Erschienen in:
01.03.2012 | Originalien
Auf dem Weg zur schmerzarmen Kinderklinik
Nutzung von EMLA in neuropädiatrischen Einrichtungen der deutschsprachigen Länder
verfasst von:
D. Perry, PD Dr. F. Ebinger
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
|
Ausgabe 3/2012
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Zu den unangenehmsten Erfahrungen eines Klinikaufenthalts gehören besonders für Kinder und Jugendliche schmerzhafte medizinische Prozeduren. Galten sie früher als unvermeidbar, so werden sie heute zunehmend als Problem wahrgenommen. Es besteht Einigkeit, sie möglichst zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren. Ob sich der Klinikalltag jedoch entsprechend verändert hat, ist nicht bekannt.
Ziel unserer Umfrage war es, zu erfassen, wie in deutschen, österreichischen und schweizerischen neuropädiatrischen Einrichtungen mit Schmerzen bei verschiedenen medizinischen Prozeduren umgegangen wird. Hierzu wurde ein mehrseitiger Fragebogen entwickelt und an 424 Einrichtungen in Deutschland, 49 Kliniken in Österreich und 9 Kliniken der deutschsprachigen Schweiz versendet, die neuropädiatrische Untersuchungen durchführen. In Deutschland wurden auch die sozialpädiatrischen Zentren angeschrieben. Der Erhebungszeitraum reichte von Juni 2008 bis Januar 2009. Die Rücklaufquote betrug 54% (Deutschland: 55%; Österreich: 40%; Schweiz: 66%).
Bei Venen- und Lumbalpunktionen wurden große Unterschiede im Vorgehen zwischen den einzelnen Ländern und zwischen unterschiedlichen Einrichtungen deutlich. Während sich in der Schweiz und in Österreich die Analgesie bei medizinischen Prozeduren stärker durchgesetzt hat, nutzt nur knapp ein Viertel aller Einrichtungen in Deutschland eine eutektische Mischung lokaler Anästhetika (EMLA) bei Blutentnahmen immer oder meistens.
Dabei ist in Deutschland die Nutzung des EMLA-Pflasters stärker vom einzelnen Arzt abhängig, der die Blutentnahmen durchführt. Ärzte an deutschen Krankenhäusern scheinen mit dem Status quo jedoch insgesamt nicht zufrieden zu sein. In Einrichtungen an Universitätskliniken wünschen knapp über 60% einen häufigeren Einsatz von EMLA. Bei einer Lumbalpunktion wenden knapp drei Viertel aller antwortenden Kliniken fast immer oder meist eine Lokalanästhesie an. Der Anteil steigt statistisch signifikant, wenn Leitlinien vorhanden sind. Die zur vollen anästhetischen Wirkung vorgeschriebene EMLA-Einwirkzeit von 60 min halten in Deutschland nur etwa 18% der Ärzte ein.