Einleitung
Die Obduktion und die Beurteilung von Organgewichten haben in der Medizin auch im Zeitalter modernster Technologien einen zentralen Stellenwert. In dieser Studie wurden aktuelle Normwerte für die Gewichte adulter Gehirne und Herzen ermittelt. Des Weiteren wurde der Zusammenhang zwischen Organgewichten und der Todesart untersucht.
Material und Methoden
Es erfolgte eine retrospektive Auswertung der im Dreijahreszeitraum von 2011 bis 2013 im Institut für Rechtsmedizin in Frankfurt a. M. durchgeführten Obduktionen. Die statistischen Berechnungen wurden mithilfe des Programms „BiAS. für Windows“ ausgeführt.
Ergebnisse
An der vorliegenden Studienpopulation wurden folgende Normwerte ermittelt: Gehirn 1210,0–1715,1 g (♂, n = 198) bzw. 1023,8–1495,0 g (♀, n = 134), Herz 255,0–511,8 g (♂, n = 152) bzw. 193,1–460,0 g (♀, n = 114). Des Weiteren wurden Tabellen mit Normwerten für Subgruppen der am stärksten mit Organgewichten korrelierenden Körpermaße, nämlich Body-Mass-Index (BMI), Körperoberfläche („body surface area“, BSA) und Körpergewicht, gebildet. Bei beiden Geschlechtern lag weder beim Gehirn noch beim Herz ein signifikanter Unterschied des Organgewichts je nach Todesart vor. Außerdem wurden Organindizes entwickelt, mit deren Hilfe der Anwender berechnen kann, ob ein Organgewicht, Körpermaßen bzw. Alter entsprechend, im Normbereich liegt.
Schlussfolgerung
Im Vergleich mit Normwerten für Organgewichte aus früheren Jahrzehnten erscheinen aktuelle Werte höher. Bei ähnlichen Durchschnittswerten sind die Normwerte der vorliegenden Studienpopulation, insbesondere die oberen Grenzwerte, wegen Unterschieden in den Studiendesigns und -populationen, meist höher als in anderen aktuellen Studien. Für die Erstellung von Normwerten ist der weitestgehende Ausschluss pathologisch veränderter Organe, nicht aber der Ausschluss von Fällen mit natürlichem Tod entscheidend.