01.11.2012 | Kommentare
Auswirkungen des Menschenhandels auf die Gesundheit von betroffenen Frauen und mögliche Handlungsoptionen
verfasst von:
Leonie Zühlke, Grit Kühne, Wilhelm Kirch
Erschienen in:
Prävention und Gesundheitsförderung
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Ausgabe 4/2012
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Zusammenfassung
Der Menschenhandel ist die moderne Form der Sklaverei. Er betrifft jährlich tausende von Frauen, Kindern und Männern und hat gravierende gesundheitliche Auswirkungen zur Folge. Insbesondere junge Frauen stellen eine vulnerable und leicht erreichbare Gruppe für die Täter dar. So werden sie meist zur Prostitution im Heimat- oder Ausland gezwungen. Über die Verschleppung von Frauen und Minderjährigen zur sexuellen Ausbeutung ist das meiste Wissen vorhanden. Aus diesem Grund möchte sich der Kommentar auch diesem Phänomen widmen. Die Ursachen finden sich in einem komplexen System aus Push- und Pull-Faktoren wieder.
Die gesundheitlichen Auswirkungen sind enorm. Die Frauen erkranken nicht nur an infektiösen sexuell übertragbaren und nicht sexuell übertragbaren Krankheiten, sondern leiden häufig auch unter der körperlichen Misshandlung der Täter. Die Verletzungen und Traumata führen in vielen Fällen auch zu einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Da die Ärzte häufig die einzigen sind, welche mit den Betroffenen in Kontakt kommen, obliegt es ihnen die Opfer zu identifizieren, sie zu behandeln und den Betroffenen evtl. auch zu helfen, den Tätern und ihrer missliche Lage zu entkommen. Auf dem Gebiet des Handels mit Frauen und Minderjährigen zur sexuellen Ausbeutung besteht noch viel Forschungsbedarf. Weiterhin ist es nötig mit einer umfassenden Kampagne medizinisches Fachpersonal auf das Geschehen aufmerksam zu machen. So können Medizinern die vorhandenen diagnostischen Fragen und Symptomenkomplexe nutzen, um Opfer zu identifizieren. Ärzte können den Menschenhandel nicht verhindern. Sie können jedoch dazu beitragen, die Opfer zu entdecken, zu versorgen und Aufklärungsarbeit zu leisten.