Multiples Myelom: Lebensqualität im Fokus

Mit der zusätzlichen Gabe von CD38-Antikörpern lässt sich die Prognose von Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom verbessern – aber wie steht es um die Lebensqualität? Aktuelle Daten dazu kommen aus der MAIA- und der GRIFFIN-Studie. In der MAIA-Studie wurde die Kombination aus Daratumumab, Lenalidomid und Dexamethason (DRd) vs. Rd (Lenalidomid, Dexamethason) bei nicht für eine Transplantation geeignete Personen mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom (NDMM) verglichen. Im DRd-Arm verbesserten sich progressionsfreies Überleben (PFS) und Gesamtüberleben (OS) signifikant gegenüber der Kontrolle [1], erinnerte Prof. Dr. Aurore Perrot, Centre Hospitalier Universitaire de Toulouse. Gleiches galt für die Patient Reported Outcomes (PRO). Von den insgesamt 737 eingeschlossenen Personen galten 341 allerdings als „frail“ und daher als besonders vulnerabel. In einer neuen Analyse evaluierten die Autoren die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL) in dieser Patientengruppe nach einem medianen Follow-up von 64,5 Monaten. Schmerzen unter DRd signifikant verringert Die als gebrechlich geltenden Betroffenen waren median 77 Jahre alt und jeweils die Hälfte in jedem Studienarm wies einen ECOG von 1 auf. Die mittleren EORTC QLQ-C30*-Scores waren zu Beginn in beiden Studiengruppen ähnlich. Allerdings wurden die Betroffenen mit 39 Monaten vs. 20 Monaten unter DRd median länger behandelt als unter Rd. Die Dosisintensität von Lenalidomid wiederum war mit 215 mg/Zyklus vs. 346 mg/Zyklus im Prüfarm geringer als in der Kontrolle. Bei Teilnehmenden, die mit DRd behandelt wurden, verringerten sich die Schmerzscores um mehr als 20 Punkte, so die Referentin. Die Schmerzsymptome verbesserten sich unter DRd in einem größeren Ausmaß als unter Rd. Gleiches galt für die körperliche Funktion – zumindest bis zum 42. Zyklus. Die Forschenden beobachteten zudem Verbesserungen in den Kategorien emotionale und soziale Funktion, die jeweils unter DRd numerisch größer ausfielen. Patientinnen und Patienten aus beiden Gruppen berichteten über eine moderate Linderung der Fatigue; das Triplet schien eine Fatigue nicht zu erhöhen, betonte Prof. Perrot. Generell blieb die HRQoL im Prüfarm länger erhalten als in der Kontrolle. Besonders die körperliche Funktion wurde mit 68,1 Monaten vs. 39,6 Monaten wesentlich länger bewahrt. Laut den Ergebnissen erfahren auch gebrechliche Erkrankte unter DRd klinisch bedeutsame Verbesserungen und einen Erhalt der HRQoL bzw. des globalen Gesundheitsstatus, resümierte die Referentin. Besserer Gesundheitszustand und weniger Fatigue Daten zur Lebensqualität von für eine Transplantation geeignete Personen mit NDMM lieferte die GRIFFIN-Studie. Wie Prof. Dr. Rebecca Silbermann, Knight Cancer Institute, Oregon Health & Science University, berichtete, hatten die Teilnehmenden randomisiert eine Induktion und Konsolidierung mit Daratumumab, Lenalidomid, Bortezomib und Dexamethason (D-RVd) oder RVd erhalten [2]. Die Prüfkombination plus anschließende DR-Erhaltung verbesserte das PFS signifikant. Die aktuellen PRO bezogen sich auf den Zeitpunkt der finalen Analyse, in der die Teilnehmenden mindestens ein Jahr nach der Erhaltungstherapie nachbeobachtet worden waren (median 49,6 Monate). Die Compliance der Betroffenen, die Fragebögen auszufüllen, betrug zu Beginn der Studie in beiden Armen mehr als 81 % und verringerte sich in Prüfarm vs. Kontrolle auf 63 % vs. 49 % nach der Konsolidierung und weiter auf 49 % vs. 45 % während der Erhaltungstherapie. Sowohl der allgemeine Gesundheitsstatus als auch die körperliche Funktion verbesserten sich über die Zeit in beiden Gruppen. Schmerzsymptome wurden in beiden Armen reduziert, unter D-RVd allerdings in größerem Ausmaß als unter RVd. Gleiches galt für Fatigue. Hinsichtlich der Verringerung des EQ-5D-5L-VAS hatte D-RVd nach zwei Jahren Erhaltungstherapie einen numerisch größeren Effekt als die Kontrolle. Krankheitssymptome verbesserten sich ebenfalls in beiden Armen, mit einem numerischen Vorteil für D-RVd zu mehreren Zeitpunkten. Bei Personen, die mit D-RVd behandelt wurden, verschlechterte sich der globale Gesundheitszustand 30 Monate später als unter RVd. Die mediane Zeit, bis sich Therapienebenwirkungen verschlechterten, war in der Prüfgruppe mehr als doppelt so lang. Die Addition von des CD38-Antikörpers zu RVd verbesserte die HRQoL der Teilnehmenden der GRIFFIN-Studie, schlussfolgerte Prof. Silbermann. Insgesamt stützen die Daten die Vorteile einer Frontline-Daratumumab-Gabe als Teil eines Quadruplet-Regimes bei der Therapie von für eine Transplantation geeigneten Betroffenen. * European Organisation for Research and Treatment of Cancer Quality of Life Questionnaire Empfehlung der Redaktion Gesammelte Beiträge ASH 2022 – das Kongressdossier Wie entscheidend ist eine minimale Resterkrankung bei Vorstellung für eine alloSCT bei AML? Und wie nehmen CD38-Antikörpern Einfluss auf die Lebensqualität bei Multiplem Myelom? Diese und weitere unserer Highlight-Themen der 64. Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH) finden Sie im Dossier. basierend auf: 64. ASH Annual Meeting 10. bis 13. Dezember 2022, New Orleans, Louisiana, Abstract 472 und Abstract 473

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