Erschienen in:
01.12.2022 | Autopsie | Geschichte der Pathologie
Zwischen Anatomie und Pathologie
Die Sektionsberichte des Galen von Pergamon
verfasst von:
Prof. Dr. med. Dr. phil. Werner Golder
Erschienen in:
Die Pathologie
|
Ausgabe 2/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Sektionsberichte im Opus des griechisch-römischen Arztes Galen von Pergamon sind bisher überwiegend unter literarischen und sozialgeschichtlichen Gesichtspunkten untersucht worden. Die auf die medizinischen Aspekte fokussierte Analyse ist noch unvollständig.
Fragestellung
Welche pathologisch-anatomische Kompetenz vermitteln die galenischen Sektionsberichte?
Material und Methoden
Die etwa 400 galenischen Kasuistiken wurden auf im Rahmen von Sektionen gewonnene Aussagen zur Anatomie und Pathologie von Tieren und Menschen untersucht.
Ergebnisse
In 29 Fallbeschreibungen werden Fragen zu Anatomie und Pathologie thematisiert; die meisten Sektionsberichte finden sich in dem Werk mit dem Titel Praxis der Anatomie (De anatomicis administrationibus). Die Texte folgen keinem festen Gliederungsschema. Stets ist Galen der einzige Akteur, Beobachter und Erklärer. Viele Eingriffe wurden vor Publikum durchgeführt. Bei weitem am häufigsten wurden Affen seziert. Kleine Tiere mied Galen, da deren Anatomie seiner Meinung nach der des Menschen nicht ähnlich genug war. Die Obduktion menschlicher Leichen in wissenschaftlicher Absicht beschränkte sich auf Opfer von Seuchen, kriegerischen Auseinandersetzungen und Unfällen.
Diskussion
Die Sektionsprotokolle decken nur einen Teil der pathologischen Fachkenntnisse Galens ab. Die publikumswirksame Öffnung von Tierleichen brachte ihm einen großen Teil seines Ansehens als wissenschaftlich orientierter Arzt ein. Die Berichte sind ein wesentlicher Bestandteil der Sammlung der galenischen Kasuistiken und liefern wichtige Detailinformationen zur Geschichte der Anatomie und Pathologie in der Spätantike.