Kommentar
Das Studiendesign ist klar und die Arbeit ist gut strukturiert. Die Patientenanzahl erscheint allerdings etwas niedrig, um eine gute evidenzbasierte Aussage zu treffen. Die Auswertung ist sehr detailliert, es wurden zur Erfassung der Inkontinenz standardisierte und validierte Fragebögen verwendet. Die Diskussion hätte eine tiefere Analyse wünschen lassen, der Vergleich mit der bestehenden Literatur wird meist oberflächlich und kurz abgehandelt.
Die Autoren vergleichen zwei Therapiearme, deren Wirksamkeiten in der Literatur unterschiedlich bewertet werden. Die Anwendung von Bulking-Agents zeigte vielversprechende funktionelle Verbesserungen bei leichter und moderater Stuhlinkontinenz [
3]. Im weiteren Verlauf nimmt die Effizienz aber deutlich ab und die Substanzen scheinen sich aufzulösen bzw. sind sonographisch nicht mehr darstellbar [
4]. Dementsprechend wäre es gerade bei dieser Fragestellung sinnvoll gewesen, auch eine längere Nachbeobachtung durchzuführen. Es ist anzunehmen, dass zu einem späteren Zeitpunkt kein signifikanter Unterschied erkennbar sein wird. Die Biofeedbacktherapie hat einen etablierten Stellenwert in der Behandlung der Inkontinenz mit unterschiedlich publizierter Effektivität [
5]. Die Autoren schreiben, dass obwohl die funktionellen Ergebnisse durch die Bulking-Agents besser waren, dennoch primär eine Biofeedbacktherapie durchgeführt werden sollte. Aus praktischer Perspektive ist diese Aussage nachvollziehbar. Die Mehrheit der Studienpatienten gab auch an, die Therapie weiterzuempfehlen. Basierend auf den aktuellen Studiendaten, hat die Biofeedbacktherapie aber nur eine sehr marginale Wirkung auf die Symptome und könnte daher durchaus im Behandlungsalgorithmus hinterfragt werden.
Fazit für die Praxis
In der funktionellen Chirurgie gibt es einen gravierenden Mangel an Studien mit hohem Evidenzlevel. Das hat mehrere Gründe; die Heterogenität der Patientenkohorten in Hinblick auf Alter, Ursache und Charakteristika ist einer davon. Das spiegelt sich in der Schwierigkeit wider, eine große Anzahl an vergleichbaren Studienpatienten zu rekrutieren. Trotz oben erwähnter Limitationen zeigt die Studie aber interessante Ergebnisse: Bulking-Agents sind klar effektiver als eine Biofeedbacktherapie nach 12 Monaten. Dementsprechend könnten Patienten mit hohem Leidensdruck direkt einer invasiveren Therapie zugeführt werden. Individuelle Behandlungsstrategien spielen auch im Management der Stuhlinkontinenz eine relevante Rolle.
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