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Kutane Arzneimittelreaktionen: Klassifikation, Diagnostik, klinische und therapeutische Konsequenzen

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Zusammenfassung

Hintergrund: Kutane Arzneimittelreaktionen („cutaneous adverse drug reactions“, CADR) umfassen ein breites klinisches und immunologisches Spektrum – von häufigen, mild verlaufenden makulopapulösen Arzneimittelexanthemen bis hin zu potenziell letalen Verlaufsformen wie dem Stevens-Johnson-Syndrom, der toxischen epidermalen Nekrolyse oder dem DRESS(„drug reaction with eosinophilia and systemic symptoms“)-Syndrom. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung, zunehmender Multimorbidität und wachsender Polypharmazie ist nicht nur ein Anstieg der Inzidenz, sondern auch der diagnostischen und therapeutischen Komplexität zu beobachten. CADR besitzen eine hohe klinische und gesundheitsökonomische Relevanz und erfordern ein differenziertes, leitlinienbasiertes Management.
Ziel: Ziel dieser Arbeit ist es, einen umfassenden Überblick über die pathophysiologischen Mechanismen, klinischen Manifestationen sowie die aktuellen diagnostischen und therapeutischen Strategien bei kutanen Arzneimittelreaktionen zu geben.
Ergebnisse: Die Analyse der aktuellen Literatur zeigt, dass eine frühzeitige und differenzierte Diagnostik essenziell für die effektive Behandlung kutaner Arzneimittelreaktionen ist. Immunologisch lassen sich CADR überwiegend als Typ-IV-Hypersensitivitätsreaktionen klassifizieren. Neben den T-Zell-vermittelten Mechanismen gewinnen genetische Risikofaktoren sowie virale Reaktivierungen zunehmend an Bedeutung. Fortschritte in der Biomarkerforschung könnten die frühzeitige und präzise Diagnostik weiterhin verbessern. Therapeutisch stehen je nach Schweregrad topische oder systemische Kortikosteroide, Immunglobuline, immunmodulatorische Wirkstoffe wie Ciclosporin oder Januskinase-Inhibitoren zur Verfügung.
Schlussfolgerung: Die Differenzierung kutaner Arzneimittelreaktionen anhand ihres klinischen Erscheinungsbildes sowie der zugrunde liegenden immunologischen Mechanismen ist entscheidend für die Wahl einer adäquaten Therapie. Angesichts der steigenden Prävalenz und der wachsenden Komplexität kutaner Arzneimittelreaktionen ist ein fundiertes Verständnis pathophysiologischer Zusammenhänge unerlässlich. Aktuelle Forschungsansätze, insbesondere pharmakogenetische Screenings und validierte Biomarker, bieten vielversprechende Möglichkeiten, die Diagnostik und Therapie zu individualisieren und somit das Behandlungsspektrum zukünftig entscheidend zu erweitern.
Zitierweise: Paster J, Hötzenecker W, Ahn SB. Cutaneous drug reactions: classification, diagnosis, clinical and therapeutic consequences. Allergo J Int 2025;34:251-61
Titel
Kutane Arzneimittelreaktionen: Klassifikation, Diagnostik, klinische und therapeutische Konsequenzen
Verfasst von
Jasmin Paster
Prof. Dr. Wolfram Hötzenecker
Soo Bin Ahn
Publikationsdatum
27.10.2025
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