Erschienen in:
01.06.2004 | Ergebnisse & Kasuistik
Autoimmune Funktionsstörungen der Schilddrüse unter Interferon-β-1b-Therapie bei Patienten mit Multipler Sklerose
Kasuistik und Literaturübersicht
verfasst von:
Dr. C. Lange-Asschenfeldt, S. Boor, G. J. Kahaly, F. Thömke
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 6/2004
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Zusammenfassung
Thyreoidale Autoimmunität bzw. Schilddrüsendysfunktion unter Interferon-α-Therapie der chronischen Hepatitis C oder anderer Erkrankungen sind bekannte Nebenwirkungen und werden allgemein immunmodulatorischen und -aktivierenden Eigenschaften des Zytokins zugeschrieben. Trotz weit verbreiteter Anwendung existieren jedoch wenig Berichte solcher Ereignisse unter Interferon β(IFNB-1a/b)-Therapie, der derzeitigen Standardbehandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose (MS), Verlaufsuntersuchungen sind erst seit kurzem bekannt. Wir beschreiben hier den Fall einer 38-jährigen Patientin mit unter IFNB-1b-Behandlung de novo aufgetretenem Morbus Basedow mit ausgeprägter endokriner Ophthalmopathie. Die Literaturdurchsicht ergab eine Inzidenz von Schilddrüsenfunktionsstörungen de novo bei IFNB-1b-behandelten MS-Patienten von 11% (5% klinisch manifest), v. a. Hyperthyreosen (vergleichende Untersuchungen zu IFNB-1a stehen in größerem Umfang derzeit noch nicht zur Verfügung). Eine spezifische Behandlung wurde in den meisten Fällen erforderlich, jedoch nicht notwendigerweise ein Therapieabbruch. Weibliches Geschlecht, vorbestehende thyreoidale Autoimmunität sowie positive Familienanamnese hinsichtlich Schilddrüsenerkrankungen scheinen Risikofaktoren für das Auftreten von Schilddrüsenfunktionsstörungen de novo unter IFNB-1b-Therapie zu sein.