Keine CR nach Induktion bei AML? Gleich transplantieren!

Bei einer akuten myeloischen Leukämie (AML) ist bisher die Standardtherapie bei Nichterreichen einer Komplettremission (CR) nach der ersten Induktion die Reinduktion, um vor der allogenen Stammzelltransplantation (alloSCT) doch noch eine CR zu erreichen. Das ist womöglich gar nicht nötig, wie die ASAP-Studie zeigt. ASAP steht für engl. „as soon as possible“. In der ASAP-Studie wurde im experimentellen Arm bei fehlender CR nach Induktion und verfügbarem passendem Stammzellspender so schnell wie möglich eine alloSCT angestrebt. Das führte trotz unzureichendem Ansprechen auf die Induktion zu einer vergleichbaren Überlebenswahrscheinlichkeit wie mit dem Standardvorgehen mit Reinduktion, aber zu weniger Toxizität, berichtete Prof. Dr. Johannes Schetelig, Dresden. In vier Wochen zur alloSCT Für die ASAP-Studie wurden 281 Patienten mit AML und Transplantationsoption rekrutiert, für die ein HLA-kompatibler Spender verfügbar war und die auf die erste Induktion schlecht angesprochen hatten. In der Standardgruppe erhielten 137 Studienteilnehmer eine Reinduktion mit Cytarabin und Mitoxanthron in hoher Dosis. Darauf folgte eine Konditionierung angepasst an eine residuelle AML und den Zustand des Patienten und nachfolgend eine alloHSZT. In der experimentellen Gruppe blieben 76% der 139 Patient*innen bis zur Konditionierung und alloSCT bei abwartendem Beobachten stabil, die übrigen erhielten zur Stabilisierung niedrig dosiert Cytarabin oder Mitoxanthron. Im Median vergingen in dieser Gruppe bis zur alloSCT vier Wochen, im Standardarm dagegen acht Wochen. Kein CR? Kein Nachteil! Mit der Standardtherapie-Reinduktion erreichte laut Schetelig noch jeder zweite Patient eine CR. Die Transplantationsrate nach 17 Wochen lag in dieser Gruppe bei 93%, in der experimentellen Gruppe waren nach 16 Wochen 97% der Patient*innen transplantiert. Das krankheitsfreie Überleben an Tag 56 nach alloSCT (DFS56) war in der Intention-to-Treat-Analyse ohne Reinduktion mit 83,5% numerisch etwas höher als mit der Standard-Reinduktion (81,0%, p=0,054). In der Per-Protokoll-Analyse war der Unterschied sogar signifikant, betonte Schetelig (84,1% vs. 81,3%; p=0,047). Nach median 37 Monaten ab Randomisierung war das Gesamtüberleben (OS) in beiden Gruppen in der aktuellen Auswertung vergleichbar. Weniger Chemotherapie, weniger Belastung Durch den weitgehenden Verzicht einer erneuten Chemotherapie vor alloSCT verbrachten die Patient*innen in der experimentellen Gruppe vor der Transplantation weniger Zeit im Krankenhaus (im Mittel 19 vs. 42 Tage bei Reinduktion). Nebenwirkungen des Grads ≥3 traten vor Beginn der Konditionierung durch den Verzicht auf die Reinduktion seltener auf (23% vs. 64%). Aufgrund der mindestens nicht unterlegenen Ergebnisse und der geringeren Toxizität ist für Schetelig eine auf die Induktion folgende Konditionierung und alloSCT bei allen Patient*innen mit AML zu bevorzugen, wenn ein passender Spender zur Verfügung steht – unabhängig davon, ob nach Induktion eine CR erreicht wurde oder nicht. Weitreichende Konsequenzen Bislang galt das Erreichen einer CR vor der alloSCT bei AML als wichtiger prognostischer Faktor. Nach den Ergebnissen der ASAP-Studie ist dagegen eine minimale Resterkrankung bei Vorstellung für eine alloSCT nicht entscheidend für das Langzeitergebnis. Studien zur AML-Therapie mit alloSCT streben häufig eine CR zur Verbesserung der Prognose an. Schitelig forderte prospektive Intention-to-Transplant-Studien, die den Langzeiteffekt der CR zeigen müssen. Empfehlung der Redaktion Gesammelte Beiträge ASH 2022 – das Kongressdossier Wie entscheidend ist eine minimale Resterkrankung bei Vorstellung für eine alloSCT bei AML? Und wie nehmen CD38-Antikörpern Einfluss auf die Lebensqualität bei Multiplem Myelom? Diese und weitere unserer Highlight-Themen der 64. Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH) finden Sie im Dossier. basierend auf: 64. ASH Annual Meeting 10. bis 13. Dezember 2022, New Orleans, Louisiana, Plenary Session am 11.12.2022, Abstract 4

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