Hintergrund
Kranken und verletzten Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten kann in ihren Herkunftsländern häufig nur bedingt geholfen werden. Um dennoch eine medizinische Versorgung der meist komplexen Erkrankungen zu ermöglichen, werden diese Kinder häufig in Europa behandelt.
Material und Methoden
Zur Evaluierung des postoperativen Outcomes rekonstruktiver Eingriffe bei Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten erfolgte eine Auswertung der klinikinternen Datenbank zwischen 1997 und 2017. Analysiert wurden die operative Indikation, das chirurgische Vorgehen, etwaige Revisionen bzw. Konversionen sowie die Gesamtmortalität.
Ergebnisse
Im oben genannten Zeitraum wurden insgesamt 44 (männlich: n = 32, weiblich: n = 12) Kinder zwischen 3–14 Jahren aus Afghanistan, Angola, Zentralasien und dem Kaukasus behandelt. Die Indikationen zu den rekonstruktiven Eingriffen waren: Blasenekstrophie (n = 23), neurogene Blasenfunktionsstörung (n = 9), Penisteilamputation (n = 1) sowie traumatischer Blasenfunktionsverlust (n = 11). Bei 26 Kindern erfolgte die Anlage eines Conduits, 11 Kinder erhielten ein Sigma-Rektum-Pouch und 1 Kind einen Ileozäkalpouch, 5 weitere Kinder erhielten eine Blasenaugmentation und ein Kind eine Mundschleimhauturethroplastik. Insgesamt mussten 7 Revisionen bzw. Konversionen wegen Harnleiterimplantationsstenosen und rezidivierenden Azidosen durchgeführt werden. 5 Kinder verstarben in ihrem Heimatland aufgrund einer Azidose, Sepsis, terminaler Niereninsuffizienz, wegen eines Unfall und sozialer Ausgrenzung.
Schlussfolgerung
Im Langzeitverlauf leben 39 von den 44 (88,6 %) Kindern sozial integriert in ihrem Heimatland und werden durch lokale Hilfsorganisationen regelmäßig überwacht. Bei der Wahl des rekonstruktiven Eingriffs sollten u. a. die lokalen Gegebenheiten berücksichtigt werden.