Erholsamer Schlaf ist wichtig, um sich am nächsten Tag gut zu fühlen, leistungsfähig zu sein und das Immunsystem zu stärken. Der anhaltende Juckreiz, der sich in der Nacht oft verstärkt oder noch bewusster wahrgenommen wird, kann bei Patienten mit atopischer Dermatitis zu immensen Schlafstörungen führen, wodurch sich die Lebensqualität zusätzlich einschränkt. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Exkursion zum Thermalzentrum in La Roche-Posay und der Universitäts-Hautklinik in Poitiers, Frankreich, präsentiert Dr. Caroline Mann, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie aus Mainz, spannende Studienergebnisse, welche die enge Korrelation zwischen Schlafqualität und atopischer Dermatitis veranschaulichen.
Wie beeinflusst atopische Dermatitis die Lebensqualität der Betroffenen, sowohl im Alltag als auch langfristig?
Atopische Dermatitis kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Juckreiz und Hautinfektionen führen zu Schlafstörungen, die wiederum Fehlzeiten am Arbeitsplatz, sozialen Rückzug oder psychische Beschwerden zur Folge haben können. Langfristig kann dies zu einem Anstieg von Hospital Anxiety und Depressionen führen. [1] All das kann zu einem Teufelskreis werden, der nicht nur Schlafstörungen begünstigt, sondern auch die psychische Gesundheit beeinträchtigt und zu chronischer Erschöpfung oder Konzentrationsstörungen führen kann. [2] Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass nicht nur die Patienten mit atopischer Dermatitis in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sind, sondern auch die gesamte Familie. Zwei Drittel der Eltern und Geschwister von Betroffenen leiden dadurch ebenfalls unter Schlafstörungen. [3]
Welchen Einfluss hat die atopische Dermatitis konkret auf die Schlafqualität der Betroffenen?
Die atopische Dermatitis kann die Schlafqualität der Betroffenen auf vielfältige Weise beeinflussen. Der multifaktorielle Einfluss umfasst unter anderem Juckreiz, Hautschmerzen, transepidermalen Wasserverlust und Thermoregulation, was zu vermindertem Tiefschlaf, Traumschlaf und vermehrtem Aufwachen führen kann. Atopische Dermatitis ist eine Komorbidität von Schlafstörungen, und umgekehrt. Ein höherer Schweregrad der atopischen Dermatitis, stärkerer Juckreiz und Schmerzen sind mit einer erhöhten Rate von Schlafstörungen verbunden. [1] 88 % der Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis haben auch wiederum häufig mittelschwere Einschlafstörungen. [4]
Das klingt sehr belastend. Wie kann eine smarte Basistherapie aussehen, um die Symptome der atopischen Dermatitis zu lindern und somit die Lebensqualität der Patienten zu verbessern?
Eine smarte Basistherapie zur Linderung der Symptome der atopischen Dermatitis kann durch den Einsatz von Emollienzien plus erreicht werden. Diese können die Schlafqualität signifikant verbessern, indem sie beispielsweise Juckreiz und Entzündungen lindern. Die ideale Pflege hat einen leicht kühlenden Effekt und soll den Wasserverlust (TWEL) über die Haut reduzieren. Die regelmäßige Anwendung von feuchtigkeitsspendenden Cremes oder Salben ist entscheidend für den Therapieerfolg. Um die Haut nicht zusätzlich zu reizen und Entzündungen zu lindern, sollten ausschließlich milde, parfümfreie Reinigungs- und Pflegeprodukte verwendet werden. Durch eine smarte Basistherapie können die Symptome der atopischen Dermatitis gelindert werden, was wiederum die Lebensqualität der Patienten verbessern kann. Wichtig ist, dass die Therapie vom Dermatologen individuell auf den Patienten abgestimmt und regelmäßig überprüft wird, um eine optimale Wirksamkeit zu erzielen. Für einen bestmöglichen Therapieerfolg empfiehlt sich, die Pflege vor dem Zubettgehen aufzutragen.
Wie kann die Schlafqualität von Patienten mit atopischer Dermatitis verbessert werden?
Zunächst einmal ist es wichtig, mit den Patienten über ihren Schlaf zu sprechen. Denn eine verbesserte Schlafqualität bedeutet auch eine verbesserte Lebensqualität für Patienten mit atopischer Dermatitis. [5] Der Insomnia Severity Index (ISI) ist ein geeignetes Instrument, um den Schweregrad der Insomnie zu erfassen und zu bewerten. [5] Die Reduktion des Juckreizes durch entzündungshemmende Maßnahmen kann bereits einen großen Teil zur verbesserten Schlafqualität beitragen. Außerdem sollten Faktoren, die ebenfalls zu Insomnie führen können, wie Koffein, Nikotin, künstliches Licht vor dem Zubettgehen und Sport am späten Abend vermieden werden. Generell können regelmäßiger Sport und Bewegung, eine ruhige Umgebung, Schlafrituale (sogenannte Schlafhygiene) und ggf. eine kognitive Verhaltenstherapie, die Insomnie positiv beeinflussen. Medikamentöse Behandlungen mit Schlafmitteln sollten wegen der Gefahr einer Abhängigkeit vermieden werden. Auch Antihistaminika der 1. Generation, die suppressiv auf den REM-Schlaf wirken, sind aus meiner Sicht ebenfalls nicht zu empfehlen.
Welche Inhaltsstoffe spielen bei der Behandlung der atopischen Dermatitis eine wichtige Rolle und warum?
Bei der Behandlung der atopischen Dermatitis gibt es eine Reihe von Inhaltsstoffen, die eine positive Wirkung haben. Wichtig ist, die geschädigte Hautbarriere wieder aufzubauen und zu stärken. So wird in der S3-Leitlinie Atopische Dermatitis empfohlen, dass Patient:innen mit AD bedarfsgerecht und regelmäßig Emollienzien als Basistherapie der gestörten Hautbarriere anwenden [5]. Emollienzien plus, wie bakterielle Lysate, z. B. aus Vitreoscilla filiformis, können die Abwehr auslösender Faktoren von Trockenheitsschüben und Reizungen bei sehr trockener oder zu Neurodermitis neigender Haut positiv beeinflussen. Sheabutter stärkt die natürliche Schutzbarriere der Haut und wirkt pflegend und rückfettend. Sie hilft, Trockenheit zu mindern und den Hydrolipidfilm der Haut mit hautähnlichen Lipiden wiederherzustellen. Der dritte essenzielle Wirkstoff ist Niacinamid. Dieser hat eine beruhigende und entzündungshemmende Wirkung. Dadurch kann der Juckreiz reduziert und die Lipidbarriere der Haut wiederhergestellt werden.
» Weitere spannende Experteninterviews zum Thema atopische Dermatitis finden Sie hier.
La Roche Posay LIPIKAR Baume AP+M Balsam
La Roche Posay LIPIKAR ECZEMA MED