Antibiotika sind bei Weitem häufigster Auslöser von AGEP

Die akute generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP) ist eine sehr seltene Hautreaktion, entsprechend dürftig ist die Datenbasis einschlägiger Fallserien. US-Dermatologen haben nun die bis dato größte Studie zu AGEP vorgelegt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Als eigenständiges Krankheitsbild ist AGEP seit knapp 50 Jahren beschrieben. Es handelt sich dabei um ein akutes, generalisiertes, nichtfollikuläres, steriles und pustulöses Exanthem, häufig mit Fieber, dessen Auftreten mit der Einnahme von Medikamenten oder mit Infekten in Zusammenhang gebracht wird. Die Inzidenz liegt bei 0,1 bis 0,5 je 100.000 Einwohner und Jahr. Eine Gruppe von Dermatologen, angeführt von Andrew Creadore vom Brigham and Women’s Hospital in Boston, hat die klinischen Merkmale, den Verlauf und die Ergebnisse von 340 Patienten mit AGEP aus den Jahren 2000 bis 2020 im Zuge einer retrospektiven Studie dokumentiert. Im Mittel waren die Patienten 58 Jahre alt. Der Anteil der Frauen erreichte 63%. Die Hälfte aller Patienten hatte eine Körpertemperatur von 38 °C oder höher über median zwei Tage hinweg. Absolute Neutrophilie war überaus häufig anzutreffen (85%), 52% entwickelten eine relative oder absolute Eosinophilie. Leberwerte und Kreatinin können erhöht sein Erhöhte Werte der Leberenzyme (ASAT und ALAT) waren bei 8% der Patienten festzustellen, mit einem Peak nach im Mittel sechs Tagen. Ebenfalls 8% der Patienten gerieten in eine akute Niereninsuffizienz, der Spitzenwert des Kreatininspiegels wurde hier nach vier Tagen erreicht. Als vermutliche Ursache der AGEP machten Creadore und Kollegen in 86% der Fälle Medikamente aus. Die intravenöse Gabe von Kontrastmittel stand mit 2% aller AGEP-Episoden in Verbindung, auch Infektionen waren mit 1% ein eher seltener Auslöser. Bei 12% der Patienten war keine Ursache dingfest zu machen. Bei jenen 151 Patienten, bei denen eine einzelne Arznei als Auslöser identifiziert werden konnte, spielten Beta-Laktam-Antibiotika die Hauptrolle (42%), gefolgt von Antibiotika anderer Klassen (34%). Auf Antikonvulsiva entfielen 6%, auf Kalziumkanalblocker 3% der AGEP-Fälle mit identifizierter Einzelmedikation. Vom Beginn der Arzneimitteleinnahme bis zum Auftreten von AGEP dauerte es im Median drei Tage. Alle Patienten mussten sich im Verlauf in stationäre Obhut begeben. Neben dem Absetzen der verdächtigen Medikation bestand die Therapie für 82% der AGEP-Patienten in topischen Kortikosteroiden, allein oder in Kombination. Systemische Kortikoide erhielten 32% und Cyclosporin 3%. Lediglich unterstützende Behandlung bekamen 11%. Meist Remission oder Besserung Die Gesamtsterblichkeit nach 30 Tagen betrug 4%, wobei bei keinem Todesfall der Verdacht bestand, dass AGEP die Ursache war. Bis zur Abheilung der Pusteln dauerte es im Mittel acht Tage, die Spanne reichte von zwei bis 144 Tagen. Gemäß letzten Aufzeichnungen in den Krankenakten gesundeten 56% der Patienten vollständig, bei 29% besserte sich der Zustand. Eine Verschlechterung erlitten 0,3%. „Die Auswertung dieser retrospektiven Fallserie von 340 Patienten, der größten bisher bekannten, bestätigt viele frühere Vermutungen rund um diese kutane Komplikation“, schreiben Creadore und Kollegen. Der Beginn sei akut, getriggert üblicherweise durch ein Antibiotikum, dessen Absetzen bei den meisten Patienten zu Besserung oder vollständiger Remission führe. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wodurch ist die akute generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP) charakterisiert? Antwort: Der Beginn einer AGEP ist akut, Auslöser üblicherweise die Therapie mit einem Antibiotikum. Fieber, Neutro- und Eosinophilie sind häufig, Leber- und Nierenkomplikationen seltener, aber möglich. Absetzen der auslösenden Medikation führt bei der überwiegenden Zahl der Patienten zur Besserung des Zustands oder Abheilung. Einschränkung: Die Studie war retrospektiv angelegt, ein Selektionsbias ist möglich, unter anderem durch Missklassifikation aufgrund der Seltenheit des Krankheitsbildes.

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