Operationsziel. Bleibende und belastbare Defektdeckung an der unteren Extremität nach Unfallverletzungen, Tumorresektionen, Bestrahlungsfolgen oder Osteomyelitis mit myokutanem freien Lappentransfer des M. latissimus dorsi. Indikationen. Schichtenübergreifender Weichteildefekt an der unteren Extremität als Folge von Unfallverletzungen, Tumorresektionen, Bestrahlungsfolgen oder Osteomyelitis. Kontraindikationen. Z. n. lateraler Thorakotomie, wenn der M. latissimus dorsi durchtrennt wurde. Relative Kontraindikation bei Rollstuhlfahrern sowie bei Überkopfsportlern, da der transplantierte, dann fehlende M. latissimus dorsi die Schulterstabilität und Mobilität des Patienten potentiell einschränken könnte. Operationstechnik. In Allgemeinnarkose erfolgt in Seitlage in Fechterstellung zunächst das Debridement des Defekts an der unteren Extremität und die Anschlussgefäßdarstellung, am Unterschenkel präferentiell an der A. tibialis posterior, bei proximalerer Anschlusssituation entsprechend A. poplitea bzw. A. femoralis sowie der Begleitvenen/V. saphena magna. Nach Schablonenentnahme des Defekts myokutane mikrochirurgische Entnahme des M. latissimus dorsi und Transplantation mit mikrochirurgischer Anastomosierung der thorakodorsalen Lappengefäße an das Zielgefäß arteriell präferentiell in End-zu-Seit-Technik sowie einer venösen Anastomose. Weiterbehandlung. 24-h-Überwachung auf der Intensivstation mit initial stündlicher klinischer Lappen- und Temperaturkontrolle. Intermittierende elastische Wickelung (Lappentraining) ab dem 7. postoperativen Tag (initial 3 -mal 5 min) und Kompressionsstrumpftherapie für mindestens 6 Monate. Ergebnisse. In der Zeit von 2001–2007 wurden in unserer Klinik 75 freie Lappenplastiken des M. latissimus dorsi (Alter 53 ± 17 Jahre, Spanne 11–88 Jahre) zur Defektdeckung an der unteren Extremität durchgeführt. Zielanschlussgefäße für den freien Latissimus-dorsi-Transfer waren in 58% die A. tibialis posterior, in 11% die A. femoralis, in 8% die A. tibialis anterior und in weiteren 8% die A. poplitea. In 15% der Fälle wurde ein AV-Loop angelegt. Die Gesamtüberlebensrate in Bezug auf das Lappenüberleben nach freien Transplantationen des M. latissimus dorsi an die untere Extremität lag bei 95%. In 4 Fällen kam es zu einer Totalnekrose des freien Latissimus-dorsi-Transfers, ausnahmslos bei komplexen Rekonstruktionen in AV-Loop-Situationen.