Zehn Empfehlungen, um Fehlintubation in die Speiseröhre zu vermeiden

Nicht selten landet ein Tubus versehentlich im Ösophagus statt in der Trachea – wird dies nicht rechtzeitig erkannt, oft mit tödlichen Folgen. Ein internationales Expertenteam gibt Tipps, um das zu verhindern. Auch erfahrenem medizinischem Personal kann es passieren, dass ein Tubus fälschlicherweise in der Speiseröhre platziert wird, etwa bei eingeschränkter Sicht auf den Larynx, Stress, unzureichender Überwachung oder hustenden oder sich bewegenden Patienten und Patientinnen. Meist wird dies sofort bemerkt. Ist das jedoch nicht der Fall, kann der Fehler zu schwerer Hypoxämie, Hirnschäden oder Todesfällen führen, auch bei Routineeingriffen. In vielen Situationen ist der Nachweis von anhaltend ausgeatmetem Kohlendioxid mittels Kapnografie das wichtigste Hilfsmittel, um eine Fehlplatzierung im Ösophagus auszuschließen. Ohne diesen sei eine Fehlintubation wahrscheinlich, so Dr. Nicolas Chrimes vom Monash Medical Centre in Melbourne und sein Team. In einer konsensbasierten Leitlinie haben die Vertreter internationaler Atemwegsverbände, darunter die European Airway Management Society, Empfehlungen gesammelt, die Todesfälle und Schäden durch ösophageale Fehlintubation reduzieren sollen. Zehn wichtige Empfehlungen 1. Sowohl die Überwachung des ausgeatmeten Kohlendioxids als auch eine Pulsoximetrie sollten während aller Episoden des Atemwegsmanagements erfolgen. 2. Der routinemäßige Einsatz eines Videolaryngoskops wird empfohlen, wann immer dies möglich ist. 3. Bei jedem Versuch einer Laryngoskopie sollte der oder die Operierende die erhaltene Ansicht verbalisieren, etwa durch Beschreiben der gesehenen anatomischen Strukturen. 4. Wer operiert oder assistiert, sollte berichten, ob anhaltend Kohlendioxid ausgeatmet wird und eine ausreichende Sauerstoffsättigung vorhanden ist. 5. Kann nicht festgestellt werden, ob anhaltend Kohlendioxid ausgeatmet wird, ist der aktive Ausschluss einer ösophagealen Intubation erforderlich. 6. Sind die Kriterien für anhaltend ausgeatmetes Kohlendioxid nicht erfüllt, sollte die Standardreaktion sein, den Tubus zu entfernen und das Beatmen mit einer Gesichtsmaske oder supraglottischen Atemwegshilfen zu versuchen. 7. Wird der Tubus nicht sofort entfernt, sollte eine ösophageale Fehlintubation aktiv ausgeschlossen werden. Korrekte Techniken hierfür sind wiederholte Laryngoskopie, flexible Bronchoskopie, Ultraschall und der Einsatz eines EDD (Esophageal Detector Device). 8. Eine klinische Untersuchung sollte nicht erfolgen, um eine ösophageale Fehlintubation auszuschließen. 9. Der Tubus sollte entfernt werden, wenn einer der folgenden Punkte zutrifft: - Eine ösophageale Platzierung kann nicht ausgeschlossen werden. - Es ist nicht möglich, einen Zustand herbeizuführen, in dem wieder anhaltend Kohlendioxid ausgeatmet wird. - Die Sauerstoffsättigung verschlechtert sich zu irgendeinem Zeitpunkt, bevor ein Zustand anhaltender Kohlendioxidausatmung wiederhergestellt werden kann. 10. Es sollten Maßnahmen erfolgen, um die Unterscheidbarkeit von Variablen auf Monitoranzeigen zu standardisieren und zu verbessern. Die Forschenden um Chrimes plädieren für Weiterbildungsprogramme zur Umsetzung der Empfehlungen. Sie betonen, dass neben der Technik auch die menschlichen Faktoren wichtig seien, etwa sich in Stresssituationen nicht zu überschätzen oder im Team gut zu kommunizieren. Die Tipps seien für alle auf die Atemwege Spezialisierten relevant, unabhängig von Standort, Aufgabenbereich oder Patiententyp.

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