Erschienen in:
01.09.2010 | Originalien
Assoziation zwischen Restharnvolumen und Harnwegsinfektion
Prospektive Studie an 225 Männern
verfasst von:
Dr. S. Brookman-May, M. Burger, B. Hoschke, W.F. Wieland, F. Kendel, C. Gilfrich, K.-P. Braun, M. May
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 9/2010
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Zusammenfassung
Hintergrund
Harnwegsinfektionen (HWI) können Folge einer Blasenauslassobstruktion mit Restharnbildung sein. In einer aktuell publizierten Studie wurde hinsichtlich einer HWI asymptomatischen Männern ein Restharngrenzwert von ≥180 ml definiert, der eine Sensitivität von 87% und eine Spezifität von 98,5% bezüglich des Auftretens einer signifikanten Bakteriurie aufwies. Ziel der vorliegenden Untersuchung war, die Assoziation zwischen Restharnbildung und HWI bei asymptomatischen Männern zu überprüfen und verschiedene Restharngrenzwerte zu validieren.
Material und Methode
In einer prospektiven Studie wurden 225 asymptomatische männliche Patienten (medianes Alter 66 Jahre) hinsichtlich folgender Kriterien untersucht: prostataspezifisches Antigen (PSA), Prostatavolumen, Internationaler Prostatasymptomenscore, maximaler Uroflow, Urinkultur, Urinschnelltest und Restharnvolumen. Mittels ROC-Analyse wurde ein Restharngrenzwert diskriminiert, aus dessen Assoziation mit einer signifikanten Bakteriurie bzw. einem positiven Urinschnelltest der höchste AUC-Wert („area under the curve „) resultierte. Der unabhängige Einfluss der erfassten Variablen auf die Entwicklung einer HWI (in Urinkultur oder Urinschnelltest) wurde mittels logistischer Regressionsanalyse überprüft.
Ergebnisse
Bei 60% der asymptomatischen Männer erfolgte die Miktion restharnfrei (≤10 ml); 31% der Probanden zeigten eine positive Urinkultur (n=69). Escherichia coli wurde bei 59 der 69 Männer (86%) mit positiver Urinkultur identifiziert. Patienten mit nachgewiesener Bakteriurie hatten ein signifikant höheres Restharnvolumen im Vergleich zu Patienten mit negativer Urinkultur (113 vs. 41 ml; p<0,001); 29 Männer (13%) hatten ein Restharnvolumen ≥180 ml. Dieser Grenzwert besaß bezüglich des Nachweises einer positiven Urinkultur eine Sensitivität und Spezifität von 28% bzw. 94% (AUC=0,606; p=0,012). In der Diskriminationsanalyse wies ein Restharngrenzwert von 150 ml den höchsten AUC-Wert auf (0,617). Restharnbildung zeigte in der multivariaten Regressionsanalyse einen unabhängigen Einfluss auf den Nachweis einer HWI (Urinkultur: p=0,006; Urinschnelltest: p<0,001).
Schlussfolgerungen
Es konnte kein Restharnvolumen als Grenzwert diskriminiert werden, das mit ausreichender Sensitivität und Spezifität eine signifikant positive Urinkultur wahrscheinlich macht. Aus den Ergebnissen dieser Studie und den gegenwärtig verfügbaren Daten kann nicht sicher geschlussfolgert werden, ab welchem Restharnvolumen das Auftreten eines HWI wahrscheinlich und somit eine medikamentöse oder operative Intervention sinnvoll ist. Die Indikationsstellung zu einer therapeutischen Intervention muss sich folglich an weiteren Kriterien orientieren.