18.07.2024 | Begutachtung | Originalien und Übersichten
Sozialmedizinische Begutachtungen: Eine Bestandsaufnahme des Ärztlichen Dienstes der Bundesagentur für Arbeit
verfasst von:
Prof. Dr. med. Dr. disc. Pol. Andreas G. Franke, M.A., Kirsi Manz, Gabriele Lotz-Metz
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 9/2024
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Zusammenfassung
Einleitung
Der Ärztliche Dienst (ÄD) der Bundesagentur für Arbeit (BA) ist für die sozialmedizinische Beratung und Begutachtung von KundInnen zuständig, bei denen sich die Frage nach der Leistungsfähigkeit für den Arbeitsmarkt stellt. Daten über den ÄD, seine Struktur und seine Leistungen waren bislang nur BA-intern verfügbar.
Methoden
Im Oktober 2023 wurden Daten des ÄD aus 3 Datensystemen entnommen, aufbereitet und analysiert, die Angaben zu Mitarbeitendenstruktur, Auftraggebenden und Aufträgen des ÄD enthalten.
Ergebnisse
Die Anzahl der hauptamtlich Mitarbeitenden im ÄD sank von 2016 (n = 859,1 Vollzeitäquivalente, VZÄ) auf n = 799,0 VZÄ im Jahr 2021 signifikant ab. Dies gilt für ÄrztInnen, FachassistentInnen, ärztliche AsisstentInnen und freiberuflich für den ÄD tätige VertragsärztInnen. Die Anzahl der weiblichen Mitarbeitenden-VZÄ stieg in diesem Zeitraum signifikant von 85,6 % (2016) auf 87,0 % (2021) an. Auch die Teilzeitquote stieg von 41,4 % (2016) auf 50,6 % (2021) signifikant an. Die Anzahl der Aufträge an den ÄD war 2017–2019 mit ca. 630.000 stabil, zeigte aber 2020 (n = 518.538) und 2021 (n = 545.289) ein Tief; insbesondere die Begutachtungsanzahl mit KundInnenkontakt sank von 2019 (n = 166.980) auf 2020 (n = 52.484) signifikant ab. Die Aufträge stammen überwiegend aus dem Bereich der Arbeitsvermittlung (n = 349.346).
Diskussion
Die Größe des ÄD sank im betrachteten Zeitraum analog zu den Aufträgen insgesamt leicht ab, was 2020 und 2021 als Covid-19-bedingt anzusehen sein dürfte und insges. auf den Fachkräftemangel zurückzuführen sein könnte. Dabei stiegen Frauen- sowie Teilzeitanteil der Beschäftigten signifikant an, wobei sich nicht nur bei Frauen bundesweit ein Teilzeittrend abzeichnet. Um allen fraglich leistungs(un)fähigen KundInnen eine rasche Begutachtung zu ermöglichen, sollte die Mitarbeitendenzahl des ÄD möglichst nicht weiter abfallen.