Erschienen in:
07.04.2022 | Asthma bronchiale | Schwerpunkt: Immunität und Infektionsschutz
Immunsystem und Allergien – eine unheilige Allianz
verfasst von:
Prof. Dr. med. Ludger Klimek
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 5/2022
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Zusammenfassung
Verschiedene Faktoren wirken sowohl prä- als auch postnatal auf die kindliche Immunreifung, darunter Risiko- und Schutzfaktoren aus Umwelt, Ernährung, Genetik und Epigenetik. Das Mikrobiom scheint eine wesentliche Rolle zu spielen. Die komplexe Interaktion und Regulation all dieser Faktoren ist letztlich entscheidend dafür, ob ein Kind im Verlauf der Immunentwicklung eine Allergie entwickelt. Die genetische Komponente spielt in der Entwicklung allergischer Erkrankungen eine entscheidende Rolle. Die epigenetische Regulation könnte einen Mechanismus darstellen, über welchen Umwelteinflüsse bei der Entstehung allergischer Erkrankungen auf die Immunregulation einwirken. Pathophysiologisch stehen bei allergischen Erkrankungen eine Fehlregulation verschiedener Zellen des angeborenen und erworbenen Immunsystems sowie deren Interaktion im Vordergrund. In dieser Übersicht wird die Rolle verschiedener T‑Helferzelltypen bei allergischen Erkrankungen beschrieben. Inzidenz und Dauer von Atemwegsinfektionen sind bei allergischen Patienten gegenüber nichtallergischen Kontrollen deutlich erhöht. Ursache für die häufigeren Infektionen ist neben funktionellen Aspekten eine Einschränkung der Immunabwehr durch die allergisch bedingte persistierende Entzündung der Mukosa. Diese Mechanismen sind abzugrenzen von einer echten Immundefizienz. Allergische Rhinitis (AR) und Asthma bronchiale werden heute nicht mehr als getrennte Erkrankungen definiert, sondern als zwei Ausprägungsformen einer atopischen Entität mit gleichartiger Pathophysiologie. Beide Erkrankungen können Immunglobulin-E-vermittelt auftreten und durch identische Trigger ausgelöst werden. Bei der Mehrzahl der Patienten mit AR, aber ohne klinisches Asthma ist eine bronchiale Hyperreaktivität nachweisbar.