Hodgkin-Lymphom: Checkpoint-Blocker zeigen Stärke

Die Immuncheckpoint-Blockade hat sich bereits bei soliden Tumoren, insbesondere dem Melanom, aber auch beim NSCLC und Nierenzellkarzinom, durch eine erstaunlich hohe Aktivität und insgesamt gute Verträglichkeit ausgezeichnet. Jetzt gibt es erste positive Daten zu zwei Checkpoint-Inhibitoren auch beim klassischen Hodgkin-Lymphom (cHL). Das cHL ist durch eine häufige genetische Anomalie charakterisiert: Es handelt sich um die Amplifikation 9p24.1, die mit einer erhöhten Expression der Liganden von PD-1 (programmed cell death-1) im sehr ausgedehnten, aber ineffektiven Immuninfiltrat um die Reed-Sternberg-Zellen einhergeht, erläuterte Dr. Philippe Armand, Dana Farber Cancer Institute, Boston/USA. PD-1 und seine Liganden spielen bekanntlich eine wichtige Rolle bei den Immune-escape-Mechanismen, mit denen sich Tumorzellen der Immunüberwachung entziehen. „Das cHL scheint für sein Überleben genetisch vom PD1-Weg abhängig zu sein“, erläuterte Armand. Deshalb erschien es sinnvoll, beim cHL Checkpoint-Inhibitoren zu testen, die den PD-1-Rezeptor blockieren, die Interaktion mit den Liganden vereiteln und so die Immunbremse lösen. Rasches und anhaltendes Ansprechen Armand stellte Daten einer Dosisexpansionsstudie bei 23 Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem cHL vor, die median bereits vier systemische Therapien und meist auch eine autologe Stammzelltransplantation (ASCT) und Brentuximab Vedotin erhalten hatten [1]. Ein Drittel der Teilnehmer war bereits mit sechs und mehr Therapien vorbehandelt. Auf den PD-1-Inhibitor Nivolumab (3 mg/kg alle 2 Wochen) sprachen 20 der 23 Teilnehmer (87%) an, davon vier (17%) mit einer kompletten (CR), 16 (70%) mit einer partiellen Remission (PR). Remissionen wurden in allen Subgruppen unabhängig von einer Vortherapie mit Brentuximab Vedotin oder einer ASCT erreicht. Ein Ansprechen trat meist rasch bis Woche 8 ein und war lang anhaltend: Etwa die Hälfte der Responder waren zum Zeitpunkt der Auswertung, etliche Patienten auch nach einem Jahr weiterhin in Remission. Der PD-1-Blocker wurde insgesamt gut und ohne Nebenwirkungen vom Grad 4 und therapiebedingte Todesfälle vertragen. Zwei Patienten mussten die Therapie aufgrund von Nebenwirkungen abbrechen. „Grundsätzlich entspricht das Toxizitätsprofil dem bei soliden Tumoren“, so Armand. Gute Verträglichkeit und hohe Effektivität Ähnlich positive Ergebnisse liefert die Phase-1b-Studie KEYNOTE-013 bei 31 rezidivierten oder refraktären cHL-Patienten, die mit dem PD-1-Antikörper Pembrolizumab behandelt wurden [2]. Die Gesamtansprechrate betrug 66%, die klinische Benefitrate 86%. 21% der Patienten erreichten eine CR. Auch in diesem Fall traten die Remissionen rasch ein und waren lang anhaltend. Das galt ebenfalls für Patienten, bei denen nur eine Tumorstabilisierung gelang, berichtete Dr. Craig H. Moskowitz, Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York/USA. Im Therapieverlauf traten keine schweren Nebenwirkungen vom Grad 4 und nur eine Grad-3-Nebenwirkung auf. Resümee: neue Option beim Hodgkin-Lymphom „Die Ergebnisse sprechen dafür, Pembrolizumab beim NHL weiter zu prüfen“, resümierte Moskowitz. Nach Armands Meinung könnte die PD-1-Blockade künftig beim cNHL ein wichtiger Therapiebaustein werden. Literatur [1] Armand P et al.; ASH 2014; Abstract 289 [2] Moskowitz CH et al.; ASH 2014; Abstract 290

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