Skip to main content
Erschienen in: Der Nervenarzt 5/2015

01.05.2015 | Leitthema

Aufwand und Finanzierung leitliniengerechter, psychotherapeutischer Behandlung im Krankenhaus

verfasst von: Prof. Dr. C. Normann, J. Wolff, A. Hochlehnert, J.P. Klein, F. Hohagen, K. Lieb, J. Deckert, P. Falkai, M. Berger, S.C. Herpertz

Erschienen in: Der Nervenarzt | Ausgabe 5/2015

Einloggen, um Zugang zu erhalten

Zusammenfassung

Hintergrund

Die Finanzierung psychiatrisch-psychotherapeutischer Krankenhausleistungen in Deutschland wird seit 1991 unverändert durch die Psychiatrie-Personalverordnung (Psych-PV) bestimmt. Psychotherapie hat sich nach 1991 als eine wirksame und unverzichtbare Behandlungsform in der Versorgung von psychischen Störungen und Verhaltensstörungen etabliert.

Ziel der Arbeit

Das Ziel dieser Studie war, den psychotherapeutischen Personalaufwand ärztlicher und psychologischer Leistungen im Rahmen einer leitliniengerechten Krankenhausversorgung empirisch zu ermitteln. Ein weiteres Ziel war, diesen mit den dafür derzeit in der Psych-PV vorgesehenen und zukünftig im Pauschalierenden Entgeltsystem Psychiatrie und Psychosomatik (PEPP) abgebildeten Ressourcen zu vergleichen.

Material und Methoden

Universitätsklinika für Psychiatrie und Psychotherapie wurden gebeten, detaillierte Informationen zu Patienten retrospektiv zur Verfügung zu stellen, bei denen die personellen Ressourcen für eine leitliniengerechte psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung bereitgestellt werden konnten. Es wurden sowohl Daten zu den erbrachten ärztlichen und psychologischen Psychotherapieleistungen und dem damit verbundenen Personalaufwand als auch die patientenbezogenen Psych-PV- und PEPP-Klassifizierungen erhoben.

Ergebnisse

Das aus der Psych-PV errechnete Budget deckte im Mittel nur 71 min psychotherapeutische Leistungen je Patient und Woche. Die tatsächliche mittlere Psychotherapieintensität, wie sie in den Universitätsklinika erbracht wurde, betrug 194 min je Patient und Woche. Die damit verbundene mittlere Personalbindung für Psychotherapie betrug 102 min je Patient und Woche. Beide Kennzahlen nahmen mit zunehmender Verweildauer zu. Das in der Psych-PV vorgesehene Budget für Psychotherapie deckte nur 70 % des eingesetzten ärztlichen und psychologischen Personals. Die im momentanen Entwicklungsstand vorgesehene Psychotherapie im PEPP-Budget deckt nur 59 % des eingesetzten Personals ab.

Diskussion

Die Ergebnisse dieser Studie geben eine weitere, eindeutige Empfehlung zur Anpassung der nicht mehr zeitgemäßen Budgets an die aktuelle Evidenzlage und S3-Leitlinien zur psychiatrisch/psychotherapeutischen Krankenhausbehandlung. D. h. es müssen deutlich mehr Personalressourcen für die Erbringung psychotherapeutischer Leistungen bereitgestellt werden.
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Berger M (2014) Psychische Erkrankungen: Klinik und Therapie – inkl. Online-Version – mit Zugang zum Elsevier-Portal, 5. Aufl. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, München Berger M (2014) Psychische Erkrankungen: Klinik und Therapie – inkl. Online-Version – mit Zugang zum Elsevier-Portal, 5. Aufl. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, München
2.
Zurück zum Zitat Berger M, Adli M, Beine KH et al (2015) Das Krankenhaus-Psych-Budget – ein Alternativkonzept. Dtsch Ärztebl 112(13): A-574/B-488/C-476 Berger M, Adli M, Beine KH et al (2015) Das Krankenhaus-Psych-Budget – ein Alternativkonzept. Dtsch Ärztebl 112(13): A-574/B-488/C-476
3.
Zurück zum Zitat Berger M, Wolff J, Normann C et al (2015) Leitliniengerechte psychiatrisch-psychotherapeutische Krankenhausbehandlung. Normative Personalermittlung am Beispiel Depression. Nervenarzt 86 Berger M, Wolff J, Normann C et al (2015) Leitliniengerechte psychiatrisch-psychotherapeutische Krankenhausbehandlung. Normative Personalermittlung am Beispiel Depression. Nervenarzt 86
4.
Zurück zum Zitat Kaltenbach L, Kunze H (2005) Psychiatrie-Personalverordnung: Textausgabe mit Materialien und Erläuterungen für die Praxis, 5. Aufl. Kohlhammer, Stuttgart Kaltenbach L, Kunze H (2005) Psychiatrie-Personalverordnung: Textausgabe mit Materialien und Erläuterungen für die Praxis, 5. Aufl. Kohlhammer, Stuttgart
5.
Zurück zum Zitat Meyer M (2013) Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2012. In: Badura B, Ducki A, Schröder H, Klose J, Meyer M (Hrsg) Fehlzeiten-Report 2013– Verdammt zum Erfolg – Die süchtige Arbeitsgesellschaft? Springer Verlag, Heidelberg Meyer M (2013) Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2012. In: Badura B, Ducki A, Schröder H, Klose J, Meyer M (Hrsg) Fehlzeiten-Report 2013– Verdammt zum Erfolg – Die süchtige Arbeitsgesellschaft? Springer Verlag, Heidelberg
6.
Zurück zum Zitat Meyer M (2014) Unveröffentlichte Daten des Wissenschaftlichen Instituts der AOK: Fehlzeiten 2012 des Psychologen, Gesundheits- und Krankenpfleger und des Medizinisch-technischen Dienstes Meyer M (2014) Unveröffentlichte Daten des Wissenschaftlichen Instituts der AOK: Fehlzeiten 2012 des Psychologen, Gesundheits- und Krankenpfleger und des Medizinisch-technischen Dienstes
7.
8.
Zurück zum Zitat Schramm E, Calker D van, Dykierek P et al (2007) An intensive treatment program of interpersonal psychotherapy plus pharmacotherapy for depressed inpatients: acute and long-term results. Am J Psychiatry 164(5):768–777CrossRefPubMed Schramm E, Calker D van, Dykierek P et al (2007) An intensive treatment program of interpersonal psychotherapy plus pharmacotherapy for depressed inpatients: acute and long-term results. Am J Psychiatry 164(5):768–777CrossRefPubMed
9.
Zurück zum Zitat Statistisches Bundesamt (2013) Tiefgegliederte Diagnosedaten der Krankenhauspatientinnen und -patienten 2012. http://www.destatis.de Statistisches Bundesamt (2013) Tiefgegliederte Diagnosedaten der Krankenhauspatientinnen und -patienten 2012. http://​www.​destatis.​de
10.
Zurück zum Zitat Statistisches Bundesamt (2010) Krankheitskosten – Fachserie 12. http://www.destatis.de Statistisches Bundesamt (2010) Krankheitskosten – Fachserie 12. http://​www.​destatis.​de
11.
Zurück zum Zitat Statistisches Bundesamt (2012) Gesundheit – Kostennachweis der Krankenhäuser – Fachserie 12 Reihe 6.3. http://www.destatis.de Statistisches Bundesamt (2012) Gesundheit – Kostennachweis der Krankenhäuser – Fachserie 12 Reihe 6.3. http://​www.​destatis.​de
12.
Zurück zum Zitat Wolff J, Berger M, Normann C et al (o.J.) Wohin führt die Konvergenz? – Ein Vergleich von Psych-PV Vorgaben und den tatsächlichen Personalressourcen. Nervenarzt (eingereicht) Wolff J, Berger M, Normann C et al (o.J.) Wohin führt die Konvergenz? – Ein Vergleich von Psych-PV Vorgaben und den tatsächlichen Personalressourcen. Nervenarzt (eingereicht)
Metadaten
Titel
Aufwand und Finanzierung leitliniengerechter, psychotherapeutischer Behandlung im Krankenhaus
verfasst von
Prof. Dr. C. Normann
J. Wolff
A. Hochlehnert
J.P. Klein
F. Hohagen
K. Lieb
J. Deckert
P. Falkai
M. Berger
S.C. Herpertz
Publikationsdatum
01.05.2015
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Der Nervenarzt / Ausgabe 5/2015
Print ISSN: 0028-2804
Elektronische ISSN: 1433-0407
DOI
https://doi.org/10.1007/s00115-015-4309-6

Weitere Artikel der Ausgabe 5/2015

Der Nervenarzt 5/2015 Zur Ausgabe

CME Zertifizierte Fortbildung

Adhärenz in der Psychopharmakologie

Mitteilungen der DGPPN

Mitteilungen der DGPPN 5/2015

Originalien

Neonatizid

Neu in den Fachgebieten Neurologie und Psychiatrie