Validität faseranalytischer Verfahren in der Diagnostik asbestbedingter Berufskrankheiten

In Deutschland ist 27 Jahre nach Inkrafttreten des Asbestanwendungsverbots das Plateau der asbestbedingten Erkrankungen mit jährlich etwa 10.000 gemeldeten Fällen zu verzeichnen. Zur Bestätigung einer asbestverursachten Berufskrankheit werden häufig Asbestkörper gezählt. Der zu etwa 95 % verwendete Weißasbest (Chrysotil) ist in der Lunge nicht biobeständig und nach Jahrzehnten im Allgemeinen nicht mehr in erhöhter Konzentration nachweisbar. Er bildet im Gegensatz zu Amphibolasbesten kaum Asbestkörper. Asbestkörper korrelieren nur unzureichend mit den Faserkonzentrationen in den Lungen und wenig mit dem Schweregrad einer Asbestose. Die diagnostische Validität faseranalytischer Verfahren ist sehr begrenzt. Die Analyse von Asbestkörpern und Asbestfasern in der Lunge ist im Rahmen von Berufskrankheiten-Verfahren rechtlich nicht vorgesehen und nicht zu verwenden. Auch die favorisierte CAP/NIOSH-Asbestose-Definition beinhaltet keine Faserquantifizierung, wie sie die vorliegende Neufassung der Asbest-Leitlinie empfiehlt, womit eine unbegründete und nicht akzeptable hohe Hürde in der BK-Anerkennung verbunden ist.