seitenvergleich eine Bewegungseinschränkung vorliegt. Spezifität und Sensitivität sind bislang unbeschrieben. Abb. 2 Single-Leg-Squat-Test AGA × Posteriores Impingement-Syndrom im Sprunggelenk Beim posterioren Impingement-Syndrom des Sprunggelenks wird lokalitätsbezogen zwischen posteromedialem und posterolateralem Impingement-Syndrom unterschieden. Es resultiert aus einer Kompression von posterior des tibiotalaren als auch des talokalkanearen Gelenks gelegener Strukturen und kann ebenfalls sowohl weichteilig als auch knöchern bedingt sein. Typischerweise ist klinisch eine eingeschränkte Plantarflexion auffällig, auch können mitunter unspezifische Schmerzen im Bereich der distalen Achillessehne als auch der Peronealsehne oder des M. flexor hallucis longus imponieren. Heel-Thrust-Test Beschreibung Durch axialen Fersendruck kommt es zur Kraftweiterleitung der Kompression in das hintere Sprunggelenk und zur lokalen Drucksteigerung mit Provokation einer weichteiligen Einklemmung. Durchführung Beim auf dem Rücken liegenden Patienten werden die Füße und Sprunggelenke dem Liegenende überhängend gelagert. Durch die Schwerkraft stellt sich eine geringgradige Plantarflexionsstellung des Sprunggelenks ein. Der Untersucher fixiert den distalen Unterschenkel mit einer Hand und übt mit der Handfläche der anderen Hand rezidivierend Druckstöße auf den plantaren Kalkaneus in Richtung des Unterschenkels aus. Hierdurch kommt es zur vermehrten Plantarflexion im OSG. Der Test gilt als positiv, wenn der Patient Schmerzen im hinteren Sprunggelenkbereich verspürt. Spezifität und Sensitivität sind bislang unbeschrieben. Abb. 3 Heel-Thrust-Test AGA × Reversed Molloy-Test (dorsaler Impingement-Test) Beschreibung Durch Druck auf posteromediale oder posterolaterale Areale und ausgeübten (mahlenden) Bewegungen kann ebenfalls, wenn auch unspezifisch, eine Einklemmung bzw. Einengung posteriorer Strukturen provoziert werden. Durchführung Wie beim Molloy-Test umgreift der Untersucher die Ferse der Handfläche einer Hand, der dazugehörige Daumen übt Druck auf den posteromedialen bzw. posterolateralen Soft-Spot aus. Die andere Hand des Untersuchers über eine Plantarflexionsbewegung aus, welche in Kombination mit einer In- und Eversionsbewegung kombiniert werden kann. Der Test gilt als positiv, wenn der Patient Schmerzen im hinteren Sprunggelenkbereich verspürt. Spezifität und Sensitivität sind ebenfalls bislang unbeschrieben. Abb. 4 Posteriorer Impingement-Test (posterolateral) AGA ×