Erschienen in:
01.12.2014 | Originalarbeit
Autonomie als Rechtfertigungsgrund psychiatrischer Therapien
verfasst von:
Dr. Dr. Orsolya Friedrich, PD Dr. Jan-Hendrik Heinrichs
Erschienen in:
Ethik in der Medizin
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Ausgabe 4/2014
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Zusammenfassung
In der psychiatrischen Praxis werden etliche medizinisch indizierte Therapien sowie auch Zwangsmaßnahmen nicht nur mit dem Argument der Symptombekämpfung und der therapeutischen Notwendigkeit, sondern auch implizit mit der Wahrung oder Wiederherstellung von Autonomie gerechtfertigt. Seit neueren Rechtsprechungen des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesgerichtshofs und seit der vom Bundestag 2013 verabschiedeten neuen Regelung zur Durchführung von Zwangsmaßnahmen in der Psychiatrie wird eine ethische Debatte geführt, wie in der Praxis mit psychisch kranken Patienten umgegangen werden soll, die sich selbst oder andere gefährden, aber keine Behandlung wünschen. Dabei wird selten eine differenzierte Darstellung philosophischen Autonomieverständnisses vorgelegt, mit der Konsequenz, dass Potenziale einer differenzierten Auseinandersetzung für die Fragestellung nicht ausgeschöpft werden. Hierzu möchte dieser Aufsatz Anregungen liefern und differenziert in drei Formen von Selbstbestimmung mit ihren jeweiligen konstituierenden Bedingungen, die in Bezug gesetzt werden zu verschiedenen psychiatrischen Krankheitsbildern und Zwangsmaßnahmen.