Eine Diabetestherapie macht Karriere in der Onkologie

Bei verschiedenen soliden Tumoren wurde schon eine Wirksamkeit des Antidiabetikums Metformin alleine oder zusammen mit einer Chemotherapie gezeigt. Nun mehren sich die Hinweise auch auf die Effektivität beim diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL). Metformin ist ein Agonist der Adenosin-Monophosphat-aktivierten Proteinkinase, die für den Zellstoffwechsel und die B-Zell-Entwicklung eine Rolle spielt und auch das für intrazelluläre Signalwege der Proliferation wichtige mTOR ("mammalian target of rapamycin") inhibieren kann. Möglicherweise kommt es als Verstärker der Immunchemotherapie des DLBCL infrage. Anil Singh und Kollegen von der Universität von Buffalo analysierten retrospektiv die Registerdaten von 264 Patienten mit DLBCL, die mit R-CHOP* oder R-DA-EPOCH** behandelt worden waren, um herauszufinden, ob eine Metformineinnahme wegen eines komorbiden Diabetes das klinische Ergebnis der Behandlung beeinflusst. Die Daten stellten sie auf der 55. Jahrestagung der American Society of Hematology in New Orleans vor. Auf die Immunchemotherapie – in 87,5% der Fälle R-CHOP – hatten insgesamt 77,3% der Patienten mit einer Komplettremission (CR) angesprochen. Bei den Nichtdiabetikern lag die CR-Rate mit 77,7% ähnlich hoch wie in der Gesamtgruppe. Bei Diabetikern ergab sich aber ein deutlicher Unterschied zwischen denjenigen, die Metformin einnahmen (n = 27), und denen, die eine andere blutzuckersenkende Therapie anwendeten (n = 22): 80,8% der Metformin einnehmenden, aber nur 69,6% der nicht Metformin einnehmenden Diabetiker hatten mit einer CR auf die Therapie angesprochen. Patienten, die Metformin einnahmen, wiesen ein statistisch signifikant besseres progressionsfreies Überleben (PFS) auf als Patienten ohne Diabetes oder Diabetiker ohne Metformintherapie (im Median 95 vs. 79 Tage, p = 0,047), allerdings nur einen leichten Trend hin zu einem längeren Gesamtüberleben (OS, 101 Tage vs. 93 Tage, p = 0,102). Innerhalb der Gruppe der Diabetiker waren aber sowohl PFS als auch OS bei denjenigen signifikant länger, die Metformin einnahmen (medianes PFS: 94 vs. 55,4 Tage, p = 0,007; OS: 100 vs. 70,5 Tage, p = 0,031). Eine potenziell die Immunchemotherapie verstärkende Wirkung von Metformin konnten die Forscher auch in vitro belegen, wo das Antidiabetikum bei Zellen, die für die Rituximab-Chemotherapie-Kombination sensitiv waren, einen Zellzyklusarrest in der G1-Phase auslöste, der dosis- und zeitabhängig zum Zelltod dieser sensitiven Zellen führte. Bei resistenten Zelllinien war Metformin nicht wirksam. * R-CHOP: Rituximab plus Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison ** R-DA-EPOCH Rituximab plus dosisadaptiert Etoposid, Doxorubicin, Cyclophosphamid, Vincristin und Prednison Lesen Sie auch: Hodgkin-Rezidiv nach Stammzelltransplantation – und jetzt?

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