Erschienen in:
06.08.2018 | Pflege | Leitthema
Arzneimitteltherapiesicherheit bei Heimbewohnern
verfasst von:
Ulrich Jaehde, Petra Thürmann
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 9/2018
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Zusammenfassung
Bedingt durch den demografischen Wandel nimmt die Anzahl an älteren, pflegebedürftigen Menschen in Deutschland stetig zu. Ältere und hochbetagte Menschen in Heimen leiden häufig an mehreren chronischen Erkrankungen, was zur Verordnung einer Vielzahl von Arzneimitteln und einem hohen Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) führt. Vor allem ZNS-wirksame Arzneistoffe sind in diesem Zusammenhang kritisch. Hinzu kommt der komplexe Medikationsprozess in Heimen mit zahlreichen Schnittstellen und Fehlerquellen. Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) in der Versorgung von Heimbewohnern wird daher heute als multiprofessionelle Herausforderung verstanden.
In Deutschland wurde in den letzten Jahren eine Reihe von Modellprojekten zur Verbesserung der AMTS in Heimen durchgeführt bzw. begonnen. Mit dem AMTS-AMPEL-Projekt ist es gelungen, die bisher größte Interventionsstudie zur AMTS in deutschen Einrichtungen der Langzeitpflege durchzuführen. Mit einer multiprofessionellen Intervention bestehend aus edukativen und strukturellen Maßnahmen konnten die Prävalenz und Inzidenz vermeidbarer UAW signifikant reduziert werden. Dieses und andere Projekte liefern Hinweise darauf, dass die AMTS in der Versorgung von Heimbewohnern durch gezielte multiprofessionelle Interventionen verbessert werden kann.
Auch wenn es bereits Evidenz gibt, dass durch AMTS-fördernde Interventionen die Qualität der Medikation verbessert und arzneimittelbezogene Probleme gelöst werden können, ist der Nachweis der Beeinflussung klinischer Endpunkte wie der Hospitalisierungsrate und der Mortalität noch zu erbringen. Die Modellprojekte tragen aber schon jetzt durch die Sensibilisierung für Risiken im Medikationsprozess zu einer höheren Patientensicherheit in Einrichtungen der Langzeitpflege bei.