Wir berichten einen positiven Krankheitsverlauf unter Dupilumab bei chronischer Prurigo [
8]. Unser Patient war aufgrund des quälenden Pruritus massiv in seiner Lebensqualität beeinträchtigt. Die S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus liefert einen sehr guten Überblick über mögliche Therapieoptionen in Abhängigkeit der jeweils zugrunde liegenden Ätiologie [
9]. Bei unserem Patienten waren die Therapieoptionen aufgrund bestehender Begleiterkrankungen insgesamt limitiert. Im Rahmen eines individuellen Heilversuchs wurde Aprepitant eingesetzt. Aprepitant wird in der deutschen Leitlinie als Therapieoption bei Prurigo nodularis oder paraneoplastischem Pruritus angeführt [
9]. Eine Phase-2-Studie hatte zuletzt die Wirksamkeit von Serlopitant bei Prurigo nodularis im Vergleich mit Placebo gezeigt [
10]. In Studien wird daher aktuell Serlopitant bei Prurigo nodularis weiter evaluiert (NCT 03677401). Da unser Patient kein ausreichendes Ansprechen auf Aprepitant zeigte, entschieden wir uns für eine Therapie mit Dupilumab. Im Allgemeinen wird bei chronischer Prurigo eine atopische von einer nichtatopischen Variante unterschieden, wobei laut Literatur bei nahezu 50 % der Patienten mit Prurigo nodularis eine atopische Komponente festgestellt werden kann [
5]. Bei unserem Patienten gehen wir von einer multifaktoriellen Genese der chronischen Prurigo bei zugrunde liegender atopischer Diathese aus. Anhand der bestehenden Hautveränderungen ergaben sich keine hinreichenden Hinweise auf atopische Stigmata oder Minimalformen. Lediglich am Abdomen imponierten dezent flächige Erytheme. Sekundäre Kratzläsionen standen im Hinblick auf das klinische Bild deutlich im Vordergrund. Richtungsweisend bezüglich einer zugrunde liegenden atopischen Diathese war letztendlich der deutlich erhöhte Gesamt-IgE-Wert im Serum. Die Wirksamkeit von Dupilumab bei der Prurigovariante des atopischen Ekzems wurde bereits berichtet [
6]. Auch bei den als Prurigo nodularis imponierenden, generell schwer zu behandelnden Varianten des atopischen Ekzems scheint Dupilumab ersten Berichten zufolge eine gute Wirksamkeit zu zeigen [
3]. Unser Fallbericht verdeutlich eindrücklich, dass eine atopische Diathese bei Vorliegen einer Prurigoerkrankung expliziert evaluiert werden sollte, da diese nicht immer auf den ersten Blick klinisch anamnestisch festzumachen ist. Im vergangenen Jahr sind mehrere Fallberichte und kleinere Fallserien publiziert worden, die weiterhin eine Wirksamkeit von Dupilumab bei Prurigo nodularis verschiedenster Genese zeigten [
1]. Die größte Fallserie aus Frankreich berichtet über 16 Patienten mit Prurigo nodularis, die von einer Behandlung mit Dupilumab profitierten [
2]. Eine weitere Fallstudie konnte eine Wirksamkeit von Dupilumab sowohl bei Prurigo nodularis als auch bei anderen Formen des chronischen Pruritus unter anderem bei urämischem Pruritus zeigen [
11]. Bezüglich des zugrunde liegenden Pathomechanismus wurde bei Prurigo nodularis epidermal vermehrt aktiviertes pSTAT6 gefunden [
4]. Der pSTAT6-Signalweg wird aktiviert durch die Th2-Zytokine IL(Interleukin)-4 und IL-13, sodass geschlussfolgert wurde, dass Th2-Zytokine eine Rolle in der Pathogenese der Prurigo nodularis spielen [
4]. Weiterhin wurde von Oetjen et al. gezeigt, dass Th2-Zytokine sensorische Neurone im Hinterhorn des Rückenmarks aktivieren, die für die Vermittlung von Pruritus von Bedeutung sind [
7]. Sie konnten zeigen, dass die Depletion des IL-4α-Rezeptors bzw. von JAK(Januskinase)1 chronischen Pruritus reduziert [
7]. Die Wirksamkeit von Dupilumab bei Prurigo nodularis wird aktuell in laufenden klinischen Studien evaluiert (NCT04183335).
Insgesamt verdeutlicht die dargestellte Kasuistik die komplexe diagnostische Abklärung und Behandlung eines Patienten mit chronischem Pruritus und Dominanz sekundärer Kratzläsionen. Ätiologische Abklärung und individuelle Therapieentscheidung sind bei chronischem Pruritus von besonderer Relevanz. In unserem Fallbericht präsentieren wir einen Patienten mit chronischer Prurigo, der relevant von Dupilumab profitieren konnte. Dupilumab sollte bei Patienten mit chronischer Prurigo als Therapieoption in Erwägung gezogen werden. Es ist von Interesse, Dupilumab im Hinblick auf seine Wirksamkeit bei chronischer Prurigo weiter zu evaluieren.