Erschienen in:
01.12.2006 | Originalien
Assoziation von familiärem Status mit Histologie und klinischem Verlauf beim frühen Prostatakarzinom
verfasst von:
Dr. K. Herkommer, T. Paiss, M. Merz, J. E. Gschwend, M. Kron
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 12/2006
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Zusammenfassung
Hintergrund
In zahlreichen Studien wurde eine positive Familienanamnese als einer der größten Risikofaktoren für die Entwicklung eines Prostatakarzinoms dokumentiert. In einer US-Population wurde gezeigt, dass ein frühes Erkrankungsalter bei familiären Prostatakarzinompatienten mit einem besser differenzierten Tumor assoziiert ist. Das Ziel dieser Studie war der Vergleich klinischer Parameter zwischen sporadischen und familiären bzw. hereditären Patienten mit einem Erkrankungsalter ≤55 Jahren.
Material und Methodik
Von Prostatakarzinompatienten mit einem Diagnosealter ≤55 Jahren, welche im Zeitraum von Juli 1999 bis Juli 2004 in die Datenbank „familiäres Prostatakarzinom“ aufgenommen wurden, wurden die klinischen Daten ausgewertet. Folgende Daten wurden für alle Patienten erhoben: PSA-Wert bei Diagnose, histologisches Stadium, Grading, Gleason-Score und progressfreie Überlebenszeit.
Ergebnisse
Von 685 Patienten konnten die klinischen Daten komplettiert werden. 222 (32,4%) dieser Patienten gaben an, einen erstgradigen Familienangehörigen mit einem Prostatakarzinom zu haben, davon waren 48 (7,0%) hereditär betroffen; 463 (67,6%) waren sporadisch betroffen. Das mittlere Erkrankungsalter lag bei den hereditären Patienten bei 51,6 (41–55) Jahren, bei den familiären Patienten bei 51,1 (35–55) Jahren und den sporadischen Patienten bei 52,0 (38–55) Jahren. Das Follow-up betrug im Median bei den hereditären Patienten 24 Monate, den familiären Patienten 36 Monate und den sporadischen Patienten 35 Monate. Ein kurativer Therapieansatz mittels RPX bzw. Radiatio/Brachytherapie war bei 657/685 (95,9%) der Patienten initial geplant. Der PSA-Wert bei Diagnose, die postoperativen klinischen Parameter (Organbegrenzung, Lymphknotenbeteiligung, Gleason-Score, Grading) und das progressfreie Überleben unterschieden sich nicht deutlich zwischen sporadischen und familiären bzw. hereditären Fällen.
Schlussfolgerung
Patienten mit einem Diagnosealter ≤55 Jahren weisen häufiger eine positive Familienanamnese auf als das Gesamtkollektiv aller Prostatakarzinom-Patienten in Deutschland. Es konnte kein Zusammenhang zwischen histologischem Stadium bzw. klinischem Verlauf und der Familienanamnese bei Patienten mit einem Diagnosealter ≤55 Jahren gezeigt werden.