Erschienen in:
10.05.2019 | Psychotherapie | Seltene Erkrankungen
Bedeutung der psychosomatischen Medizin für Menschen mit seltenen Erkrankungen
verfasst von:
Dr. B. Kolb-Niemann, J. Kruse
Erschienen in:
Die Innere Medizin
|
Ausgabe 6/2019
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Menschen mit seltenen Erkrankungen weisen eine sehr hohe Rate an psychischen und sozialen Belastungen auf. Daraus erwachsen spezifische Aufgaben und Problemstellungen in der psychosomatischen Versorgung der Patienten. Die körperlichen und/oder psychischen Symptome einer unerkannten seltenen organischen Erkrankung können einerseits fälschlicherweise als psychosomatische Erkrankung diagnostiziert werden, woraufhin die Betroffenen gegebenenfalls eine nicht ursächlich wirksame Psychotherapie erhalten. Andererseits können sich behandlungsbedürftige psychosoziale Belastungen und Störungen in der Folge einer seltenen Erkrankung entwickeln. Diese sollten als solche diagnostiziert und einer psychotherapeutischen Behandlung zugeführt werden. Liegen im Einzelfall sowohl Symptome einer seltenen Erkrankung als auch Symptome einer psychosomatischen Störung im Sinne einer Komorbidität vor, darf weder die eine noch die andere Diagnose zum vorschnellen Abbruch der somatischen oder der psychosomatischen diagnostischen Bemühungen führen. Allzu leicht kommt es ansonsten zu Fehlattribuierungen, wodurch der weitere diagnostische und therapeutische Ablauf nachhaltig gestört werden kann. Interdisziplinäre Versorgungskonzepte sollten daher weiterentwickelt werden.