Erschienen in:
01.08.2007 | Originalien
„Bedside“-Thrombelastographie
Kostenreduktion in der Herzchirurgie
verfasst von:
Dr. G.J. Spalding, M. Hartrumpf, T. Sierig, N. Oesberg, C.G. Kirschke, J.M. Albes
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 8/2007
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Zusammenfassung
Hintergrund
Demographische Änderungen und aggressive Medikation mit Thrombozytenaggregationshemmern haben einen erheblichen Anstieg der Kosten des Blut- und Blutprodukteverbrauchs in der Herzchirurgie nach sich gezogen. Um einen kosteneffizienten Behandlungspfad zu generieren, wurde die Qualität der Gerinnselbildung mithilfe der „Bedside“-Rotationsthrombelastographie (ROTEM) evaluiert.
Patienten und Methoden
Die Behandlungskosten von herzchirurgischen Patienten wurden retrospektiv vor (729 Patienten) und nach (693 Patienten) Implementierung des Bedside-ROTEM analysiert. Kumulative Zahlen und Kosten von Thrombozytenkonzentraten (TK), Fresh Frozen Plasma (FFP), Erythrozytenkonzentraten (EK) und den Gerinnungsfaktoren: Prothrombinkomplexkonzentrat, rekombinanter Faktor VIIa (NovoSeven®), Faktor XIII (Fibrogammin®) und Fibrinogen (Hämocomplettan®) wurden erfasst. Durchschnittliche monatliche Zahlen und Kosten wurden verglichen. Die Anzahl der Rethorakotomien und die Frühletalität wurden in beiden Perioden erhoben und gegenübergestellt.
Ergebnisse
Nach ROTEM-Implementierung sanken der kumulative EK-Verbrauch um 25% und der TK-Verbrauch um 50%. Der FFP-Verbrauch änderte sich hingegen nicht. Prothrombinkomplexkonzentrat und Fibrogammin® wurden zu 80% weniger eingesetzt; auf NovoSeven® konnte gänzlich verzichtet werden. Der Hämocomplettan®-Verbrauch verdoppelte sich. Die kumulativen monatlichen Kosten aller Blutprodukte sanken von 66.000 EUR auf 45.000 EUR (−32%). Die monatlichen Kosten für Gerinnungsfaktoren verringerten sich von 60.000 EUR auf 30.000 EUR (−50%), sodass sich eine kombinierte Ersparnis von 44% ergab. Im Gegensatz dazu beliefen sich die monatlichen Kosten für ROTEM auf 1580 EUR. Die Gesamtzahl der Rethorakotomien sank von 6,6 auf 5,5%, während die Frühletalität (5,9%, 6,0%) stabil blieb.
Zusammenfassung
Die kumulativen Kosten für die Behandlung von perioperativen Gerinnungsstörungen wurden durch ein selektives Substitutionsmanagement unter Zuhilfenahme von Bedside-ROTEM erheblich gemindert. Die eingesparten Kosten für Blut- und Gerinnungsprodukte kompensierten dabei klar die Aufwendungen für das ROTEM. Ein adäquates differenziertes Gerinnungsmanagement kann daher durchaus kosteneffizient sein.